Oberdollendorfer Laurentius-Kirmes Festzug marsch!

OBERDOLLENDORF · Raub des Kirmeskerls! Ein dreister Entführungsfall sorgte für Betroffenheit bei der Sankt Sebastianus-Junggesellen-Bruderschaft von 1659. Kurz vor dem offiziellen Start der Laurentius-Kirmes wurde das Fehlen des Paias entdeckt.

 Durch den malerischen Weinort führte die Prozession zum Auftakt der Oberdollendorfer Kirmes.

Durch den malerischen Weinort führte die Prozession zum Auftakt der Oberdollendorfer Kirmes.

Foto: Frank Homann

Die Täter müssen den Kirmeskerl, der in der Kirchbitzgasse von einem drei Meter hohen Balkongeländer aus das Kirmesgeschehen im Ort beobachten sollte, abgeseilt haben.

Eine Woche zuvor hatte dieser fesche Strohmann in Jeans und brauner Jacke seine Stellung bezogen. Die Schlussoffiziere Timo Kröger und Florian Brüssler, die den Kirmeskääl traditionell kreierten, warteten gar nicht erst etwaige Lösegeldforderungen in Form eines Kölsch-Fässchens ab. Noch vor dem ersten Böllerschuss organisierten sie den Nachbau des Modells, beschafften Klamotten mit Nachbarschaftshilfe. Und Sebastianer Andreas Wertenbruch kümmerte sich am Sonntag im Morgengrauen um frisches Stroh von seinem Bauernhof als Innenfutter des neuen Kirmeskerls.

Nicht betroffen von dieser frevelhaften Tat war der Ablauf der Kirmes zu Ehren des heiligen Laurentius. Böller hallten durch den mit Fahnen prächtig geschmückten Ort, die Decke Musik und die Knöppelchesjonge spielten.

"Festzug marsch!", kommandierte Hauptmann Daniel Otto am Samstagnachmittag zum ersten Mal. Die Mitglieder der Bruderschaft setzten sich zum Historischen Umzug in Bewegung, holten König Kevin Bracke und Präsident Felix Ting ab, um nach der Kirchenparade auf dem Sebastianus-Platz zum Festzelt zu marschieren. Dort hatten die Sebastianer einen Altar aufgebaut und Stuhlreihen gestellt. Denn: Erstmals fand die Messe im Zelt statt. Die Junggesellen zogen mit den Herren der Sankt Sebastianus-Männer-Bruderschaft sowie Pfarrer Dariusz Glowacki und Kaplan Albert Kikadulu ein.

Der Pastor sagte in seiner Predigt: "Jeder braucht einen Freiraum, um über das eigene Leben nachzudenken, über Ziele und Aufgaben." Die Lebensgeschichte des heiligen Laurentius bestätige, wer sein Leben bewusst gestalten und sich seine innere Freiheit bewahren will, müsse von Zeit zu Zeit aussteigen.

Bei der anschließenden Prozession trugen die Junggesellen den Baldachin, unter dem Pfarrer Glowacki mit der Monstranz ging. In der engen Kirchbitzgasse war das Millimeterarbeit. Endstation: der Kirchplatz, wo Glowacki den Schlusssegen spendete. Erster Fähnrich Gregor Werfel schwenkte die Fahne zu Ehren der Geistlichkeit. Und Präsident Ting überreichte ihr 1035 Euro aus dem Erlös des Bettelgangs für Bedürftige aus dem eigenen Ort. Gestern ging es weiter mit Parade und Fahnenschwenken durch die Fähnriche Gregor Werfel und Martin Schmitz zu Ehren der Ortsbevölkerung. Auch das Königspaar des Kindergartens, Dominik Schell und Loredana Agusta, war dabei.

Am Abend fand der Jubiläumsball statt, in dessen Mittelpunkt die Jubilare standen - Otti Winzen, die vor 60 Jahren mit ihrem inzwischen verstorbenen Ehemann Karl Winzen Königspaar war, Goldkönigspaar Wilfried Heider und Heidi Lichtenberg sowie Bernd Walbroel und Ines Kauert, die vor 25 Jahren regierten. Das Silberkönigspaar hatte mit Präsident Ting am Freitag im Weingut Broel den Königsvogel 2015 auf den Namen "Wain" getauft.

Info: Am Montag wird die Kirmes fortgesetzt mit dem Gottesdienst um 10 Uhr auf dem Kirchvorplatz. 11 Uhr: Beginn des Königsvogelschießens im Weingut Sülz. 16 Uhr: Krönung des neuen Königs, 19 Uhr: Parade und anschließend Krönungsball im Festzelt.

Aufbau des Turmgerüstes ab Dienstag

Noch bevor der Kirmeskerl am Dienstagabend verbrannt wird, soll die Einrüstung des Turms der Pfarrkirche Sankt Laurentius beginnen. Das ist sehr aufwendig, denn das Gerüst darf nicht auf dem Kirchendach aufliegen. Wenn es steht, wird das Mauerwerk des Turms ausgebessert und ein neues Schieferdach aufgetragen. Um Ostern 2016 soll mit den Arbeiten im Innenraum der Kirche gestartet werden, die etwa ein Jahr in Anspruch nehmen. Bedeutet: Auch zur Kirmes 2016 ist wieder eine Zelt-Messe.

Fähnchenaufhängfest der Nachbarn

Teilweise wurden die Straßen diesmal mit neuen Wimpelketten geschmückt. In der Lindenstraße gab es ein spontanes Fähnchenaufhängfest. "Etwa 60 Anwohner saßen an einem langen Tisch in der Straße, jeder hatte etwas zu Essen und zu Trinken mitgebracht. Am Tag darauf folgte die Falltorstraße", freute sich Franz-Hubert-Werner Sand, der Ehrenpräsident der Sebastianer. In seinem zweiten Präsidentenjahr hatte er mit den Nachbarn von der Lindenstraße mit der Fahnenschmuckaktion begonnen.

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