D-Day-Überlebender Paul Golz "Bonjour, Mr. President"

Königswinter-Oberpleis · D-Day-Veteran Paul Golz aus Oberpleis erzählt im Pfarrheim seine Geschichte. Günther Herr: "Paul Golz ist ein Glücksfall für uns. Pleiserhohn ist durch ihn jetzt in der ganzen Welt bekannt."

Der Vorsitzende des Vereins "Nachbarschaft Pleiserhohn-Thelenbitze", bedankte sich bei dem 89-jährigen Kriegsveteran und auch bei dessen amerikanischem Freund und Nachbarn Andrew Denison für die interessanten Stunden. Der Experte für amerikanische Außenpolitik, der seit 20 Jahren in Pleiserhohn lebt, hatte nicht nur mit Paul Golz die Reise zum 70. Jahrestag des D-Day in der Normandie angetreten, sondern am Donnerstagabend auch Golz' Vortrag mit Filmbeiträgen verschiedener Fernsehsender und eigenen Aufnahmen von der Tour der Erinnerung untermauert. Eingeladen hatte der Nachbarschaftsverein zusammen mit der Kolpingfamilie Oberpleis ins Pfarrheim. Und es kamen fast hundert Besucher.

Denison hatte anlässlich der Feier zum 70. Jahrestag des D-Days ein Ferienhaus in der Normandie gemietet und war mit seiner Familie und Golz an den Schauplatz der Ereignisse im Juni 1944 gefahren. Bei der entsprechenden Filmsequenz sagte er: "Nur Paul durfte auf die Ehrentribüne." Der Veteran scherzte über seinen Anblick: "Wie Johannes Heesters!" Dabei sei er einer der Fittesten unter den Ehemaligen gewesen. "Viele Amerikaner saßen im Rollstuhl."

Denison berichtete: "Paul hatte während der ganzen Zeit Filmteams um sich herum, er musste Autogramme geben." Ein Jeep war für ihn organisiert worden, bei der Kranzniederlegung auf dem britischen Soldatenfriedhof war er in der Wagenfolge der Bundeskanzlerin. Er besuchte die Friedhöfe mit den weißen Marmorkreuzen der gefallenen US-Soldaten und mit den dunklen Kreuzen der deutschen Kameraden. Golz: "So viel junges Blut wurde geopfert. Für Europa war die Landung ein Glücksfall."

Paul Golz erzählte sein Leben. Und immer wieder betonte der gebürtige Pommer, welches Glück er doch gehabt habe. Das begann schon mit einer Erkrankung am Schluss seiner militärischen Ausbildung. Während seine Kameraden im Januar 1944 an die Ostfront mussten, kam er nach dem Genesungsurlaub zur neu aufgestellten Division Rommel. "Am D-Day, etwa ab 2 Uhr, stand ich auf Posten und sah, wie die alliierten Flugzeuge 'Christbäume' abwarfen. Am Morgen holte ich mir im Dorf einen Liter Milch. Die Franzosen sagten: Haut ab, die Alliierten sind gelandet!?"

Die Einheit wurde Richtung Sainte-Mère-Église verlegt. Golz schilderte seine Gefangennahme auf einer Kuhweide, als er mit seiner Maschinengewehr-Gruppe den Rückzug der Kompanie decken sollte. Ein Panzer stand am Eingang der Koppel, die begleitenden Soldaten riefen: "Come on, boys. Hands up!" Golz: "Am 10. Juni war mein Krieg zu Ende." In einem Gefangenenlager in West-Virginia trank er seine erste Cola.

Nachdem die USA im Mai 1946 alle Kriegsgefangenen entließ, kam er nach Schottland. Nach seiner Entlassung landete er im Oktober 1947 im Rheinland. Und später in Pleiserhohn. Bilder aus dem Ort gingen nun um die ganze Welt.

Kurz gefragt

Mit Paul Golz, 89, sprach Roswitha Oschmann.

Wie war denn die Feier zum D-Day mit Queen Elisabeth, Barack Obama, Wladimir Putin und Angela Merkel?
Paul Golz: Obama ist ein großer Kerl, eine imposante Erscheinung. Ich sagte: "Bonjour, Mister Präsident." Und er fragte mich: "How are you?" Ein toller Mann. Auch die Queen hat mir imponiert. Sie lächelte, als ich auf Englisch sagte: "Ich war zwei Jahre in Kriegsgefangenschaft in Schottland, aber Nessie, das Ungeheuer von Loch Ness, habe ich nie gesehen." Zu Prinz Philip sagte ich: "Mit Ihnen kann ich ja Deutsch sprechen." Der Prinz lächelte. Putin hat mir nur zugenickt. Die Bundeskanzlerin hat mit "Guten Tag" gegrüßt. Ich saß ihr später gegenüber und beobachtete, wie Putin und Merkel diskutierten.

So viele Staatsoberhäupter - war das eigentlich aufregend?
Golz: Ich war nach meiner Zeit beim Bundesgrenzschutz von 1958 bis 1990 im Diplomatischen Dienst der Bundesrepublik, auch auf Auslandsposten. Deshalb hatte ich keine Probleme, die "Großkopferten" zu begrüßen.

70 Jahre nach dem D-Day standen Sie zum ersten Mal wieder an der Stelle, an der Sie gefangen genommen wurden. Wie war das für Sie?
Golz: Ich hatte vorher schon eine Busreise in die Normandie gemacht, aber da rauscht man so durch. Aber jetzt war ich in Cauquigny, dem Ort meiner Gefangennahme, und auf Friedhöfen habe ich die vielen Gräber gesehen. Solch ein Krieg darf nie wieder passieren.

Sie haben jetzt Ihre "Feinde" wiedergesehen...
Golz: Es war aufwühlend. Die meisten Veteranen saßen im Rollstuhl, sind jetzt 92, 94 Jahre alt.

Einige Wochen sind seit diesen Gedenkfeierlichkeiten vergangen. Wird es wieder ruhiger?
Golz: Es rufen immer noch Leute an, schreiben mir Briefe. Und vorher hatte ich täglich Interviews.

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