Hallenbad Königswinter "Er ist ein ausgewiesener Fachmann"

KÖNIGSWINTER · Die Auseinandersetzung über das vom Förderverein in Auftrag gegebene Gutachten zur Sanierung des Hallenbades und die Stellungnahme der Fischer Consult dazu geht weiter.

In einem Brief an Bürgermeister Peter Wirtz beschwert sich Gutachter Alfons Tamburro massiv über das Papier von Markus Fischer, der die Stadt im Bäderverfahren berät und zu dem Ergebnis gekommen war, dass eine Vollsanierung 3,1 Millionen Euro mehr kosten würde als die "Teilsanierung", die Tamburro für 4,3 Millionen Euro für möglich hält.

Tamburro nennt die Stellungnahme von Fischer, über die er nicht im Vorfeld in Kenntnis gesetzt worden sei, "bedenklich, da sie leider unsachgemäß, inkompetent, voller Behauptungen und zum Teil einfach mit falschen Inhalten verfasst wurde". Fischer habe ihn inzwischen "angerufen und sich für dieses Papier entschuldigt, da er die Tragweite seiner Stellungnahme nicht vorhergesehen" habe. "Desweiteren hat er mir gegenüber eingeräumt, dass er sich nicht vollumfänglich mit meiner erweiterten 'Kostenschätzung' auseinander gesetzt hat und es daher zu unrealistischen und missverständlichen Äußerungen in seiner Stellungnahme gekommen sei."

In dem fünfseitigen Schreiben geht der Architekt auf alle Punkte ein, bei denen er eine Sanierung für überflüssig hält, während Fischer sie in seine Kostenberechnung einpreist. Tamburro kündigt an, es dabei belassen und keine weiteren Schritte einleiten zu wollen. Bei dem Verfahren sei jedoch ein restliches "Geschmäckle" übrig geblieben.

Von Fischers Stellungnahme hatte der Architekt erst am vergangenen Donnerstag bei einem Termin erfahren, zu dem die Stadt die beiden Experten, den Förderverein und die DLRG eingeladen hatte. Am Ende des Gesprächs war es laut geworden, weil sich Tamburro in seiner Kompetenz angezweifelt sah. "Ich habe mich Herrn Tamburro gegenüber für den Verlauf des Gesprächs, und dass die Situation eskaliert ist, entschuldigt", sagte Markus Fischer dem General-Anzeiger.

Unglücklicherweise habe dem Architekten seine Stellungnahme nicht vor dem Gespräch zur Verfügung gestanden. "Sonst hätten wir uns sicherlich vorher ausgetauscht." Die unterschiedlichen Kostenberechnungen begründet der Diplomingenieur mit den unterschiedlichen Zielvorgaben. "Meine Aufgabe im Bäderverfahren ist es, aus dem Blickwinkel der Projektsteuerung ein ÖPP-Verfahren (Öffentlich-Private Partnerschaft) unter dem Lebenszyklusaspekt eines Bades für eine Laufzeit von 30 Jahren zu begleiten, bei dem alle Risiken eingepreist sind", sagt er.

Tamburro habe hingegen den Auftrag erhalten, die Sanierungskosten für das Hallenbad zu ermitteln, damit das Bad für 20 Jahre weiter genutzt werden könne. Er betonte, dass er das Tamburro-Gutachten überhaupt nicht anzweifle. "Ich kenne ihn ja seit rund 15 Jahren. Ich glaube, dass er seiner eigenen Kostenschätzung sehr vertrauen kann. Ich traue ihm zu, dass er das Bad für die von ihm angegebenen Kosten sanieren kann. Er ist für mich in dem Bereich ein ausgewiesener Fachmann."

Im Gegensatz zu ihm habe Tamburro mehrere Bäder saniert, während ihm wie bereits in Rheinbach, Mayen und Bedburg die Aufgabe der Projektsteuerung zukomme. Als Projektsteuerer sei es jedoch seine Pflicht, auf alle Risiken hinzuweisen, mit denen ein Betreiber rechnen müsse, wenn er sich für 30 Jahre verpflichte. "Aufgrund des Vergabegesetzes kann keiner sagen, was geschieht, wenn ein anderer Architekt eine andere Herangehensweise hat. Dann können sich ganz andere Preise ergeben", so Fischer. Der Endpreis könne dann locker mal 20 bis 30 Prozent höher liegen.

MOW-Architekten

Das Koblenzer Büro Architekten und Bausachverständige Alfons Tamburro wurde im Juli 2013 vom Förderverein "Rettet unsere Lemmerzbäder" kontaktiert. Alfons Tamburro erhielt den Auftrag, die Kosten für eine Sanierung zu ermitteln, um das Bad in die Lage zu versetzen, den Betrieb der nächsten 20 Jahre zu gewährleisten.

Das Gutachten wurde Ende September bei einer Veranstaltung des Fördervereins vorgestellt. Später wurde die Expertise auch der Verwaltung und dem Projektbegleiter Fischer Consult präsentiert. Das Büro Tamburro hat Erfahrung im Neubau und der Sanierung von Bädern. In Obertshausen war man für den Bau eines neuen Freibades verantwortlich. In Wachtberg-Berkum wurde in den vergangenen Jahren das Hallenbad saniert.

Fischer Consult

Die Rheinbacher Architekten- und Ingenieurgesellschaft mbH ist im Königswinterer Bäderverfahren seit über sieben Jahren für die Projektsteuerung zuständig. Ihr Auftrag ist es, einen Partner zu finden, der die Sanierung oder den Neubau eines Hallenbades, die Sanierung des Freibades und den Betrieb der Bäder übernimmt.

Tätigkeitsfelder von Fischer Consult sind nach eigenen Angaben vor allem Sportplätze, Sporthallen, Schulen, Feuerwehrgerätehäuser und Erschließungen. Spezialisiert ist das Unternehmen auch auf ÖPP-Projekte. Vier von sieben abgeschlossenen Projekten befinden sich in Königswinter: Feuerwehrgerätehaus in Oberdollendorf, Fassaden- und Dachsanierung am Schulzentrum in Oberpleis, Kunstrasenplatz in Oberpleis, Vereinsheim am Kunstrasenplatz in Oberpleis.

Zahlen der Verwaltung

In der nichtöffentlichen Vorlage für die Sitzung des Stadtrats am Montag, 15. Dezember, hat die Verwaltung errechnet, dass die Eigensanierung, wie sie Tamburro vorsieht, auf 30 Jahre gerechnet, mit Betriebskosten und mit Sanierung des Freibads, mit 33,7 Millionen Euro über zwei Millionen Euro teurer ist als ein Neubau bei Fortsetzung des ÖPP-Verfahrens (31,6 Millionen).

Alle Alternativen bei einem Neubau würden teurer: Eigenneubau Rhein 42,1 Millionen, Eigenneubau Oberpleis 42,6 Millionen, Neubau Rhein ÖPP ohne Betrieb 42,4 Millionen, Neubau Oberpleis ÖPP ohne Betrieb 42,9 Millionen. Die Beibehaltung des Status Quo ist am günstigsten (28,9 Millionen). Allerdings müsste das Bad dann wohl bald geschlossen werden.

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