Wachablösung beim Stadtsportbund "Das Vereinsdenken muss aufhören"

Königswinter · Am Donnerstag, 23. April, wählt der Stadtsportbund nach der Sportlerehrung (18 Uhr, Grundschule Sonnenhügel) einen neuen Vorsitzenden. Mit dem scheidenden Chef Ulrich Kunze und seinem designierten Nachfolger Klaus Wiesehügel sprach Hansjürgen Melzer.

 Die Zukunft des Oberpleiser Sportplatzes hat Ulrich Kunze (links) beschäftigt und wird auch für seinen Nachfolger Klaus Wiesehügel ein Thema bleiben.

Die Zukunft des Oberpleiser Sportplatzes hat Ulrich Kunze (links) beschäftigt und wird auch für seinen Nachfolger Klaus Wiesehügel ein Thema bleiben.

Foto: Frank Homann

Herr Kunze, wo steht der Stadtsportbund nach fünf Jahren mit Ihnen als Vorsitzendem?
Ulrich Kunze: Als ich bei der Mitgliederversammlung im April 2010 zum Vorsitzenden gewählt wurde, war der Stadtsportbund ein Jahr ohne Vorsitzenden und Geschäftsführer gewesen. Ich bin damals von Sebastian Schuster und Peter Wirtz gebeten worden, das Amt zu übernehmen, damit es weitergeht. Ich bin besonders von Peter Wirtz sehr unterstützt worden. Dabei half auch die Initiative für den Sport in Königswinter.

Inwiefern?
Kunze: In der Vereinbarung zwischen Stadt und Stadtsportbund wurde festgeschrieben, wer welche Aufgabe hat und wer für was zuständig ist. Sie war auch der Zugang für uns zu Verwaltung und Politik, denen gegenüber wir jetzt als Lobbyist auftreten konnten. Dies drückte sich zum Beispiel auch in einer beratenden Tätigkeit im Sport- und Schulausschuss aus. Dazu kamen regelmäßige Treffen mit der Sportabteilung der Verwaltung. Gut war, dass alle Verantwortlichen an einen Tisch gebracht wurden und wir Informationen aus erster Hand bekommen haben. Dazu kam unsere Mitwirkung beim neuen Sportplatzkonzept in den Jahren 2011 bis 2014.

Wie ist das gelaufen?
Kunze: Es hat ja damals mit den Anträgen des TuS Eudenbach und des DSV Königswinter für Kunstrasenplätze begonnen. Das hat dazu geführt, dass man sich erstmals inhaltlich über die Außensportanlagen ausgetauscht hat. Dadurch haben sich Kooperationen über Vereinsgrenzen hinweg wie zwischen den Fußballern des TuS Oberpleis und den Leichtathleten der SSG Königswinter ergeben. Es ist wichtig, der Politik gebündelt die richtigen Nachrichten zu übermitteln. Das reine Vereinsdenken muss aufhören. Wir müssen Schwerpunkte setzen. Dort, wo im Sport gut ausgebildet wird, muss mehr und zielgerichtet investiert werden. Die Kooperation zwischen den Vereinen kann ich mir auch in anderen Bereichen vorstellen.

Zum Beispiel?
Kunze: Ich sehe die Schwierigkeiten, gut ausgebildete Übungsleiter zu finden. Die Vereine entwickeln sich außerdem immer mehr von einer Gemeinschaft von Sportlern zu Dienstleistungsunternehmen. Auch die Altersstruktur ändert sich gewaltig. Es gibt den Nachwuchs. Im mittleren Altersbereich wird es schon dünner. Und das Thema "Sport für Ältere" ist bis jetzt noch nicht so richtig angepackt worden. Das aber könnte noch sehr wichtig sein, damit die Menschen im Vereinsleben bleiben. Die Existenz der Clubs wankt sonst über kurz oder lang. Es kann notwendig sein, dass sie kooperieren oder fusionieren.

Es gibt aber durchaus auch gegenläufige Interessen. Wie sieht es bei der Konkurrenz um die Hallennutzungszeiten aus?
Kunze: Das ist zum Teil eine ganz schwierige Situation. Wer Hallenstunden hat, tut alles, um sie nicht abgeben zu müssen. Auf der anderen Seite gibt es einen neuen Verein in Stieldorf, der auf seinen Antrag von der Stadt eine Absage erhalten hat. Auch die Schulen haben immer größeren Bedarf am Nachmittag. Man könnte da aber sicher mal wieder eine Bestandsaufnahme machen und dann vielleicht auch mal regulierend eingreifen, um das Thema gerechter zu gestalten. Auch wenn Ulrike Binot von der Sportverwaltung da einen Top-Job macht, wie überhaupt die Zusammenarbeit mit der Stadt vorbildlich ist.

Verabschieden Sie sich komplett vom Ehrenamt?
Kunze: Ich habe immer gesagt, dass ich mit 65 Jahren wirklich in Rente gehen will. Ich habe dem Vorsitzenden des TuS Oberpleis, Norbert Seeger, versprochen, noch ein Jahr weiterzumachen. Dann ist aber endgültig Schluss.

Herr Wiesehügel, warum wollen Sie Herr Kunzes Nachfolger werden?
Klaus Wiesehügel: Ich bin von Fritz Lütz, dem 2. Vorsitzenden des Stadtsportbundes, der wie ich in Bockeroth wohnt, gefragt worden. Da ich keine berufliche Tätigkeit mehr ausübe, finde ich das sehr reizvoll und freue mich, dass auch ich etwas für den Sport tun kann. Im Übrigen ist der Sport ein großer Teil meines Lebens gewesen - als aktiver Schwimmer und auch Fußballer. Als ich nach Bockeroth umzog, habe ich auf Handball umgerüstet und dort in der dritten Mannschaft gespielt.

Sie waren 15 Jahre Vorsitzender der IG BAU. Sie haben auch versucht, in der Politik Fuß zu fassen. Warum kam es dazu nicht?
Wiesehügel: Ich war ja Mitglied im Kompetenzteam von Peer Steinbrück für die Bundestagswahl 2013 und sollte Minister für Arbeit und Soziales werden. Deshalb habe ich mein Amt als Bundesvorsitzender damals aufgegeben. Bekanntermaßen ist aus Steinbrück und mir ja nichts geworden. 1998 bis 2002 gehörte ich auch dem Bundestag an. Aber es ist ja nichts Neues, dass ich mit der Agenda 2010 und Gerhard Schröder nicht so einverstanden war.

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