Bad Honnef und Königswinter Familien- und Erziehungsberatungsstelle bietet ein Training sozialer Fertigkeiten an
SIEBENGEBIRGE · Luis weiß nicht, dass er Isabella mit seinen Worten ziemlich verletzt. Immer wieder triezt er die Achtjährige. Mal während des Unterrichts, mal auf dem Schulhof. Und Isabella weiß nicht, wie sie sich wehren kann und ob sie überhaupt soll. Vielleicht hat er ja recht, wenn der Neunjährige immer wieder sagt, dass Isabella dumm sei oder komisch gehe. Ein Beispiel, wie es sich tagtäglich auf Schulhöfen abspielen.
Nur der Unterschied ist, dass Kinder und ihre Familien heutzutage vermehrt Probleme haben, damit richtig umzugehen. Darauf reagiert nun die gemeinsame Familien- und Erziehungsberatungsstelle der Städte Bad Honnef und Königswinter mit einem neuen Angebot. Mit dem Kursus "Training sozialer Fähigkeiten" will die Diplom-Psychologin Kristin Tschersich Kinder wie Luis und Isabella unterstützen.
Denn so lange Luis Gefühle bei sich und anderen nicht wahrnimmt sowie versteht und Isabella ein nicht besonders ausgeprägtes Selbstwertgefühl hat, wird sich der Konflikt nicht lösen lassen. Nicht immer braucht es dafür professionelle Hilfe, aber da wo sie Sinn macht, greift die Hilfestellung der Königswinterer Einrichtung.
In acht Sitzungen sollen insgesamt fünf Teilnehmer im Alter zwischen acht und zehn Jahren auf solche Herausforderung vorbereitet werden. Dass es dafür Bedarf gibt, zeigt die hohe Anmeldezahl. "Obwohl wir den Kursus nicht wirklich beworben haben, waren die Plätze schnell ausgebucht", sagte Tschersich. "Auf die fünf Plätze kamen 17 Anmeldungen." Der nächste Kursus befinde sich dementsprechend auch schon in Planung.
In Vorgesprächen mit den Eltern klärte die 42-Jährige die Hinter- und Beweggründe ab. Oftmals spielen Ängste eine Rolle, wenn etwas nicht so läuft, wie geplant. Auch Lehrer treten mit der Bitte an die Familien heran, dass sie sich doch eventuell Hilfe suchen sollten. Es passiere aber auch, dass sich manche Probleme bereits bei Einzelgesprächen lösen ließen. Diese lassen sich auch unabhängig von dem Kursus vereinbaren.
Generell gibt es aber eine gewisse Hemmschwelle solche Angebote wahrzunehmen. "Das ist kein leichter Schritt, und es sind auch keine vorschnellen Anrufe bei uns", weiß Jürgen Scheibel, Leiter der Familien- und Erziehungsberatungsstelle. "Die Familien stehen unter Druck, und die Sensibilität für Auffälligkeiten hat zugenommen. Sie machen sich Sorgen." Auch die hohe Resonanz an dem "Training sozialer Fertigkeiten" zeige eine gewisse Unsicherheit.
Während den Sitzungen lernen die fünf Kinder gemeinsam. Deshalb seien auch fünf Kinder das absolute Maximum. "Sonst leidet die Qualität, und eine intensive Betreuung ist dann nicht mehr möglich", weiß Tschersich. "Die Kinder werden bei den Sitzungen nicht einfach nur beschäftigt, sondern es geht darum, Hilfe zu bieten und an konkreten Stellen anzupacken", sagt Scheibel.
Für die Eltern veranstaltet die Einrichtung zusätzliche Elternabende. Anhand der Anfragen sei kein spezielles soziales Milieu auszumachen, wo etwa besonderer Bedarf bestehe, stellten Scheibel und Tschersich klar. "Die Teilnehmer kommen aus unterschiedlichen Familiensituationen", erklärte der Einrichtungsleiter. Diagnosen können sie allerdings nicht stellen. Und das sei auch nicht ihre Aufgabe. Aber Scheibel ist sich sicher: "Wer sich an uns wendet, der empfindet das Problem als schlimm."
Info: Wer künftig Interesse an dem Kursus "Training sozialer Fertigkeiten" hat, kann sich schon jetzt bei der Familien- und Beratungsstelle unter 02223/29865360 oder via E-Mail an feb@koenigswinter.de melden. Das Angebot richtet sich an Kinder zwischen acht und zehn Jahren. Die Mitarbeiter unterliegen einer Schweigepflicht.
