Kommentar Doppelt tragisch

Die Leitung der Oberpleiser Gesamtschule ist um ihre Aufgabe wahrlich nicht zu beneiden. Der Fluch der offenbar guten Arbeit von Godehard Mai und seinen Mitarbeitern ist, dass in diesem Jahr erstmals reihenweise Kinder abgelehnt werden mussten. Dabei handelt es sich zum Teil um Schüler, die unmittelbar neben der Schule wohnen.

Hier die richtigen und möglichst gerechte Kriterien zu finden, ist ausgesprochen diffizil. Egal welche 23 Schüler abgelehnt werden, alle, die es trifft, müssen sich als Verlierer fühlen. Dass dabei ausgerechnet Kinder mit Realschul- und Hauptschulempfehlung betroffen sind, die in Königswinter kein anderes Angebot an einer städtischen Schule mehr vorfinden, ist doppelt tragisch.

Aus mittel- und langfristiger Sicht ist die Position der Schulleitung aber auch zu verstehen, alle Kinder mit Gymnasialempfehlung aufzunehmen. Schließlich will sie in einigen Jahren eine gymnasiale Oberstufe mit einem möglichst breiten Fächerangebot einrichten. Und in den ersten beiden Jahren war die Schule von ihrem Idealziel, ein Drittel Schüler mit Gymnasialempfehlung zu haben, noch sehr weit entfernt.

Die jüngsten Erfahrungen lassen für die Kommunalpolitiker nur einen vernünftigen Schluss zu. Die Stadt muss eine dauerhafte Sechszügigkeit bei der Bezirksregierung beantragen. Das ist nicht nur wegen der Ablehnungen das Gebot der Stunde. Es ist auch keine Werbung für die Stadt, wenn zugezogene Kinder keine Chance haben, einen Platz an der Gesamtschule zu ergattern. Ein gutes Bildungsangebot ist ein wichtiger Standortfaktor. Königswinter hat dies fraglos, doch leider können nicht alle Kinder davon profitieren.

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