Interview mit Bürgermeister "Eine Sanierung des Hallenbads wäre Wahnsinn"

Königswinter · Seit 1999 ist Peter Wirtz Bürgermeister von Königswinter. Mit ihm sprach, wenige Wochen nach seiner vierten erfolgreichen Wahl, Hansjürgen Melzer.

Sie sind bis zum Herbst 2020 als Bürgermeister gewählt. Reicht es dann?
Peter Wirtz: Die Frage ist verfrüht, weil man nicht weiß, wie sich Dinge entwickeln. Es ist gut möglich, dass ich mit dann 60 übers Aufhören nachdenke. Ich will aber auch nicht ausschließen weiterzumachen, wenn die Bürger und ich deckungsgleiche Interessen haben. 21 Jahre sind eine Zeit, nach der ein Wechsel mit Sicherheit gut wäre. Weitere fünf Jahre könnten aber auch als Abschluss der Stadtentwicklung wichtig sein.

Erwarten Sie im neuen Stadtrat eine andere politische Kultur?
Wirtz: Ja, ganz sicher. Ich hoffe und baue darauf, dass es so sein wird, weil viele neue Köpfe dazugekommen sind. Ich will keine weiße Soße in der politischen Beratung, aber eine kontroverse Auseinandersetzung in einer Atmosphäre des Respekts und der Achtung ohne Beleidigungen.

Machen Sie für die miese Stimmung in der letzten Wahlperiode die Linken verantwortlich?
Wirtz: Nein, ich will da gar keine Namen nennen. Erfreulich und für mich ein Zeichen des Neuanfangs ist jedoch, dass die Linken zuletzt erstmals an der Fraktionsvorsitzendenrunde teilgenommen haben. In diesem Gremium wird nicht geklüngelt, sondern Verfahrensweisen werden abgestimmt.

Was erwarten Sie von der neuen Jamaika-Koalition im Rat? Wird es durch jetzt drei Mehrheitsfraktionen schwieriger?
Wirtz: In der Koalitionsvereinbarung ist mir nichts aufgefallen, was ich nicht unterstützen könnte. Wenn das so gelebt wird, ist es eine gute Basis für die kommenden sechs Jahre. Alles andere ist eine technische Abstimmungsfrage. Ob ich nun 28 Ratsmitglieder aus zwei oder drei Fraktionen habe, spielt keine große Rolle, wenn man sich in den Grundfragen einig ist.

Mit der Bitte um eine schnelle Antwort: Wird Königswinter in sechs Jahren noch ein eigenes Hallenbad haben?
Wirtz: Ganz klar ja. Das ist auch keine Hoffnung, sondern eine absolute Notwendigkeit. Eine Stadt von 40.000 Einwohnern mit einer Nachbarstadt von 25 000 Einwohnern muss ein Schwimmangebot in einem Hallenbad bieten können.

Ist nach dem Rückzug des Investors eine Sanierung des alten Hallenbades wahrscheinlicher geworden?
Wirtz: Das muss im Rat offen erörtert werden. Aus meiner Sicht wäre eine Sanierung aber Wahnsinn. Und der Schwimmtreff als Betreiber sieht es genauso. Angesichts der neuen Energievorschriften würde dies ein finanzielles Abenteuer werden. Das für mich absolut maßgebliche Argument aber ist, dass das Bad über einen langen Zeitraum nicht für die Öffentlichkeit, Kinder und Jugendliche zur Verfügung stehen würde. Es wäre für mich unverantwortlich, wenn wir eineinhalb Jahre kein Hallenbad anbieten könnten.

Sie haben die Nachbarstadt Bad Honnef angesprochen. Ist ein neues Hallenbad möglicherweise nur in einer gemeinsamen Kraftanstrengung zu stemmen?
Wirtz: Wir sind zurzeit noch in der Situation, dass wir ein laufendes Vergabeverfahren haben. Das muss vernünftig beendet oder fortgesetzt werden. Je nach Ergebnis möchte ich gerne, dass wir in begleitende Gespräche mit Bad Honnef einsteigen. Schöner wäre natürlich, wenn unsere Nachbarstadt finanziell beweglicher wäre. Das ist leider im Moment nicht so.

Erneut mit der Bitte um eine spontane Antwort: Hat Königswinter in sechs Jahren ein Factory Outlet Center?
Wirtz: Ja, wenn es gelingt, alle Genehmigungsvoraussetzungen zu erfüllen. Der Prozess darf sich aber nicht über mehrere Jahre hinziehen - aus Sicht des Investors und aus Rücksicht auf die Stadtentwicklung. Eine Stadt wie Königswinter kann sich eine Brachfläche dieser Größenordnung nicht leisten.

Könnte es eine Kooperation mit Bad Honnef bei der Bewerbung um eine Landesgartenschau geben?
Wirtz: Das ist ein ureigenes Bad Honnefer Thema. Ich glaube nicht, dass sich Königswinter bewerben wird. Wir werden aber sicher Abstimmungsgespräche mit den Kollegen in Bad Honnef darüber führen, wie die Beteiligung und gegebenenfalls Unterstützung Königswinters aussehen könnte.

Sie haben zusammen mit dem neuen Bad Honnefer Bürgermeister Otto Neuhoff eine Belebung der interkommunalen Zusammenarbeit angeregt. Wie könnte die aussehen?
Wirtz: Wir werden alles noch mal auf den Prüfstand stellen. Das gilt nicht nur für Bad Honnef, sondern auch für die Zusammenarbeit mit anderen Kommunen im Kreis. Ich sehe die Finanzausstattung der Kommunen mit allergrößter Besorgnis. Vielleicht müssen am langen Ende sogar Verwaltungseinheiten neu gefasst werden.

Wo sehen Sie weitere Baustellen in den kommenden Jahren?
Wirtz: Zum Beispiel bei der Ortsentwicklung Oberpleis. Da brauchen wir eine qualitätsvolle Umgestaltung des Ortskerns. Und wir müssen die Stadt für den demografischen Wandel fit machen, damit die Menschen möglichst bis ins hohe Alter selbstständig leben können. Irgendwann gehören wir selber zu dieser Zielgruppe und wollen uns mit 85 oder 90 noch in unserer Stadt wohlfühlen. Dabei dürfen wir aber das Interesse an den Jüngeren nicht verlieren.

Zur Person

Peter Wirtz (54) wurde am 25. Mai mit 59,8 Prozent der Stimmen zum vierten Mal nach 1999, 2004 und 2009 zum Königswinterer Bürgermeister gewählt. Nach dem Abitur am Ernst-Kalkuhl-Gymnasium machte er eine Ausbildung zum Diplom-Verwaltungswirt. Wirtz ist verheiratet und hat drei erwachsene Töchter.

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