Tierfriedhof Bönnschenhof Ein Gottesdienst für Zwei- und Vierbeiner

SIEBENGEBIRGE · Sein rechter, unterer Reißzahn lugt etwas aus seinem geschlossenen Maul heraus. Heike Wolf nennt es einen kleinen Schönheitsfehler, der ihren sechsjähriger Retriever-Mischling Monty kennzeichnet. Der rot-blonde Rüde sah tatsächlich etwas exotisch aus, mit seinem wildschweinartigen Hauer.

 Unter einem Festzelt trotzten Mensch und Tier dem Regenwetter beim Gottesdienst auf dem Tierfriedhof Bönnschenhof.

Unter einem Festzelt trotzten Mensch und Tier dem Regenwetter beim Gottesdienst auf dem Tierfriedhof Bönnschenhof.

Foto: Frank Homann

"Wenn er jemanden begrüßen möchte, reißt er vor Freude sein Maul auf. Wegen des schiefen Eckzahns sieht es so aus, als würde er die Leute anlächeln", sagte seine Halterin. Eigens aus Grevenbroich war Heike Wolf am Sonntag mit ihrem Hund nach Königswinter gereist, um am Gottesdienst für Mensch und Tier auf dem Tierfriedhof Bönnschenhof teilzunehmen. Rund 60 Hundebesitzer hatten es ihr an diesem Tag gleich getan. "Bei nasskaltem Regenwetter trauen sich wohl die anderen Haustierbesitzer nicht vor die Tür", sagte Andrea Czapek, Schriftführerin des Tierschutzvereins Siebengebirge.

In den vergangenen Jahren seien auch Pferde, Schafe und sogar Lamas beim Gottesdienst dabei gewesen. Auf dem rund 7.000 Quadratmeter großen Areal war ein großes weißes Zelt aufgebaut, in dem die Besucher an diesem Tag eine trockene Sitzgelegenheit fanden. Luftballons und weiße Rosen sorgten für eine festliche Atmosphäre, in der Pfarrer Uwe Löttgen-Tangermann hinter einem improvisierten Altar den Gottesdienst leitete. Musikalisch unterstützt wurde er von Stephanie Troscheit am Keyboard. Auch die evangelische Jugend war an dem Nachmittag vertreten, die die Feier unter dem Motto "Das Leben ist schön" durch Gesang und Fürbitten mitgestaltete.

Während des Gottesdienstes nahmen die Hunde ruhig neben ihren Herrchen und Frauchen Platz, wedelten mit dem Schwanz, beschnüffelten ihre Artgenossen oder ruhten unter einer Holzbank im Gras. "Das Leben ist schön, wenn man an der frischen Luft ist", sagte Pfarrer Löttgen-Tangermann, der in seiner Predigt zudem den Tier- und Menschenschutz in Zeiten von Massentierhaltung und Krieg in den Mittelpunkt stellte.

Nach dem Gottesdienst nutzte Heribert Schmitz die Gelegenheit zu einem Besuch an der Grabstätte seiner Hündin Asra. Weiße Kieselsteine bedecken die Stelle, darauf frische Rosen in einer Vase und ein Foto aus dem Winterurlaub, das seine Hündin zeigt. "Das Bild weckt Erinnerungen an eine Urlaubsreise, in der Asra zufällig Fußballtrainer Otto Rehhagel im Schnee begegnet war", sagte Schmitz. Der habe sich Sorgen gemacht, dass Asra bereits Eis zwischen den Pfoten habe. Im Jahr 2012 sei der Golden Retriever dann im Alter von 16 Jahren altersbedingt gestorben. "Ich bin froh, dass es diesen Ort gibt", sagte der Siegburger. "Hier mit Blick auf den Oelberg hat sie ihre letzte Ruhestätte gefunden."

Die Begegnungsstätte sei ein Dank an den Hund, erklärte Heribert Schmitz - für eine schöne Zeit mit ihm.

Kurz gefragt

Uwe Löttgen-Tangermann (58) ist Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde in Bad Honnef. Am Sonntag hielt er zum ersten Mal auf dem Tierfriedhof Bönnschenhof einen Gottesdienst für Mensch und Tier. Mit ihm sprach Daniel Dresen.

Inwieweit haben Sie sich heute anders vorbereitet als auf einen "normalen" Gottesdienst?
Löttgen-Tangermann: Ich habe Hundesprache gelernt (lacht). Nein, ich habe mich anders vorbereitet, weil ich wusste, dass ich die Leute in Königswinter persönlich nicht kenne. Aber ich wusste, dass die Menschen hier sehr tierlieb sind und sich für Tierschutz engagieren.

Mussten Sie schon einmal ein Tier beerdigen?
Löttgen-Tangermann: Ja, unseren Hund Lucky. Meine Familie und ich waren nach seinem Tod sehr traurig. Wir wollten aber trotzdem seine Nähe spüren und haben dann bei uns eine Begegnungsstätte geschaffen.

Was kann der Mensch vom Tier lernen?
Löttgen-Tangermann: Unheimlich viel. Tiere sind zum Beispiel optimal an ihre Lebensräume angepasst. Der Mensch hingegen schafft es mit seiner Intelligenz, Lebensräume kaputt zu machen. Der Mensch muss einfach noch lernen, im Einklang mit der Natur zu leben. Er hat den richtigen Platz in der Schöpfung noch nicht gefunden.

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