"Einzigartige Weihnachtszeit" auf Schloss Drachenburg Eintauchen in eine andere Welt

KÖNIGSWINTER · Die Vorburg von Schloss Drachenburg ist nicht nur das Eingangsportal eines ganz besonderen Ortes - an den Adventswochenenden öffnen sich hier sogar die Türen zu einer anderen Welt. Es ist, als wäre eigens für die "Einzigartige Weihnachtszeit" die große Turmuhr nicht nur um Stunden, sondern um Jahre zurückgedreht worden.

 Märchenhaft illuminiert präsentiert sich Schloss Drachenburg zur "Einzigartigen Weihnachtszeit" an den Adventswochenenden.

Märchenhaft illuminiert präsentiert sich Schloss Drachenburg zur "Einzigartigen Weihnachtszeit" an den Adventswochenenden.

Foto: Frank Homann

Durch das eiserne Schlosstor, vorbei an den freundlichen Damen in den langen Gewändern, schreitet der Besucher geradewegs hinein in die Vergangenheit. Auf dem Weg hoch zum Schloss, das abends in der Dunkelheit märchenhaft illuminiert ist, taucht man dann Schritt für Schritt tiefer ein in eine Zeit, die man nur aus der Geschichte kennt - genauer gesagt aus der "Weihnachtsgeschichte".

Es ist der Autor Charles Dickens höchstpersönlich, der die Gäste an die Hand nimmt und sie an verschiedenen Stationen auf dem Schlossgelände die Geschichte um den kaltherzigen Geizhals Ebenezer Scrooge hautnah miterleben lässt. Der feiste Fiesling, dessen roter Wams unter dem schwarzen Gehrock bedrohlich spannt, macht keinen Hehl daraus, was er von dem fröhlichen Treiben in der weihnachtlichen Budenstadt im Schlosspark hält: "Weihnachten ist eine lächerliche Ausrede, mir jeden Dezember das Geld aus der Tasche zu ziehen."

Und mit einem kalten, boshaften Lachen, das Mark und Bein gefrieren lässt, fügt er hinzu: "Jeder, der hier fröhliche Weihnachten wünscht, sollte als Weihnachtsgans gestopft werden." Doch es ist nicht nur Ebenezer Scrooge, den man beim Rundgang über den Weihnachtsmarkt treffen kann. Auch Jack Grey, besser bekannt als Jack the Ripper, treibt zwischen Glühbier- und Wildwürstchenbuden sein Unwesen. Bedrohlich blitzt das Messer auf, mit dem er schon das eine oder andere Opfer hat über die Klinge springen lassen: "Ich liebe das Weiße in den Augen, wenn die Angst beginnt."

Geizhals und Mörder verbinden sich vor der Kulisse zu einem unheilvollen Gespann, das Arm in Arm verkündet: "Nehmen ist seliger denn geben - und wir nehmen gern." Der eine das Geld, der andere das Leben. Rechtfertigung erhalten sie ausgerechnet von einem, der in der Weihnachtsgeschichte eigentlich ebenfalls nichts zu suchen hat, aber dennoch ein Kind des 19. Jahrhunderts ist: Charles Darwin, der seine Erkenntnisse ebenfalls unter den Besuchern verbreitet.

Aber auch abseits der Weihnachtsgeschichte und der historischen Gegebenheiten, die die Schauspieler des Bonner Theaterensembles Faust 3 lebendig werden lassen, bietet die "Einzigartige Weihnachtszeit" vielfältige Unterhaltung: Wieder einmal haben es die Organisatoren geschafft, den Besuchern eine wohltuende Alternative zu Lärm und Hektik, Kitsch und Kommerz manch anderer Weihnachtsmärkte zu bieten. 50 Aussteller, darunter viele aus der Region, sorgen dafür, dass sowohl Genießer als auch Liebhaber von Kunsthandwerk und anderen schönen Dingen an vielen liebevoll dekorierten Verkaufsständen sowie bei der Wohnambienteausstellung in der Kunsthalle auf ihre Kosten kommen.

Mit dabei zum Beispiel auch der "Knastladen" der JVA Siegburg, dessen Mitarbeiter sich eigens für den nostalgischen Weihnachtsmarkt schon Wochen vorher die Koteletten haben wachsen lassen - wie es nun einmal im 19. Jahrhundert "in" war. Ebenfalls mit Herz und Seele dabei sind auch die zahlreichen Mitarbeiter des Schlosses, die aus diesem Anlass in historische Kostüme schlüpfen - teils selbst angefertigt. Auch an die kleinen Gäste haben die Veranstalter gedacht: Für sie gibt es eine Weihnachtskirmes und ein buntes Programm, unter anderem mit dem Puppentheater am Drachenfels und mit Peter Wendland, der mit Sagen und Geschichten aus dem Rheintal und dem Siebengebirge für Spaß und Unterhaltung sorgt.

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