Schäden im Siebengebirge Das große Aufräumen

KÖNIGSWINTER · Mit der Kettensäge zerkleinern Gebietsflusswärter Josef Eich und seine Mitarbeiter den dicken Baumstamm, der wie ein Staudamm quer im Pleisbach liegt.

Keine leichte Aufgabe, denn auch eine Woche nach den starken Regenfällen, die in Teilen von Königswinter und Bad Honnef Überschwemmungen verursachten, führt der Bach, der bei Sankt Augustin in die Sieg mündet, noch jede Menge Wasser. Ohne das Zerteilen des meterlangen Stammes würde der Baum jedoch unmöglich auf den Anhänger passen, mit dem der Wasserverband Rhein-Sieg-Kreis das angespülte Holz vom Feld hinter der "alten Mühle" abtransportiert. "Letzte Woche stand hier alles unter Wasser", erklärt Eich.

Rund 50 Meldungen liefen beim Wasserverband Rhein-Sieg-Kreis, der für die Unterhaltung und Pflege der Fließgewässer in Königswinter, Bad Honnef und weiteren Kommunen im Kreis verantwortlich ist, seit dem vergangenen Mittwoch ein. "Unsere Mitarbeiter sind pausenlos damit beschäftigt, Gewässer von Abflusshindernissen zu befreien, angesammeltes Sediment abzutragen und verstopfte Zuläufe zu säubern", sagt Martina Hirschberg, Geschäftsführerin des Wasserverbandes.

Am Dienstag besichtigte sie gemeinsam mit Kreisplanungsdezernent und Verbandsvorsteher Michael Jaeger die Aufräumarbeiten. Rund 1500 Kilometer Gewässerstrecken unterhält der Verband. 14 Mitarbeiter sind dazu an Bächen und Flüssen oder bei der Organisation im Einsatz. Dass es bei extremen Regenfällen wie am vergangenen Dienstag auch zu Überschwemmungen kommen kann, lasse sich auch durch regelmäßige Pflege- und Kontrollmaßnahmen nicht verhindern, sagt Hirschberg.

Wie berichtet, hatten Anwohner am Blankenbach nach dem jüngsten Unwetter die Stadt Königswinter angegriffen, da sie keine regelmäßige Gewässerunterhaltung betreibe. Die Stadt ihrerseits wies daraufhin, dass für Gewässer wie den Blankenbach oder Pleisbach der Wasserverband Rhein-Sieg-Kreis zuständig sei. Doch die Kritik lässt Hirschberg nicht gelten. "Wir haben es mit einem strukturellen Problem zu tun", erklärt sie.

Rund 80 Prozent der Verrohrungen, mit denen Fließgewässer vor allem in eng bebauten Gebieten unterirdisch abgeleitet werden, seien hydraulisch zu klein. Gleiches gelte für die Rechen, die an Zuläufen verhindern sollen, dass Treibholz, Laub und andere Abflusshindernisse die Rohre verstopfen. "Es gibt gerade in den Städten einfach nicht genug Platz, größere Rechen zu installieren", so Hirschberg. Flächenversiegelungen und der Abbau natürlicher Überschwemmungszonen verschärfe das Problem.

"Am vergangenen Dienstag fielen in kürzester Zeit 60 bis 80 Liter Regen pro Quadratmeter." Die vorhandene Infrastruktur, die zum Teil vor einigen Jahrzehnten geschaffen wurde, sei für solche Mengen nicht ausgelegt. Entgegen anderer Meldungen habe das Regenrückhaltebecken im Schmelztal bei dem Unwetter in der vergangenen Woche allerdings ausreichend Kapazität bewiesen.

"Das Becken hat funktioniert. Es hätte noch einiges an Wasser den Ohbach hinunter fließen müssen, damit die Hochwasserentlastung anspringt", sagt Hirschberg. Mit Blick auf die Kritik vermutet sie, dass falsche Vorstellungen über die Arbeit des Wasserverbandes existieren. "Unsere Aufgabe besteht darin, den Fluss des Gewässers im Normalprofil zu ermöglichen", so Hirschberg. Dazu fahren die Mitarbeiter des Wasserverbandes regelmäßig 250 Kontrollpunkte an, um den Abfluss des Wassers in der Region zu überwachen. "Nach Starkregenereignissen führen wir zusätzliche Kontrollen durch."

Eine Alternative zu dieser stichprobenartigen Überwachung gebe es nicht. Stattdessen erhofft sich Hirschberg, dass Bürger, die Problemstellen in Fließgewässern entdecken, den Wasserverband informieren.

Zudem appelliert der Wasserverband an Bewohner gefährdeter Gebiete, Maßnahmen zur Eigensicherung vorzunehmen. Dazu zählt etwa das Freihalten eigener Uferbereiche von Unrat oder das Errichten von Barrieren, etwa durch Randsteine oder Stufen, damit das Wasser nicht in Kellerfenster oder Garagen eindringen kann. "Hochwasserschutz ist eine Aufgabe, die nicht allein die Behörden übernehmen können", sagt Michael Jaeger.

Infos zur Eigensicherung unter www.wasserverband-rsk.de. Abflusshindernisse können dem Wasserverband mitgeteilt werden unter der Rufnummer 02241/958170 oder per E-mail an info@wasserverband-rsk.de.

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