Awo-Ausstellung im Rathaus Königswinter Die Fallstricke können überall liegen

Königswinter · Christa Behrendt kommt bei ihren Powerpoint-Vorträgen selten mit weniger als 70 Folien aus. Das liegt an den vielen Facetten, die ihr Job mit sich bringt. Behrendt berät für die Arbeiterwohlfahrt (Awo) Rhein-Sieg Senioren und Behinderte dabei, wie sie ihre Wohnungen und Häuser fürs Alter umrüsten können.

 Tipps für den Eigenheimumbau: Beraterin Christa Behrendt (r.) war einer Einladung der Sozialamtsleiterin Hildegard Walter gefolgt.

Tipps für den Eigenheimumbau: Beraterin Christa Behrendt (r.) war einer Einladung der Sozialamtsleiterin Hildegard Walter gefolgt.

Foto: Philipp Königs

Ob am Hauseingang, in der Küche oder im Badezimmer: Die Fallstricke können praktisch überall liegen. Deshalb die ganzen Beispiele von schwer zu nehmenden Stufen zur Haustür, viel zu engen Toilettenstühlen, Badezimmern, in denen sich die Fliesen farblich nicht voneinander abheben. "Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, solche Eigenheime barrierefreier zu gestalten", sagte Architektin Behrendt bei ihrem Besuch im Haus Bachem. Eine Ausstellung im gegenüber liegenden Rathausfoyer zeigt noch bis zum 28. April, wie solch ein Umbau beispielhaft gelingen kann.

95 Prozent der Anträge, die mit Hilfe der in Siegburg ansässigen Awo-Wohnberatung gestellt werden, beziehen sich auf Veränderungen im Bestand. Behrendt und ihre drei Kolleginnen, deren Stellen zur Hälfte der Kreis und zur anderen Hälfte die Pflegekassen zahlen, helfen Bürgern kostenlos. Sie dürfen zwar keine Pläne entwerfen, also nicht mit Architekten konkurrieren, aber sie absolvieren Hausbesuche, beraten, schauen über Änderungspläne und sind beim Ausfüllen der Anträge behilflich.

Das kann von einfachen Küchenhelfern wie einem fixierten Apfelschäler bis hin zur barrierefreien Dusche, einem für Rollstuhlfahrer geeigneten Waschtisch, einer unterfahrbaren Küche oder dem Einbau einer Rampe zur Haustür führen. Ein Ehepaar, dessen Haus am Hang in Königswinter liegt, erkundigte sich bei Christa Behrendt nach Zuschussmöglichkeiten. "Noch können wir uns gut bewegen, aber wer weiß, was kommt", sagten beide. Deshalb überlegen sie, hinterm Haus einen barrierefreien Zugang zu bauen.

Seit Oktober 2014 gewährt die KfW-Bank für derlei Projekte Darlehen und übernimmt nach genehmigtem Antrag acht Prozent der Kosten, erklärte Behrendt. Bei Behinderungen und Pflegestufen können pro notwendiger Baumaßnahme und Person bis zu 4000 Euro gewährt werden. Und das durchaus mehrere Male.

Die Regelungen für Pflegekostenzuschüsse hätten sich seit diesem Jahr verändert, so die Awo-Beraterin. Die Chancen für Finanzierungshilfen seien gestiegen. "Allerdings müssen wir die Sinnhaftigkeit von Projekten überprüfen", erklärte Behrendt. Eine entsprechende "Nachkontrolle" könne auf Nachfrage der Pflegekassen durchaus erfolgen.

Joachim Koch aus Oberdollendorf hätte in seiner jetzigen Eigentumswohnung keinen Lift einbauen können. Er hat beschlossen, in einen barrierefreien Neubau in der Altstadt zu ziehen. "Es ist erstaunlich", sagte er, "woran man im Alter noch alles denken muss."

Beratung

Der Awo-Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg berät ältere und behinderte Menschen im gesamten Rhein-Sieg-Kreis. Der Verein sitzt in der Schumannstraße 4 in Siegburg und ist erreichbar unter der Rufnummer 02241/86685720 oder per E-Mail an wohnberatung@awo-bnsu.de. Auf Anfrage absolvieren die vier Beraterinnen Hausbesuche.

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