40 Prozent mehr Gäste Besuchermagnet Drachenfels

KÖNIGSWINTER · Schickes Ambiente, aber Selbstbedienung auf der Terrasse mit Kaffee in Pappbechern. Wie unpassend. Oder lange Wartezeiten auf Speisen und Getränke im Glaskubus.

Nach der Eröffnung des neu gestalteten Drachenfelsplateaus vor gut einem Jahr wurde Kritik an der Qualität des gastronomischen Angebots auf dem Drachenfels laut. Die Kritik richtete sich nicht zuletzt an Pächter Hermann Nolden.

Zumindest die Zeit der Pappbecher ist heute vorbei. "Das war am Anfang der Tatsache geschuldet, dass wir wegen der Besuchermassen schnell Selbstbedienung machen mussten", so Nolden. Erst allmählich hätten er und sein Personal ein Gespür dafür entwickelt, wie sie der Menschenmassen zu den Stoßzeiten Herr werden können. "Wir haben die Zahl der Ausgabestationen erhöht", so Nolden. Irgendwann sei man auch auf der Terrasse auf Porzellantassen umgeschwenkt.

Königswinters Bürgermeister Peter Wirtz hält die Anlaufschwierigweiten für völlig normal. "Der Drachenfels ist zu einem richtigen Publikumsmagneten geworden. Das ist absolut gut - auch für die Region", sagt er. Oliver Bremm, Geschäftsführer der Tourismus Siebengebirge GmbH, sieht sich bestätigt, dass die Neugestaltung der richtige Weg war: "Was die Gutachten vorhergesagt haben, ist Wirklichkeit geworden.

Weg vom Beton, hin zu einer Plattform, auf der die Menschen verweilen können - mit einem tollen Rheinblick." Der Drachenfels als Zugpferd und Flaggschiff werde jetzt in der gesamten Region anders wahrgenommen. "Uns ist wichtig, dass das Image des Berges viel besser geworden ist", sagt Bremm. Dies sei jedoch auch nur durch das Gesamtpaket mit Tourismusbahnhof, Schloss Drachenburg und Nibelungenhalle möglich geworden. Dass der Eselsweg und das Nachtigallental wieder begehbar sind, sei ebenfalls sehr wichtig.

Die Fahrgastzahlen der Bergbahn hätten um rund 30 Prozent zugenommen. Bremm geht davon aus, dass heute 35 bis 40 Prozent mehr Menschen den Berg besuchen als vor der Neugestaltung. "Es gibt extreme Schwankungen bei den Besucherzahlen. Damit hat aber nicht nur das Restaurant auf dem Drachenfels, sondern auch Schloss Drachenburg und die Bergbahn zu kämpfen."

Wie ist Ihr Eindruck vom Drachenfels? Auf dem Drachenfels ist die Lernphase noch nicht abgeschlossen. Nolden rechnet damit, dass es zwei Jahre dauern wird, um alles zu optimieren. Zum Beispiel wenn an Wintersonntagen zwischen 13 und 16 Uhr auf einmal 5000 Menschen versorgt werden müssen, mit denen niemand gerechnet hatte.

Im Winter ist der Glaskubus bisher nur an den Wochenenden von 11 bis 18 Uhr geöffnet, im Sommer täglich von 10 bis 19 Uhr. Das Restaurant beschäftigt zwölf Festangestellte und 30 Aushilfskräfte. An manchen Sonntagen arbeiten dort bis zu 20 Personen gleichzeitig. Die Besucherrekorde in diesem Jahr wurden an Ostern und Pfingsten mit 8000 bis 9000 Gästen pro Tag erreicht. Der Spitzenwert wurde am 3. Oktober 2013 mit fast 11.000 Gästen aufgestellt.

Das Ziel des Regionale-Projektes, die Aufenthaltsqualität auf dem Plateau zu verbessern und die Ruine wieder sichtbar werden zu lassen, führte dazu, dass die Gebäude und somit die Produktions- und Lagerflächen geschrumpft sind. Während es im alten Betonrestaurant Platz ohne Ende gab, ist die Küche für die Gastronomie im Glaskubus kleiner geworden. Gleichzeitig erhöhte sich die Zahl der Sitzplätze im Innen- und Außenbereich von 350 auf 550. "Dadurch entstehen in Spitzenzeiten natürlich Engpässe", sagt Nolden.

Auch wenn das Ambiente anderes erwarten lasse, bleibe der Drachenfels in erster Linie ein Ausflugslokal mit einer äußerst schmackhaften Currywurst. Trotz der hohen Besucherzahlen würde sich die Gastronomie auf dem Berg aber nicht tragen, wenn es die Abendveranstaltungen nicht gäbe. "Ohne Events schaffe ich keine schwarze Null", sagt Nolden. Erst vor drei Wochen heiratete hier eine Tochter des Bürgermeisters.

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