Norman Liebold liest in der Talstation der Zahnradbahn "Drachenfels-Drama" als Novelle im Westentaschenformat

KÖNIGSWINTER · Das war schon ein harter Brocken. Die Bühne war in der Talstation der Drachenfelsbahn aufgebaut. Das Publikum saß auf Bänken neben den Gleisen oder im Zahnradbahn-Waggon mit offenen Fenstern, wo es vor der Kälte wenigstens etwas Schutz gab.

 Norman Liebold liest aus seinem Doku-Roman "Zaunkönige".

Norman Liebold liest aus seinem Doku-Roman "Zaunkönige".

Foto: Homann

Aber die meisten Besucher hielten tapfer durch, denn die Geschichte mit dem Titel "Zaunkönige" von Norman Liebold, die der Autor im Scheinwerferlicht quasi am Fuße des Drachenfels vorlas, nahm die Zuhörer gefangen.

Das lag nicht nur am Thema, sondern war auch in der schauspielerischen Leistung begründet. Schließlich ist eine Lesung mit dem Königswinterer Schriftsteller immer auch Theater.

Liebold widmet sich in seiner Novelle dem "Drachenfels-Drama". Nachdem sich dort im Januar 2011 ein tonnenschwerer Trachytbrocken gelöst hatte, wurde bekanntlich eine Lawine losgetreten mit Weinbergsperrung für Spaziergänger, aber auch für Weinbergarbeiter. "Heinzelmännchen" übten zivilen Ungehorsam und holten die Ernte ein, und später wurde ein Schutzzaun gebaut.

Der Autor hat die Geschichte genau verfolgt, durfte aber auch das Archiv des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge nutzen und recherchierte dort in zwei Monaten die Details. Wie in einer Doktorarbeit finden sich am Schluss seines Büchleins denn auch fast hundert Fußnoten mit Erläuterungen und Zitaten wie: "Wir dürfen als VVS nicht der Sargnagel für den Weinbau im Siebengebirge sein!"

Insofern ist diese Novelle auch ein Zeitzeugnis, wenngleich der Text natürlich auch mit reichlich Fantasie und Fiktion gewürzt ist und der Drache über Rhöndorf, Königswinter und das Siebengebirge fliegt. Ach ja, im Buch stellt sich heraus: Siegfried hat das Ungeheuer nicht erschlagen.

"Diese Novelle ist mein Beitrag zum tausendjährigen Jubiläum der Stadt", sagte Norman Liebold auf der Bühne, wo seine Geschichte durch Lara und Daniel Gentile musikalisch mit Geigen, Gitarren und Drums eindrucksvoll begleitet wurde. Sein Buch soll aber auch exemplarisch für die Blüten sein, die der Bürokratismus zum Leidwesen der Bürger treibe, erklärte Norman Liebold.

Ein Jahr hat er daran gearbeitet - es ist kritisch, humoristisch-spitzzüngig und direkt. Und alle Protagonisten finden sich in ihm wieder - von den Winzern über die Behörden bis hin zum Bürger- und Ortsverein Rhöndorf. Streit, böse Worte, Missverständnisse, Medienrummel - alles hat der Autor "aufgefangen". Norman Liebold kann aber nicht nur schreiben und schauspielern, sondern auch zeichnen.

Die Zuhörer, die in der Talstation das Büchlein erwarben und signieren ließen, erfreuten sich auch an der aufwendigen Illustration von "Zaunkönige", die der Autor selbst besorgt hat. So gibt es von den Schauplätzen des Geschehens sehr schöne Federzeichnungen: ob nun das Rhöndorfer Kapellchen, das Forsthaus Lohrberg, der Jesuiterhof oder auch der "Stein des Anstoßes", der Drachenfels. Die Story steckt in einem edlen Hardcover im ungewöhnlichen Westentaschenformat.

"Zaunkönige" von Norman Liebold, Amator Veritas-Verlag, 108 Seiten, 9,95 Euro.

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