Rekordzahl der Schulanmeldungen in Oberpleis "Das ist ein sensationelles Ergebnis"

Gesamtschulleiter Godehard Mai erzählt im GA-Interview über die Rekordzahl bei den Anmeldungen und Kriterien für Zu- und Absagen.

Mit 185 Anmeldungen für das kommende Schuljahr hat die Gesamtschule Oberpleis die Rekordzahlen der ersten Jahre noch übertroffen. Mit Schulleiter Godehard Mai sprach Hansjürgen Melzer.

185 Anmeldungen. Hat Sie die hohe Zahl überrascht?
Godehard Mai: Das ist ein sensationelles Ergebnis, das mich angesichts leicht sinkender Schülerzahlen komplett überrascht hat. Das spricht dafür, dass unsere Gesamtschule mit dem Ganztagsangebot gut angenommen worden ist. Und es ist ein Zeichen, dass wir ein tolles Kollegium haben. Unsere Lehrer arbeiten alle freiwillig mehr, was sich beim Aufbau einer Schule nicht vermeiden lässt.

Sie haben in diesem Jahr sogar darauf verzichtet, den Anmeldezeitraum in den Medien zu veröffentlichen...
Mai: Es ist richtig, dass wir da dieses Mal nicht offensiv herangegangen sind. Sonst wäre es mit den Anmeldungen wohl noch extremer geworden. Wir haben aber einen Tag der Offenen Tür veranstaltet. Und es hat sich ja auch so offensichtlich herumgesprochen. Mundpropaganda ist ohnehin die beste Werbung. Außerdem werden wir allein zwischen 35 und 40 Geschwisterkinder aufnehmen.

Wann werden Eltern und Kinder informiert?
Mai: Am Donnerstag gehen die Zu- und Absagen heraus. Dann müssten alle am Freitag, dem 13., Bescheid wissen.

Warum können Sie in diesem Jahr nur 162 Kinder aufnehmen - und somit deutlich weniger als in den vergangenen beiden Jahren?Mai: Nach dem neunten Schulrechtsänderungsgesetz, das am 1. August 2014 in Kraft getreten ist, können die Eingangsklassen auf 27 Schüler reduziert werden, wenn mindestens zwei Schüler mit besonderem Förderbedarf pro Klasse angemeldet sind. Dadurch haben wir künftig sechs Klassen mit 27 Schülern. In der ersten Eingangsklasse hatten wir 181 Kinder aufgenommen, im aktuellen fünften Schuljahr sind es 174.

Nach welchen Kriterien werden die 162 Schüler aufgenommen und die anderen 23 abgelehnt?
Mai: Es gibt sieben Kriterien, von denen die Schulleitung eines oder mehrere heranziehen muss. Dazu gehören zum Beispiel Geschwisterkinder, ein ausgewogenes Verhältnis von Mädchen und Jungen sowie von Schülern unterschiedlicher Muttersprache, die Leistungsheterogenität oder der Schulweg.

Werden auch Kinder aus Königswinter abgelehnt werden müssen?
Mai: Es wird sicher auch einige von den insgesamt 147 Anmeldungen aus Königswinter treffen.

Die Leistungsheterogenität war bisher nicht gegeben. Wird das Ziel, nach Möglichkeit jeweils ein Drittel Schüler mit Gymnasial-, Realschul- und Hauptschulempfehlung zu haben, auch in den neuen Eingangsklassen verpasst?
Mai: Nein. Wir werden dieses Ziel erstmals erreichen. In diesem Jahr kommen sehr viele sehr gute Schüler zu uns. Wir haben gegenüber den vergangenen Jahren eine Verdoppelung der Schüler mit Gymnasialempfehlung. Das Abitur stressfreier erst nach neun Jahren zu machen, ist für viele interessant. Gleichzeitig hat aber auch das Gymnasium am Oelberg sehr gute Anmeldezahlen, was ich erfreulich finde. Die Stimmen der Kritiker, die vorhergesagt haben, das Gymnasium würde durch die Gesamtschule geschwächt, müssten nun eigentlich verstummen.

War denn ein regulärer Unterricht mit bisher 30 oder 31 Schülern pro Klasse überhaupt möglich?
Mai: Mit jedem Schüler mehr wird es natürlich schwieriger. Da müssen Sie sehr genau schauen, welche Kompromisse Sie schließen. Dazu kommt die Größe der Klassenräume, in denen die Tische bisher sehr eng stehen. Das wird künftig etwas luftiger.

Wie fällt Ihre bisherige Bilanz aus?
Mai: Mit der Vorbereitungszeit waren das die arbeitsreichsten zwei Jahre meines Lebens, aber auch die spannendsten. Eine neue Schule zu entwickeln, ist wirklich eine tolle Sache. Ich hatte das Glück, großartige Kollegen bekommen zu haben. Das ist der Schlüssel zum Erfolg. Die Eltern und Schüler sind mit unserem Gesamtkonzept offensichtlich auch sehr zufrieden. Bei unserem Angebot wird viel gefördert, aber auch viel gefordert.

Wenn es so weitergeht, wird die Gesamtschule irgendwann 1500 Schüler haben. Wird es dann im Schulzentrum zu eng?
Mai: Ich gehe davon aus, dass die Stadt als Schulträger den Raumplan weiterentwickeln muss. Die Planung, die damals für die Genehmigung der Gesamtschule bei der Bezirksregierung eingereicht wurde, war schon sehr eng gestrickt, obwohl da noch von einer Fünfzügigkeit ausgegangen wurde. Sechs Klassen pro Jahrgang benötigen durch die Differenzierung etwa neun Räume. Dazu kommen die Ganztagsangebote.
Ein ganz großes Problem ist zum Beispiel der bisher so noch nicht vorhandene Verwaltungstrakt mit einem Lehrerzimmer. Konferenzen mit 140 bis 150 Lehrern, die die Schule später einmal haben wird, kann ich mir nicht in einer Aula vorstellen. Auch das Gymnasium braucht durch sein neues Ganztagsangebot mehr Platz. Über all das muss sich der Schulträger Gedanken machen. Ich bin gespannt, welche Vorschläge die Stadt präsentieren wird.

Besteht direkt Handlungsbedarf?
Mai: Im Sommer zieht die Hauptschule in den Realschultrakt um. Das wird bereits vorbereitet. Für das nächste Schuljahr sind wir damit gut mit Platz bedacht. Im Jahr danach wird es auch noch klappen. Aber dann wird es eng.

Könnte eine zweizügig weitergeführte Realschule, wie sie die ausgeschiedene Realschulleiterin Käthemarie Gundelach vorgeschlagen hat, für Entlastung sorgen?
Mai: Das würde für alle Beteiligten nicht einfach werden. Wo soll die Realschule denn hin? Das würde eine hohe finanzielle Belastung für den Schulträger mit sich bringen.

Zur Person

Godehard Mai (51) begann seine Lehrerlaufbahn an einem Gymnasium im Oberbergischen Kreis. Nach zwei Jahren an der Privatschule wechselte er für fünf Jahre an die Hauptschule in Siegburg-Wolsdorf. Seit 2000 arbeitete er an der Hauptschule Oberpleis, zunächst als Konrektor, seit 2004 als Schulleiter. Seit 1. August 2013 ist er Schulleiter der neuen Gesamtschule in Oberpleis. Mai wohnt in Troisdorf, ist verheiratet und hat zwei Söhne.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort