Flamenco-Abend Ausdruck purer Emotion

KÖNIGSWINTER · Die Evangelische Kirche in Oberpleis war bis auf den letzten Platz besetzt, denn der Kulturverein Pro Klassik hatte im Rahmen der 19. Kachelsteiner Kulturtage zu einem Flamenco-Abend geladen.

 Roter Rock, schwarze Bluse und ein Fächer in der Hand: Flamenco-Tänzerin Michel Lama beherrschte den Flirt mit ihren Musikern Daniel Sommer an der Gitarre und David Alcántara vom Trio Macandé perfekt.

Roter Rock, schwarze Bluse und ein Fächer in der Hand: Flamenco-Tänzerin Michel Lama beherrschte den Flirt mit ihren Musikern Daniel Sommer an der Gitarre und David Alcántara vom Trio Macandé perfekt.

Foto: Frank Homann

"Flamenco ist eine Kunstform, die sich in zwei Varianten präsentiert: Musik und Tanz", hieß es in dem Programm. Und der Abend mit dem Trio Macandé aus Düsseldorf begann mit Musik. Daniel Sommer, an spanischer Gitarre, und David Alcántara, Gesang und Percussion, betraten in schlichtem Schwarz die Bühne, nahmen Platz und machten sich an das, wofür sie gekommen waren: das Musizieren. Sommer begann sanft an der Gitarre, bis Alcántara ihn zu begleiten begann. Das Tempo steigerte sich, und die Gäste bekamen einen Vorgeschmack auf das volle Temperament, zu dem sich diese Musik zu entfalten vermag. Je näher sie dem Ende des ersten Stückes kamen, umso vielfältiger und komplexer wurden die Rhythmen, die Alcántara der Cajón, einer Art Kistentrommel, entlockte und umso beeindruckender war es, dass diese Töne tatsächlich nur durch die zwei Hände des Mannes erzeugt wurden.

"Einen schönen Abend, das war unsere Art, Hallo zu sagen. Wir sind eher musikalisch begabt als sprachlich", begrüßte Alcántara die Anwesenden, und die Herren gingen zu ihrem zweiten Stück über, das zeigen sollte, wie begabt Alcántara nicht nur an der Percussion ist, sondern, wo seine vielleicht wahre Passion liegt: im Gesang. Mit seiner starken Stimme füllte er den gesamten Kirchenraum aus, und der Zuhörer erhielt eine Idee davon, wo der Zusammenhang zwischen Kirche und Flamenco liegt: Bei beiden geht es um die Erfahrung der Transzendenz - durch das Gebet oder durch die Musik.

Unverfälschte Emotionen spiegelten sich in seinem Gesicht und seinem Gesang, und am Ende des Stückes mussten sich die meisten ihrer Jacken entledigen, denn Flamenco-Gesang, so viel wurde klar, verlangt auch von den Zuhörern so einiges. Was folgte, war die Komponente, die man wohl am ehesten mit der spanischen Kunstform verbindet.

Die Herren riefen nach ihrer Muse, und auf die Bühne kam eine Dame im langen roten Rock aus Spitze und Volants und einer schwarzen Rüschenbluse: die Tänzerin Michel Lama. Das, was sich dann auf der Bühne abspielte, war ein einziger Flirt - ein Flirt zwischen der Tänzerin und ihren Musikern, zwischen Frau und Mann. Stets zwischen Annäherung und Abweisung hin und her pendelnd. Ihre Schritte bildeten eine Einheit mit den Rhythmen der Percussion und ihr stolzer und leidenschaftlicher Tanz, genauso ein Ausdruck purer Emotion, machte sie zur Alleinherrscherin über die Bühne. "Pro Klassik ist eine Initiative zur Pflege und Förderung der klassischen Musik als Kulturgut", sagt Michael Agi, Vorsitzender des Vereins, und sorgte unter anderem mit der Organisation dieses Abends dafür, dass das Kulturgut Flamenco in Königswinter ankam.

Am Sonntag fanden die Kulturtage ihren Abschluss mit einem Hauskonzert und Gartenfest im Hause Michael Agi.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort