Inklusives Theater in Königswinter Ein Spiel voller Kontraste

KÖNIGSWINTER · Uwe Vogel, Regisseur des inklusiven Theaterstücks "Im Schatten der Anderen", spricht nur ungern von Inklusion. Der Begriff verfehle sein eigentliches Ziel, so der Bad Godesberger: Solange man Behinderungen als etwas Außergewöhnliches hervorhebe, werde man niemals alle Menschen auf Augenhöhe behandeln können.

Licht und Schatten, Armut und Reichtum: Die Darsteller der Opernwerkstatt brachten fast alle Facetten des Lebens auf die Bühne.

Licht und Schatten, Armut und Reichtum: Die Darsteller der Opernwerkstatt brachten fast alle Facetten des Lebens auf die Bühne.

Foto: Frank Homann

Unter seinen Schauspielern finden sich daher Profis wie Laien, manche mit Behinderung. Zwischen seinen kreativen Mitstreitern macht Vogel keinen Unterschied. Nach vielen positiven Rückmeldungen zur Premiere im Mai konnten sich nun auch Königswinterer Theaterfreunde von der Qualität der inklusiven Schauspielgruppe überzeugen.

Am Samstagabend führte das Team der Opernwerkstatt am Rhein aus Köln auf Einladung des Caritas-Verbandes Rhein-Sieg ihr jüngstes Stück in der Aula der Jugenddorf-Christophorusschule (CJD) auf. Licht und Schatten, Armut und Reichtum, die schönen und unbequemen Facetten des Lebens - das versuchten die Schauspieler in ihrem episodenartigen Schattenspiel einzufangen.

Und das gelang auf besonders kreative Art und Weise: Während ein Teil des Ensembles auf der Vorderbühne vor einer rücklings angeleuchteten Leinwand interagierte, spielten die anderen im hinteren Bühnenteil mit teils surrealen, teils amüsanten Schattenwürfen. Es war ein kontrastreiches Stück, das die Opernwerkstatt mit nach Königswinter gebracht hatte, nicht nur der visuellen Gestaltung wegen: Spielerische Improvisationseinlagen, bei denen sich Silhouetten auf der Schattenwand und Figuren aus Fleisch und Blut abwechselnd die Klinke in die Hand gaben, wurden abgelöst von eindringlichen, perfekt choreografierten Spiel-, Tanz- und Gesangssequenzen.

Nicht immer ging es dabei gänzlich jugendfrei zu, doch besonders bei den Witzen etwa über spontane Aufzugstechtelmechtel hatten die Zuschauer, von denen es ruhig ein paar mehr hätten sein dürfen, einen Heidenspaß. Uwe Vogels Konzept ging auf: Anfangs noch etwas ungewohnt, schenkte dem inklusiven Charakter des Stücks zum Schluss hin kaum jemand noch Beachtung. Was zählte, war das Stück, die Performance.

"Was interessiert es mich, was jemand nicht kann", resümierte der Regisseur. "Jeder hat seine ganz persönlichen Beschränkungen. Statt auf das Negative zu achten, schaue ich positiv darauf, was jemand zu bieten hat." In der Tat: Hier stand - dem Titel zum Trotz - niemand im Schatten der Anderen.

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