Flugtag in Eudenbach Die Liebe geht bis ins kleinste Detail

EUDENBACH · Punktlandung. Sogar ein Mini-Fallschirmspringer schwebte beim Flugtag der Modellfluggruppe Eudenbach über der Musser Heide. Mit niedlicher Puppenstuben-Romantik hatte das aber nichts zu tun - vielmehr mit ausgeklügelter Technik und einem perfekten Timing zweier Modellbauer.

 Faszination Modellflug: Bastler und Zuschauer kommen in Eudenbach gleichermaßen auf ihre Kosten.

Faszination Modellflug: Bastler und Zuschauer kommen in Eudenbach gleichermaßen auf ihre Kosten.

Während Jürgen Lob seine Maschine als Schlepper zum Einsatz brachte, machte Felix Diefenthal mit aufwendiger Fernsteuerung alles klar für den Absprung der Puppe. Eine Fingerbewegung - und der Fallschirmspringer im hellblauen Overall verließ den Flieger. Der Schirm aus echter Fallschirmseide ging auf. Und auf den Millimeter genau landete die Puppe einige Minuten später auf dem Flugfeld vor dem begeisterten Publikum. Auch die beiden Maschinen kamen wieder heile unten an.

Es gab viel zu sehen. In der Luft - und auch am Boden, wo die Modellbauer ihre Maschinen aufgereiht hatten und den Zuschauern gern Details zur Technik und zur Geschichte ihrer Flugzeuge erzählten. Da standen die Styropormodelle der Jugendlichen aus der "Taschengeldliga" neben hochwertigen düsengetriebenen Jets. Die Begeisterung aber war bei den Modellbauern gleich groß. Riesenspaß machte es dem Nachwuchs, die kleinen Flitzer mit den "Eislöffelchen"-Plastikpropellern mit 200 Sachen über den Platz zu jagen.

Mit welcher Akribie die Modellbauer ans Werk gehen, ist freilich erst beim genauen Hinsehen erkennbar. Eins zu eins nachzubauen, bedeutet für sie dann zum Beispiel auch, die Gebrauchsspuren des Originals aufzulackieren. So war bei einer italienischen Siai-Marchetti deutlich die Verschmutzung zu sehen. Klaus Bachmann von der Modellfluggruppe Eudenbach erklärt das so: "Der Modellbauer verliebt sich in ein Flugzeug, schießt Fotos. Und mit Hilfe dieser Abbildungen und der Flugzeugpläne macht er sich ans Werk."

Der Blick ins Cockpit erzeugte Staunen. Ganz edel etwa die "Tucan" der brasilianischen Luftwaffe mit einem Turboprop-Triebwerk und zwei Piloten, die vor Instrumentenbrettern sitzen, die bis ins kleinste Detail nachvollzogen sind. Dirk Enkelmann aus Sankt Katharinen war gleich mit vier Modellen am Start. Sein Liebling ist der Fieseler Storch mit den langen Beinen, der auch der "Fliegende Feldherrenhügel" genannt wurde, weil er extrem langsam und niedrig fliegen kann und deshalb als Aufklärungs- und Verbindungsflugzeug im Zweiten Weltkrieg diente. Beim Flugtag gab es eine besondere Schau: Flieger Dirk Bende ging mit dem Original in die Luft und Dieter Enkelmann steuerte parallel das Modell. Ein ganz rarer Oldtimer war zu sehen: der "de Havilland", ein englisches Kunstflugzeug aus den 1930er Jahren, das auch "Tigermoth - Tigermotte" genannt wurde.

Modellbau ist quasi Geschichtsstunde. Paul Marx hat mit seinem Vater einen P51 Mustang gebaut, der im Zweiten Weltkrieg von den Amerikanern als Jäger eingesetzt wurde. Der 16-Jährige: "Wir haben das Original bei einer Flugschau in den USA gesehen und nachgebaut." Die 13 kleinen Kreuze auf der Flugzeughaut bedeuten: 13 Abschüsse.

Die Liebe zum Detail war auch bei dem tschechischen Schulungs- und Kampfflugzeug "Albatros" mit Düsentriebwerk zu entdecken. Eine Rarität stellte ebenso die F4U Corsair dar, ein US-Kampfflugzeug aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, das über Knickflügel verfügte und so besser auf die Flugzeugträger passte. Auch dieses Modell entsprach dem Original - bis hin zur Aufschrift mit dem Namen des Piloten: Leutnant Blackburn.

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