Interview Irene Feldhaus: "Die Arbeit hat mich sehr geprägt"

KÖNIGSWINTER · Der Ökumenische Hospizdienst "Ölberg" Königswinter steht vor einschneidenden Veränderungen: Ab Juli wird der Verein erstmals über zwei Betten mit palliativnaher Versorgung im Altenheim Haus Katharina verfügen.

 Gibt ihr Vorstandsamt ab: Irene Feldhaus.

Gibt ihr Vorstandsamt ab: Irene Feldhaus.

Foto: Frank Homann

Zum anderen wird die Frau, die seit Gründung des Vereins das Ruder in der Hand hält, am Mittwoch aus dem Vorstand ausscheiden: Vorsitzende Irene Feldhaus hört nach neun Jahren auf. Mit ihr sprach Gabriela Quarg.

Der Verein hat mit den Palliativbetten ein lange gehegtes Ziel erreicht. Wieso möchten Sie sich ausgerechnet jetzt aus dem Vorstand zurückziehen?
Irene Feldhaus: Dass wir demnächst zwei Betten mit palliativnaher Versorgung haben, ist toll - eine große Sache, an der wir lange gearbeitet und an deren Verwirklichung wir manchmal auch etwas gezweifelt haben. Die Entscheidung zurückzutreten ist mir nicht leicht gefallen. Aber nun sind die Palliativbetten auf den Weg gebracht und da dachte ich mir, jetzt ist ein guter Zeitpunkt für einen Schnitt. Grund dafür sind vor allem familiäre Veränderungen. Ich werde aber weiter im Verein aktiv sein und Begleitungen machen.

Wie ist der Hospizdienst entstanden?
Feldhaus: Der Ursprung lag in der evangelischen Kirchengemeinde. Bei einer Ausstellung über Frauengestalten haben wir damals überlegt, was man in unserer Gemeinde noch aufbauen könnte. Da kam die Idee eines Hospizdienstes auf. Einmal angefangen, explodierte die Arbeit förmlich. Noch vor der offiziellen Vereinsgründung ist der erste Befähigungskurs gelaufen, das war im Herbst 2005.

Was war Ihre persönliche Motivation, mitzumachen?
Feldhaus: Ich hatte schon länger überlegt, was ich machen könnte, da meine Kinder langsam auf eigenen Füßen standen. Klar war, dass ich gerne mit Menschen arbeiten würde. Die Hospizarbeit ist mir quasi so vor die Füße gelegt worden. Ich habe dann einfach mal angefangen, und es war die absolut richtige Entscheidung.

Sie sind nicht nur Vorsitzende, sondern begleiten auch selbst sterbenskranke Menschen. Geht Ihnen das Erlebte sehr nah?
Feldhaus: Jemand hat einmal gesagt, was man mit dem Herzen tut, das geht einem auch zu Herzen. Das stimmt. Und deshalb schläft man auch mal schlecht. Oft ist es auch nicht leicht, nach einer intensiven Begleitung wieder Abstand von der betreuten Familie zu gewinnen - schließlich hat man Dinge mitgetragen, die einen sehr berühren. Umso wichtiger ist eine gute Begleitung und Betreuung unserer Mitarbeiter. Als Vorstand sehen wir hier eine große Verantwortung für die Ehrenamtlichen.

Hat die Hospizarbeit denn bei Ihnen Spuren hinterlassen?
Feldhaus: Die Arbeit hat mich sehr geprägt und verändert. Mein Blick aufs Leben ist ein anderer geworden - bewusster und positiver. Nicht nur, dass das Wissen um das Sterben einen gelassener macht. Man lernt, das Leben anders zu schätzen. Bei jeder Begleitung erlebt man eine einzigartige Zeit, da jedes Leben und auch jedes Sterben anders ist. Ich empfinde es immer wieder als Geschenk, dies miterleben zu können. Auch unter uns Ehrenamtlichen herrscht ein ganz herzliches Miteinander. Es verbindet einen etwas, was man so nicht beschreiben kann.

Wie lautet Ihre Bilanz?
Feldhaus: Wir haben in den vergangenen Jahren unheimlich viel aufgebaut, das konnte niemand alleine schaffen. Jeder hat mit vollem Einsatz dafür gelebt und gearbeitet. Unsere wichtigsten Mitarbeiter sind die ehrenamtlichen Begleiter und die Koordinatoren - wir vom Vorstand schaffen den Rahmen für ihre Arbeit und sind eng an dieser Arbeit mit dran. Mich persönlich freut es sehr, dass die Arbeit des Hospizdienstes in der Öffentlichkeit so wertgeschätzt wird.

Zur Person

Irene Feldhaus hat den Hospizdienst 2006 mit aus der Taufe gehoben und ist seitdem Vorsitzende des Vereins.

Sie ist verheiratet, hat vier erwachsene Kinder und lebt mit ihrer Familie seit rund drei Jahrzehnten in Stieldorferhohn. Kraft für ihre Arbeit holt sich die passionierte Jägerin in der Natur.

Mitgliederversammlung

Die Mitglieder des Ökumenischen Hospizdienstes "Ölberg" Königswinter treffen sich am Mittwoch, 22. April, um 19.30 Uhr im Pfarrheim Sankt Joseph in Thomasberg, Am Kirchplatz 15. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Vorstandswahlen.

Infos: www.hospizdienst-koenigswinter.de oder Tel. 02244/877473.

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