Bodendenkmal in Königswinter Bunker unter Denkmalschutz

KÖNIGSWINTER · Land will Militäranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg in der Musser Heide bewahren.

März, 1945: Mehrere schwere Explosion erschüttern den Schwirzpohler Wald. Die größte Detonation, nahe Wülscheid, reist ein gewaltiges Loch in den Boden. Deutsche Soldaten jagten hier einen Eisenbahn-Waggon - voll beladen mit Munition - in die Luft. Sie wollten verhindern, dass den vorrückenden amerikanischen Streitkräften davon etwas in die Hände fallen könnte.

Wer sich heute auf die Suche nach dem Schauplatz dieser gewaltigen Sprengung macht, entdeckt einen kleinen See inmitten des Waldes. Der Krater hat sich mittlerweile mit Wasser gefüllt. Die Gleise, die hier einst verliefen sind verschwunden. Doch Spuren des Zweiten Weltkrieges finden sich rund um den Flugplatz Eudenbach reichlich. Dazu zählen Lageranlagen, Munitionsbunker und Gleisanlagen. Die Bezirksregierung Köln hat jetzt veranlasst, dass die Überreste dieser Bauten in die Denkmalliste der Stadt Königswinter aufgenommen werden.

Entdeckt wurden die Ruinen von Archäologin Christiane Schmidt vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland. "Das Munitionsdepot wurde ab 1940 angelegt. Hier lagerten Bomben und Munition, die für die Flugzeuge gebraucht wurden, die vom Einsatzflughafen Eudenbach aus starteten." Auf die Überreste der Eudenbacher Militäranlage wurde Schmidt anhand von heimatgeschichtlichen Publikationen von Wilbert Fuhr aufmerksam.

Ein echter Glücksfall für die Archäologin. In anderen Fällen hat man nicht mehr als zum Beispiel eingezeichnete Hügel in einer Geländekarte, um einen möglichen Fundort ausfindig zu machen. Dann muss das gesamte Gelände abgegangen werden.

Schmidt steht auf einem Erdwall, der die Bruchstücke eines zerstörten Bunkers umfasst. "Der Bunker bestand aus u-förmig angelegten Wänden, der direkt von der Straße zum Beladen von Lkw angefahren werden konnte", erklärt sie. Laub, Moos und Erde bedecken jetzt die Betonblöcke, die auf dem Waldboden verteilt liegen. "Die Anlagen wirken auf Laien sicherlich etwas unscheinbar, für Archäologen allerdings sind sie hochspannend", erklärt Wolfgang Wegener, ebenfalls Wissenschaftler am Amt für Bodendenkmalpflege.

Tatsächlich gibt es bisher keinerlei Wegweiser oder Informationstafeln, die auf das Weltkriegserbe hinweisen. "Spaziergänger sehen lediglich einen Waldsee, aber wie es zu seiner Entstehung kam, dürften die Wenigsten wissen", so Schmidt. Das Waldgebiet befindet sich im Eigentum des Landes NRW. "Wir würden es natürlich begrüßen, wenn zum Beispiel der Eigentümer oder die Stadt das Denkmal beschildern ließe, für uns zählt zunächst aber nur die Unterschutzstellung des Bodendenkmals", sagt Wegener. Damit werde verhindert, dass zum Beispiel Waldfahrzeuge die Anlage ohne Weiteres zerstören könnten.

Wenige Meter entfernt von dem Kratersee geht Schmidt auf einen gut erhaltenen Schützengraben zu. Er ist in typischer Zick-Zack-Linie gebaut worden und zeugt von den letzten Verteidigungsversuchen der Deutschen, kurz bevor das Lager geräumt worden war.

Ausgrabungen plant das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege nicht. "Wir graben nur dort, wo sozusagen Gefahr in Verzug ist, zum Beispiel an Plätzen, die neu bebaut werden sollen. Hier geht es vorrangig um den Erhalt des Denkmals", sagte Wegener. Solange noch keine Schilder die Weltkriegsruinen ausweisen, können Personen, die die Anlagen besuchen möchten, bald auf einen Geländeführer zurückgreifen, den der Landschaftsverband Rheinland herausgibt.

Anlässlich des Themenjahres "Erster Weltkrieg" finden sich darin insgesamt 73 Fundorte in der Region zum Ersten und Zweiten Weltkrieg sowie zum Kalten Krieg. Das Buch wird voraussichtlich Anfang Dezember erscheinen.

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