Schutzzaun im Siebengebirge Baubeginn am Siegfriedfelsen rückt näher

SIEBENGEBIRGE · Auf den Big Bags blühen die Sonnenblumen. "Wanderer haben sie im Frühjahr ausgesät, jetzt entfalten sie ihre Pracht", sagte Winzer Felix Pieper. Trotzdem werden weder er, noch die anderen Beteiligten, die am Donnerstag zusammengekommen waren, den Big Bags nachtrauern.

Der Tag, an dem die provisorische Sicherung der Weinberge am Siegfriedfelsen weichen kann, ist wieder ein Stück näher gerückt: Im Bad Honnefer Rathaus übergaben Bürgermeister Otto Neuhoff und sein Königswinterer Amtskollege Peter Wirtz am Donnerstagnachmittag die Baugenehmigung für die Steinschlagschutzzäune an die Winzer Pieper und Karl-Heinz Broel.

Es sei "ein guter Tag" für den Weinbau, leitete Neuhoff die Übergabe der Unterlagen ein. Neuhoff und Wirtz betonten die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten, darunter der Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS), Kreis und Kommunen. "Wenn jeder auf seiner Rechtsposition beharrt hätte, wäre der Weinbau tot. Die Klärung hätte viel zu lange gedauert", so Neuhoff.

Er betonte auch: "Die große Solidarität der Bevölkerung, die die Winzer durch die schwere Zeit getragen hat", habe großen Anteil am Gelingen der Weinbergsicherung. "Allen, die so lange durchgehalten haben, herzlichen Dank", ergänzte Wirtz. Und: Das gute Behördenzusammenspiel habe gezeigt, "wenn man will, dann geht es auch. Es ist klasse, dass wir jetzt an diesem Punkt sind."

Erleichterung über das Erreichen der wichtigen Etappe herrscht auch bei Pieper und Broel vor. "Das vergangene Jahr hat viele Nerven gekostet. Wir sind froh, dass wir jetzt an diesem Punkt angekommen sind", so Pieper. Er ist zuversichtlich, dass es positiv weitergeht und der Auftragsvergabe durch den Maßnahmenträger VVS nach mittlerweile abgeschlossener Ausschreibung nichts mehr im Wege steht. Dann könnte in Kürze mit dem Bau des Zauns begonnen werden, der die Weinberge auf einer Länge von 612 Metern und mit einer Höhe von vier bis fünf Metern schützt.

Landschaftspflegerischer Begleitplan

Bestandteil der Baugenehmigung ist ein sogenannter landschaftspflegerischer Begleitplan, ein Gutachten zum Artenschutz und ein Gutachten über die Verträglichkeit mit der Flora-Fauna-Habitat Richtlinie. Demnach müssen zahlreiche Auflagen zum Schutz der Natur berücksichtigt werden. Für die Zerstörung von Lebensräumen durch den Zaun müssen Ausgleichsmaßnahmen durchgeführt werden. Diese sollen vor allem im Bereich der Südlage des Drachenfels sowie im Bereich der Wolkenburg umgesetzt werden.

Dazu gehört die Entnahme von sogenannten standortfremden Bäumen wie Robinie und Götterbaum ebenso wie die Entwicklung eines Buchenwaldes. Bei der vereinbarten Sperrung von Wegen für die öffentliche Nutzung handelt es sich um den obersten Weinberg, der künftig oberhalb des Schutzzauns verlaufen wird. Auch der entsprechende Treppenaufgang wird gesperrt. Davon verspricht man sich auch eine Beruhigung des Übergangsbereiches zwischen Weinberg und Felswand. Bestehende Stützmauern sollen durch Bohrlochfelder für die Mauereidechse optimiert werden.

Chronologie des Zaunbaus

Viele Hürden mussten genommen werden:

  • 2002: Der Wanderweg durch den Weinberg unterhalb des Siegfriedfelsens wird gesperrt.
  • 4. Januar 2011: Ein 2,4 Kubikmeter großer Brocken stürzt in den Weinberg. Seitdem ist auch der mittlere Weg gesperrt.
  • 26. Juli 2013: Der Arbeitsschutz der Bezirksregierung verhängt für einen Teil der Weinberge unter dem Siegfriedfelsen mit Berufung auf ein von der Stadt Bad Honnef in Auftrag gegebenes geologisches Gutachten ein Betretungsverbot für die Mitarbeiter der Winzerfamilien Broel und Pieper. Später kommen weitere Flächen hinzu.
  • 18. September 2013: Bei einem Termin im Düsseldorfer Landwirtschaftsministerium einigen sich alle Beteiligten auf eine Kostenverteilung. Der VVS ist aber nicht bereit, die von ihm geforderte Summe zu bezahlen.
  • Oktober 2013: Weil das Betretungsverbot weiter gilt, bringen die "Heinzelmännchen" die Ernte ein.
  • November 2013: Es gibt ein neues Finanzierungskonzept: Demnach stellt der VVS den Förderantrag für die Sicherungsmaßnahmen am Siegfriedfelsen. Das Land zahlt bis zu 700.000 Euro für den Sicherheitszaun; weitere Geldgeber sind der Rhein-Sieg-Kreis (300 000 Euro), die Städte Bad Honnef und Königswinter (jeweils 150.000 Euro) und die NRW-Stiftung (160.000 Euro). Der VVS hat sich bereit erklärt, zu einem späteren Zeitpunkt für Sicherungsmaßnahmen am Siegfriedfelsen auf seinem Gebiet bis zu 165.000 Euro beizusteuern.
  • 20. Dezember 2013: Die Vereinbarung wird unterschrieben.
  • April 2014: Die Big Bags für die provisorische Sicherung der Arbeiter im Weinberg sind da.
  • Mai 2014: Das Zaunprojekt droht zu kippen, weil niemand die vom Land geforderte Bürgschaft (500.000 Euro) übernehmen kann.
  • Juni 2014: Die Winzer verpflichten sich, die Wartung des Zauns zu übernehmen, die Bürgschaft entfällt; die Ausschreibung für den Zaun beginnt.
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