"Wet Painting" in Königswinter Eine Stadt steht Modell

KÖNIGSWINTER · Einen Vorteil hatten die Spitzen-Temperaturen vom Samstag: Die Ölbilder waren schon ziemlich trocken, als gestern Nachmittag die Kunstwerke aus dem zwölften "Wet Painting" unter den Hammer kamen.

 Hitzeschlacht an der Staffelei: Astrid Schewe (links) aus Königswinter und Martina Joerißen aus Bad Honnef.

Hitzeschlacht an der Staffelei: Astrid Schewe (links) aus Königswinter und Martina Joerißen aus Bad Honnef.

Foto: Frank Homann

Und weil die sengende Hitze Gewitter für den Sonntag befürchten ließ, hatte Heinz Zöller von der AG Kunst und Kultur der Lokalen Agenda bei der katholischen Pfarrgemeinde Sankt Remigius sogar vorab angefragt, ob er die Kirche für die Auktion nutzen dürfe. Kein Problem. Pastor Dariusz Glowacki gab seinen Segen. Dann hielt das Wetter doch, die Bilder wurden wie geplant im Hof von Haus Bachem versteigert.

"Ich habe mir sagen lassen, dass einige sogar auf einen ordentlichen Regen hoffen, weil sie dieses besondere Ambiente der Kirche einmal als Auktionsplatz erleben möchten", meinte Heinz Zöller schon am Samstag schmunzelnd.

39 Künstler waren gekommen, um in Königswinter zu malen und sich dabei vom schaulustigen Publikum über die Schultern sehen zu lassen. Nachdem VizeBürgermeister Sokrates Theodoridis die Maler begrüßt hatte, suchten sie sich ihren Platz. Einige blieben in der Nähe von Haus Bachem und wählten so wie der Ittenbacher Dave Deighton einen schattigen Platz unter einem der Bäume. Sein Motiv: der Turm der Kirche samt Haus Bachem als Aquarell, und die Zahnradbahn baute er auch noch mit ein. Andere Künstler fuhren selbst hoch zum Drachenfels. Die Bahn brachte die Künstler kostenlos auf den Berg.

Auch der Park von Schloss Drachenburg stand ihnen eintrittsfrei zur Verfügung. Etwa für ein Drittel der Motive stand bei diesem "Wet Painting" die Stadt Königswinter mit ihren hübschen Ansichten Modell - mit Zahnradbahn, Drachenfels und Schloss oder auch Haus Bachem. Im vergangenen Jahr war der Eselsbrunnen sechs Mal als Blickfang eines Bildes gewählt worden. Den hatte diesmal keiner der Maler im Visier. Aber das Ensemble rund um das wohl älteste Gasthaus der Altstadt, den "Tubak", gab es mit zwei verschiedenen Maltechniken von einem Künstler. Auch Bilder von der Venusterrasse von Schloss Drachenburg, das Plateau vom Königswinterer Hausberg mit einem Teil des Glaskubus' oder die Fische aus Rhein und "Sealife" waren zu finden.

Manche Besucher der Veranstaltung verliebten sich bereits bei der Entstehung eines Bildes in ihr Wunschobjekt. Spätestens am Sonntag aber bestand die Möglichkeit, eine Vorauswahl zu treffen. Nachdem am Samstag nach einem fünfstündigen Malmarathon die Pinsel fallen mussten, hatten Mitstreiter der Lokalen Agenda die Kunstwerke im Haus Bachem für die große Besichtigung aufgebaut. Am Sonntag konnte dann jeder Interessent in Ruhe das Werk auswählen, für das er bieten wollte.

"Das ist eine tolle Sache", meinte Dave Deighton, "der Erlös wird aufgeteilt. Einen Teil bekommt der Künstler, ein Teil geht an das Projekt U 100 der Kunstinitiative 'antiform' für die Entwicklung der offenen Kinder-Kunst-Werkstatt 'Kunststoff'." 50 Euro war jeweils das Mindestgebot. Bereits zum vierten Mal war Julija Ogrodowski aus Warstein zum Malen an den Rhein gekommen. Auch Matthias Olbrisch aus Königswinter hatte wieder großen Spaß am gemeinsamen Farbenrausch.

Künstler aus Dortmund, Köln, Bonn oder Aachen machten mit. Nach dem Malen wurde bei Pizza im Hof von Haus Bachem diskutiert. Und dann stand wie bereits den ganzen Tag über Hausmeister-Sohn Oliver Nünne (13) parat, wenn Wasser oder Wein gebraucht wurde. Auch die zahlreichen Auktionsgäste freuten sich über die Erfrischungen. Beim Bieten verbot sich dann jedoch jede Ablenkung. Schließlich ging es darum, das ganz persönliche Lieblingsbild zu ergattern.

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