Gesamtschule in Oberpleis Dependance in Bad Honnef steht auf der Kippe

Siebengebirge · Am Donnerstag in 83 Tagen, am 4. September, startet die neue Gesamtschule in Oberpleis. Ob ein Jahr später, wie eigentlich vorgesehen, eine zweizügige Dependance in Bad Honnef ebenfalls an den Start gehen wird, steht auf einmal wieder in Frage.

In einem Brief an Bürgermeister Peter Wirtz, Dezernentin Heike Jüngling und die politischen Fraktionen in Königswinter warnt die Stadtschulpflegschaft (SSP) Königswinter vor einem Teilstandort in der Nachbarstadt.

"Die SSP Königswinter sieht bei der Errichtung einer Dependance Nachteile für die Gesamtschule Oberpleis, zumal der Teilstandort Bad Honnef nur zweizügig und aufgrund der Entfernung der Schulstandorte eine Fahrtzeit von bis zu 40 Minuten zu berücksichtigen ist.

Somit ist aufgrund unserer nunmehr gewonnenen Kenntnisse die Errichtung der Dependance in Bad Honnef nicht sinnvoll", heißt es in dem Schreiben. Allerdings solle geprüft werden, inwieweit Königswinter der Nachbarkommune die Sicherheit geben könne, deren Schüler verlässlich in der Gesamtschule Oberpleis beschulen zu können.

Der Stadtschulpflegschaft sei zwar bewusst, dass das kommunale Schulangebot in Bad Honnef Veränderungen notwendig mache, dennoch sei es ihr Anliegen und das der durch sie vertretenen Eltern, der Gesamtschule Oberpleis die pädagogischen Gestaltungsmöglichkeiten zu geben, die diese Schulform derart beliebt machen würden.

Als wesentliche Kriterien, die gegen eine Dependance sprechen, sieht die Stadtschulpflegschaft, dass die Anzahl der Lehrer durch die Filialschule nicht erhöht werden wird und die Schulstandorte weit auseinander liegen.

Bestätigt fühle man sich durch Gespräche mit der Stadt Bornheim, wo eine Dependance der Europaschule in Alfter abgelehnt wurde, obwohl die Filiale dort nur sieben Kilometer entfernt und dreizügig gewesen wäre.

Nach GA-Informationen hat sich der künftige Gesamtschulleiter Godehard Mai im gemeinsamen Unterausschuss beider Städte kürzlich in einem Thesenpapier aus pädagogischen und organisatorischen Gründen gegen eine Dependance ausgesprochen. Daraufhin soll Mai bei der Bezirksregierung in Köln einberufen worden sein, wo man ihm nahelegte, sich nicht mehr zu äußern.

"Ich kann beide Positionen verstehen, sowohl die Bad Honnefer Probleme als auch die organisatorischen Schwierigkeiten, die die Stadtschulpflegschaft sieht", sagte Königswinters Bürgermeister Peter Wirtz am Mittwoch. "Die Argumente sind auf dem Tisch.

Die Politik muss jetzt sagen, ob sie die Dependance trotz der Rahmenbedingungen möchte", meinte Dezernentin Heike Jüngling. Die Politik hatte die Verwaltung beauftragt, Gespräche mit Bad Honnef mit dem Ziel, eine Filialschule einzurichten, geführt. Am Mittwochabend traf sich der gemeinsame Unterausschuss Königswinter/Bad Honnef zu seiner vierten Sitzung in der Konrad-Adenauer-Hauptschule in Bad Honnef, wo der Teilstandort geplant ist.

Wally Feiden: Nicht seriös argumentiert

Fassungslos reagierte Honnefs Stadtelternrat auf die Absage der Stadtschulpflegschaft Königswinter an eine Gesamtschul-Filiale. "Als man uns brauchte, um den Elternwillen in Königswinter gemeinsam zu erstreiten, waren wir gut genug. Und jetzt das", so die Vorsitzende Renate Künzel zum GA.

Bürgermeisterin Wally Feiden ist in Sorge um das weitere Gedeihen der Filiallösung: "Das sieht gar nicht gut aus." Nun komme es darauf an, wie die Politik die Sache bewertet.

In einem Schreiben an Feiden, Königswinters Bürgermeister Peter Wirtz, die Vorsitzenden aller Ratsfraktionen und die Fachausschussvorsitzenden bricht der Honnefer Stadtelternrat erneut eine Lanze für die gemeinsame Lösung. Diese sei eine "einmalige Chance für die Bildungslandschaft in der Region". Honnefer Kinder und solche aus dem Königswinterer Tal würden von kürzeren Wegen profitieren.

Und: "Nicht die Vielzahl der Kurse ist entscheidend bei einer guten Schule, sondern gute Lehrer, die ihre Schüler motivieren und auf das Leben vorbereiten." Dass eine Schule mit zwei Standorten "funktionieren kann", zeige jene in Nümbrecht und Ruppichteroth.

Das sagt auch Feiden: Sich einzig ein Beispiel wie die Absage Bornheims an eine Schule mit Alfter herauszupicken, sei "nicht seriös argumentiert" - zumal zu einem Zeitpunkt, da die Prüfungen zu organisatorischen und finanziellen Details noch gar nicht abgeschlossen seien. Feiden: "Wir wissen, dass es Vorbehalte gibt und nicht unproblematisch ist, so etwas zu organisieren. Aber Nümbrecht/Ruppichteroth zeigt: Es kann funktionieren, wenn es gewollt ist."

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