Marienkapelle Eisbach feiert das 145. Weihefest

EISBACH · Die Strahlenkranzmadonna von Eisbach war beim "Schönheitschirurg". Auch den barocken Altaraufsatz behandelte Restauratorin Patricia Langen-Krautkrämer in ihrem Atelier in Beuel.

 Genau in Augenschein nahm die Restauratorin die Eisbacher Strahlenkranzmadonna, die aus dem 15. Jahrhundert stammt.

Genau in Augenschein nahm die Restauratorin die Eisbacher Strahlenkranzmadonna, die aus dem 15. Jahrhundert stammt.

Foto: Oschmann

Und den Holzwürmern in Putten und Wandbild wurde in der Stickstoffkammer des Landeskonservators der Garaus gemacht. Die Besucher des 145. Weihefestes der Marienkapelle an diesem Sonntag dürfen also gespannt sein.

Aber die Eisbacher haben noch einen weiteren Grund zur Freude. Nun haben sie es auch schriftlich: Die Strahlenkranzmadonna, die seit 1970 das kleine Gotteshaus schmückt, ist jetzt Eigentum der Stiftung Eisbacher Marienkapelle. Das Erzbistum Köln stimmte dem Beschluss des Kirchenvorstandes von Sankt Pankratius Oberpleis zu, den Eisbachern die wertvolle, spätgotische Madonna zu überlassen.

Die Freude ist groß

Bevor jetzt die Madonna zurückkehrte, wurde aber zunächst ihr "Zuhause" auf Vordermann gebracht. Die Elektroinstallation samt Beleuchtung wurde erneuert und die Kapelle innen frisch gestrichen. Dabei konnte die Stiftung auf die Unterstützung der Dorfbewohner zählen. Kosten des Projektes: insgesamt 20.000 Euro, so Vorsitzender Burkard Severin.

Die Freude ist groß in Eisbach. Eigentlich endet erst jetzt, mit der Übertragung der Madonna an die Stiftung, der Krimi um diese Figur, auch wenn sie bereits zum 100. Weihetag ihre Heimat in Eisbach fand. Ihre Wurzeln liegen in Altenschönbach in Unterfranken. Im dortigen Schloss ist seit dem 15. Jahrhundert die Adelsfamilie Crailsheim beheimatet.

Der Eisbacher Peter Buchholz, Gefängnisseelsorger von Plötzensee in den Jahren 1943 bis 1945, hatte Angehörige dieser Familie betreut, auch den Baron Joachim Freiherr von Crailsheim. Als der Pfarrer aus Eisbach den Baron und dessen Schwester Marie Amélie Gräfin von Luxburg später besuchte, berichtete er wohl auch von seiner Eisbacher Marienkapelle.

"Aus Dankbarkeit und Verehrung unseres unvergesslichen Herrn Buchholz", so schrieb der Baron einem Mithäftling, habe sich seine Schwester entschlossen, dem Seelsorger von Plötzensee einige Antiquitäten für die Kapelle zu vermachen, darunter die Madonna. Allein diese Figur hatte einen Schätzwert von 40.000 Mark. Und damit begann das Dilemma.

Der Geistliche fürchtete die hohe Erbschaftsteuer. So bat er die Gräfin, die Erbschaft auf die Madonna zu beschränken und als Erbnehmer die von der Steuerpflicht befreite Pfarrei Sankt Pankratius einzusetzen.

Viel Hin und Her

Als die Gräfin 1965 verstarb, lag ein rechtsgültiges Testament vor, in dem die Erblasserin ausdrücklich die Madonna zur Aufstellung in der Eisbacher Marienkapelle bestimmte. Aber aufgrund von Erbstreitigkeiten dauerte es noch 15 Jahre, ehe das wertvollste Stück aus der Sammlung nach Eisbach gelangte.

Es gab viel Hin und Her, bis 1967 die Madonna endgültig der Pfarrgemeinde Oberpleis zugesprochen wurde. Ortspfarrer Gottfried Stein holte die Madonna beim Erzbistum in Würzburg ab und stellte sie in Sankt Pankratius auf. Als 1969 die Kinder des Barons kamen, befand sich die Madonna in der Wohnung des Pfarrers. Sein Argument: In Eisbach sei sie nicht sicher.

Der Eisbacher Johann Bennerscheid schrieb Peter Buchholz II., dass die Madonna "wenigstens dem Gewissen nach in unsere Kapelle gehört". Unterdessen plante Stein eine diebstahlgesicherte Aufstellung in Oberpleis. Buchholz bat den Kirchenvorstand, damit keine Fakten zu schaffen, und verhandelte mit Versicherung und Erzbistum. Es müssen turbulente Zeiten gewesen sein. Pfarrer Stein schaltete auf stur.

Kirchenvorstand und Gemeinderat kündigten ihre Zusammenarbeit mit ihm auf. Schließlich wies das Generalvikariat am 9. September 1969 die Pfarrgemeinde an, die Madonna nach Eisbach zu geben. Stein mauerte jedoch weiter. Aber am 4. Oktober 1970 konnte endlich der Einzug der schönen Madonna in Eisbach gefeiert werden.

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