Interview mit den Sänger des Rauschendorfer MGV "Der Chor ist wie eine Familie"

Da gackern ja die Hühner. Weiße Hennen auf der Stange zieren den Eingangsbereich der Materialbox des Männergesangvereins Gemütlichkeit von 1882. Die Garage, in der die Sänger Arbeitsgeräte aufbewahren, steht an der alten Schule und war bisher grau und trist. Die Rauschendorfer Künstlerin Marianna Weber bemalte nun die Materialbox mit hübschen Tiermotiven rundherum.

 Frischer Schwung bei den Sängern: (von links) Vorsitzender Heinz Stümper, Geschäftsführer Herbert Haack und Pressesprecher Robert Simon vom MGV Gemütlichkeit 1882 interpretieren auch schon mal Lieder von den "Toten Hosen".

Frischer Schwung bei den Sängern: (von links) Vorsitzender Heinz Stümper, Geschäftsführer Herbert Haack und Pressesprecher Robert Simon vom MGV Gemütlichkeit 1882 interpretieren auch schon mal Lieder von den "Toten Hosen".

Foto: Frank Homann

So ist eine Idylle mit Teich vom Platz der Generationen aus zu sehen. Dort trafen sich MGV-Vorsitzender Heinz Stümper, Geschäftsführer Herbert Haack und Pressesprecher Robert Simon zum Gespräch mit Roswitha Oschmann.

Mit Verlaub, gackern Sie jetzt schon wie die Hühner?
Heinz Stümper: Das nicht. Aber das Bild passt. Zu unserem neuen Programm gehört auch das Lied "Der Hahn von Onkel Giacometo", hinter dem sich eine witzige italienische Geschichte verbirgt.

Das hört sich nun nicht gerade wie die klassische Chorliteratur eines MGV an?
Herbert Haack: Wir singen nicht mehr nur die traditionellen Männerchorlieder, sondern auch moderne Lieder oder europäische Volksmelodien wie die vom Hahn.
Stümper: Wir haben sogar das Stück "Steh auf" von den "Toten Hosen" einstudiert. Das wäre früher undenkbar gewesen. Wir haben grundsätzlich modernisiert. Früher gab es nur klassischen Männergesang und Lieder über "Rhein, Wein und Weib".
Robert Simon: Der MGV hat eine neue Richtung eingeschlagen und viel Zeitgenössisches ins Repertoire aufgenommen.
Stümper: Dabei wollen wir natürlich auch das alte Liedgut erhalten. Aber auch die älteren Sänger ziehen mit, lassen sich auf das Neue ein.

In Zeiten, in denen Männerchöre über Nachwuchssorgen klagen, schweben Sie auf Wolke sieben?
Stümper: Vor 30 Jahren hatten wir 30 bis 32 aktive Sänger. Jetzt sind es 45. Die Proben sind stets gut besucht. Unser Chor steht gut da. Daran haben die Chorleiter Werner Rondorf und Edgar Brenner ihren Anteil. Seit zwei Jahren leitet uns Ulrich Röttig, ein junger Mann, der es versteht, die jüngeren und die älteren Sänger zu begeistern.
Haack: Die Proben sind spannend, zügig, es wird auch mal ein Witz erzählt. Das macht einfach Spaß. Unser Chor ist wie eine Familie.
Stümper: Das Verhältnis unter den Sängern stimmt. Man kann über alles reden. Wir hoffen, dass noch mehr junge Männer bei uns mitmachen.

Was tun Sie dafür?
Haack: Wir pflegen den Zusammenhalt. Wir unternehmen Superfahrten und Feste, bringen unseren Jubilaren Ständchen. Das Problem der Überalterung hat auch damit zu tun, dass das Singen in der Schule lange keine Rolle mehr spielte. Da fehlt eine Generation. Was jetzt in der Schule in Oberpleis gemacht wird durch den Schedrick-Chor und hier im CJD-Musik-Kindergarten, das ist sehr gut. Da wächst etwas nach.
Stümper: Wir sind ein gern gesehener Gast des CJD-Musik-Kindergartens und fühlen uns in der ehemaligen alten Schule, in der wir proben, sehr wohl. In diesem Jahr haben wir sogar auf eine Sommerpause verzichtet. Es stehen zu viele unterschiedliche Aktivitäten an. Unser aktiver Sänger Werner Rondorf vertrat unseren Chorleiter während dessen Urlaubszeit.

Was haben Sie vor?
Stümper: Zunächst haben wir unser Sommerfest vom 29. bis 31. August. Da wird ein Rheinischer Abend nur mit Rauschendorfer Gruppen gestaltet. Ein Höhepunkt: Der Shanty-Chor aus Solingen mit 70 Mitgliedern verlegt seinen "Betriebsausflug" hierher und tritt auf.
Simon: Anfang Oktober gehen wir auf Sängerfahrt nach Erfurt, wo wir im Dom singen und mit dem Erfurter MGV einen Liederabend durchführen. Wir haben sie bei einem Sängerfest kennengelernt.
Haack: Diese Kontakte sind sehr wichtig und schön. Mit dem Musikverein "Harmonie" aus Tennenbronn pflegen wir bereits seit 42 Jahren eine Freundschaft. Die Schwarzwälder rücken beim Sommerfest 2015 mit kompletter Mannschaft an.
Stümper: Bei unserem Herbstkonzert in der CJD-Aula am 25. Oktober erwarten wir wiederum den befreundeten Damenchor "Con Amore" aus Gilze in den Niederlanden. Dann zeigen wir unser komplettes neues Programm. Und nicht nur der Hahn von Giacometo wird krähen.

Zu den Personen

Heinz Stümper (74) war Vorsitzender des MGV Gemütlichkeit Rauschendorf von 1997 bis 2008 und übernahm in diesem Jahr erneut den Vorsitz. Er singt seit 58 Jahren im Chor als Zweiter Bass. Zweiter Tenor Herbert Haack (74) fungiert seit vielen Jahren als Geschäftsführer und ist seit 1981 Mitglied des MGV. Robert Simon (74) wurde 1957 Mitglied und singt im Zweiten Bass. Er kümmerte sich von 1962 bis 1977 um die Öffentlichkeitsarbeit und stellte sich 2014 erneut für diese Aufgabe zur Verfügung

Das Sommerfest

Auf dem alten Schulhof von Rauschendorf startet das 132. Stiftungsfest des MGV Gemütlichkeit Rauschendorf als Sommerfest am Freitag, 29. August, 19 Uhr mit einem Rheinischen Abend. Es treten auf: Red Peg, Wölle Söck und die Söhne Rauschendorfs. Danach gibt es Musik mit DJ Philipp. Am Samstag, 31. August, 15 Uhr, eröffnet der Bürgermeister das Fest mit dem Fassanstich offiziell. Um 16 Uhr führt der CJD-Kindergarten das Musical "Die Vogelhochzeit" auf. Die Tanzsportgruppe Söven steht um 17 Uhr auf der Bühne. Flohmarkt und Kinderspiele stehen ab 15 Uhr auf dem Programm. Die Rollende Waldschule ist gleichfalls dabei. Ab 20 Uhr spielt die Band "Funky Modo". Am Sonntag, 31. August, wird der Shanty-Chor Solingen beim Frühschoppen ab 10.30 Uhr singen. Die Jugend des Brauchtumsvereins schwenkt die Fahnen. Es gibt an den Nachmittagen Kaffee und Kuchen.

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