Abiturientin Weltklasseläuferin Konstanze Klosterhalfen Das Mädchen mit den schnellen Beinen

BOCKEROTH · Für Konstanze Klosterhalfen ist der Mittwoch der einzige Tag in der Woche, an dem sie nicht trainiert. In dieser Woche macht die Leichtathletin eine Ausnahme: Mehrmals sprintet die Bockerotherin für den GA-Fotografen den Berg vor der Kirche St. Joseph in Thomasberg hoch.

Das Motiv ist nicht zufällig gewählt. Die 18-Jährige, die in ihrer Altersklasse in der Halle die schnellste Europäerin aller Zeiten über die olympische Disziplin 1500 Meter ist, hat einen besonderen Bezug zur Kirche. Seit ihrer Kommunion in Thomasberg vor neun Jahren dient sie am Altar. Während die meisten Ministranten ihres Alters inzwischen abgesprungen sind, liegt Konstanze diese Aufgabe weiter am Herzen. "Ich gucke schon, dass ich einmal pro Monat diene. Der Bezug zur Kirche ist mir wichtig. Und das Dienen ist der Anlass, dass ich auch wirklich gehe", sagt sie.

Eine Stunde zuvor in Bockeroth: Auf der Terrasse ihres Elternhauses sitzt Konstanze in kurzen Hosen und bedankt sich höflich für den Besuch. "Es freut mich, wenn sich die Leute für mich interessieren oder mich unterstützen. Es geht mir weniger um ihre Anerkennung." Ungewöhnliche Worte für eine junge Frau, die gerade 18 Jahre alt geworden ist. Ihr Blick ist offen und klar, ihre Stimme leise, sie lacht immer wieder.

Es ist der erste Tag nach den schriftlichen Abiturprüfungen. Der Tag nach der Matheklausur. Deutsch und Sozialwissenschaften, ihre Leistungskurse, hat die Schülerin des Oelberg-Gymnasiums in Oberpleis bereits hinter sich. Jetzt steht nur noch die mündliche Prüfung in Pädagogik an. Konstanze ist eine sehr gute Schülerin, aber auch hierum macht sie wenig Aufhebens. "Meinen Schnitt weiß ich gar nicht, auch wenn ich das ausrechnen könnte. Ich hoffe aber, dass eine Eins vorne stehen wird."

Auf das Abitur bereitete sich die Vierte der Olympischen Jugendspiele 2014 im Trainingslager in den Osterferien in Zinnowitz auf Usedom vor. Wenn sie das Abi in der Tasche hat, möchte sie Sportjournalismus an der Sporthochschule in Köln studieren und auch nach Köln umziehen.

"Ich schreibe gerne. Auch beim Fernsehen würde ich gerne was machen." Die größte Klippe dürfte dabei der Eignungstest an der SpoHo Ende Mai sein, bei dem große Vielseitigkeit verlangt wird. Besonders vor dem Turnen und dem Kugelstoßen hat Konstanze Respekt. "Da muss ich 6,75 Meter stoßen. Nach den Abi-Prüfungen muss ich dafür wohl noch etwas trainieren", sagt sie.

Seit 2008 startet sie für Leverkusen, seit drei Jahren trainiert sie dort bei Sebastian Weiß. Die ersten leichtathletischen Schritte tat sie als Vierjährige bei der SSG Königswinter. Ehemalige Vereinskollegen berichten, dass Konstanze damals mit Vorliebe in der Weitsprunggrube Sandburgen baute. Von den heute sechs Trainingseinheiten pro Woche absolviert sie drei bis vier in Leverkusen. Die anderen Tage macht sie Dauerläufe zwischen Bockeroth und Oberpleis. Jahrelang übernahmen ihre Eltern den Fahrdienst nach Leverkusen, zumal auch Bruder Nikolas bei den Leichtathleten trainierte. Seit sie siebzehneinhalb ist, darf Konstanze auf Antrag ihres Vereins ohne Begleitung mit ihrem Mini zum Training fahren. Bruder Nikolas spielt inzwischen nur noch Fußball - beim Regionalligisten FC Hennef 05.

Früher war Konstanze auch noch beim Turnen, Ballett, Tennis und Handball angemeldet, bevor sie sich spezialisierte. Ganz nebenbei hat sie zusätzlich Klavier- und Querflötenunterricht, tanzt in Hennef und modelt gelegentlich. Zweimal war sie bei der Fashion Week in Berlin. Der Kontakt kam über eine Freundin aus Heisterbacherrott zustande, die Verbindung zu einer Agentur aufgenommen hatte, selber aber zu klein war. Konstanze mit ihren 1,74 Metern und endlos langen Beinen hatte hingegen ein Gardemaß. "Das macht mir viel Spaß und man kommt rum. Zurzeit fehlt mir aber die Zeit", sagt sie.

Was motiviert ein 18-jähriges Mädchen, sich sechsmal pro Woche im Training zu quälen? "Da habe ich keine Probleme. Laufen ist meine Leidenschaft." Disziplin und ein gutes Zeitmanagement seien wichtig. "Ich bin von meiner Mama so erzogen worden", erzählt sie. Mutter Brigitta ist Lehrerin in Oberpleis, Vater Bernd hat dort eine Rechtsanwaltskanzlei.

Für ihre Freundinnen ist Konstanze genau das Gegenteil einer Angeberin. "Man muss sie nach allem fragen", sagt eine gute Freundin. Man könne gut mit ihr shoppen, aber auch feiern oder am Strand liegen. Eines mag Konstanze aber nicht: "Ich kann nicht gut rumgammeln." Bei der Jugend-Olympiade war sie schon. "Richtige Olympische Spiele wären ein Traum", sagt sie. Vielleicht 2024 in Hamburg. Die DLV-Norm über 1500 Meter für die WM in diesem Jahr in Peking liegt bei 4:06 Minuten. Davon trennen Konstanze noch gut neun Sekunden.

Sportliche Erfolge

Ihren größten Erfolg erzielte Konstanze Klosterhalfen als Vierte der olympischen Jugendspiele 2014 über 1500 Meter im chinesischen Nanjing. In diesem Jahr wurde sie Zweite der Deutschen Hallenmeisterschaften bei den Frauen und stellte dabei in 4:15,25 Minuten einen Europarekord für unter 20-Jährige auf. Ihr Ziel ist die U 20-EM in Schweden im Juli.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort