Interview: Die Königswinterer Autorin Michaela Küpper "Auf kriminelle Ideen komme ich überall"

Königswinter · Die "Mörderischen Schwestern" treiben auch in Königswinter ihr Unwesen - eine von ihnen nämlich wohnt in Berghausen: die Krimiautorin Michaela Küpper. Jüngst hat Küpper ihren neuen Siegtal-Krimi "Witwenrallye" vorgestellt, bei dem zum zweiten Mal Privatdetektivin Johanna Schiller an bekannten Schauplätzen in der Region ermittelt. Über ihr "mörderisches" Handwerk sprach mit der Autorin Gabriela Quarg.

Wer oder was sind eigentlich die "Mörderischen Schwestern"?

Michaela Küpper: Das sind Frauen, die sich für Verbrechen aller Art interessieren - allerdings nur auf literarischer Ebene. Frauen, die coole Geschichten schreiben, sie gern lesen oder auch verkaufen. Ziel dieses Netzwerks ist es, die deutschsprachige Kriminalliteratur von Frauen zu fördern und bekannter zu machen, denn das hat sie verdient.

Wieso hat es Ihnen ausgerechnet die Kriminalistik so angetan?

Küpper: Ich mag spannende Geschichten, und wenn ich anfange zu schreiben, dann liegt bald irgendwo ein Toter in der Ecke. Dafür kann ich sozusagen gar nichts. Das liegt vielleicht an meiner dramatisch geprägten Fantasie, wobei Fantasie nicht mit Charakter gleichzusetzen ist - hoffe ich zumindest. Krimiautoren sind im realen Leben sehr friedliebende Menschen.

Was erwartet die Leser in dem neuen Krimi "Witwenrallye"?

Küpper: In der Geschichte geht es um einen neuen Fall für die Siegburger Privatdetektivin Johanna Schiller. Sie erhält den Auftrag, die abtrünnige Frau von Ex-Bankräuber Krämer aufzuspüren, was ihr auch schnell gelingt. Doch am Morgen nach dem Wiedersehen ist Krämer tot. Offenbar war die Aufregung zu viel für sein krankes Herz. Bald aber hat Johanna eine andere Spur. Krämer erhielt von seinem Bruder kurz vor dessen Tod einen Brief mit dem Hinweis, wo sich die Beute aus dem gemeinsamen Überfall befindet. Für diesen Brief interessieren sich auch die beiden jungen Witwen der Brüder, und auf der Jagd nach der Beute nehmen sie keine Rücksicht auf Verluste. Was folgt, ist eine Art rasante rheinische Schatzsuche, bei der die Beteiligten schon mal über Leichen gehen.

Sie leben in Königswinter, aber die Handlung spielt vornehmlich im Siegtal. Warum?

Küpper: Ich mag die Sieg-Region sehr: die Landschaft, die Beschaulichkeit, die vielen einsamen Ecken, die wie geschaffen sind für Verbrechen aller Art. Nach solchen Orten stöbere ich immer wieder gern. Diese Schauplätze gibt es natürlich auch in Königswinter, aber eine gewisse räumliche Distanz tut dem Schreiben gut. Man hat einen unvoreingenommeneren Blick auf die Dinge, und man traut sich auch mehr.

Sie sagen, Sie stöbern nach interessanten Orten für Ihre Geschichten. Sind die Schauplätze alle real?

Küpper: In der Regel ja. Aber es gibt Einschränkungen: Einige Leute mögen es nicht, wenn sie mit Mord und Totschlag in Verbindung gebracht werden - und wenn es nur literarisch ist. Da muss man zu Tricks greifen, und so erfinde ich beispielsweise ein Hotel - doch es steht an einer Stelle, die Sie besuchen können, wenn Sie dazu Lust haben.

Woher holen Sie sich die Ideen für Ihre Bücher?

Küpper: Auf kriminelle Ideen komme ich eigentlich überall, da reicht mir der Alltag als Inspiration. Interessant finde ich, dass schon häufiger Dinge, die ich mir ausgedacht habe, kurze Zeit später so oder ähnlich passiert sind.

Verraten Sie uns etwas über Ihre Protagonistin Johanna Schiller?

Küpper: Johanna ist ein bisschen wie ein verrücktes Huhn, manchmal hyperaktiv und launisch, und mit der Wahrheit nimmt sie es auch nicht immer so genau. Sie tickt schon ein bisschen anders als andere, sonst könnte sie ihren Job gar nicht machen.

Hand aufs Herz: Ist Privatdetektivin Ihr heimlicher Traumjob?

Küpper: Nein, definitiv nicht. Viel zu gefährlich. Ich schreibe lieber über die Arbeit anderer und bringe sie in Schwierigkeiten.

Haben Sie als Krimiautorin für Ihre Recherchen auch schon einmal in die Arbeit echter Polizisten oder Privatdetektive hineingeschnuppert?

Küpper: Dichterische Freiheit hin oder her, die harten Fakten sollten stimmen. Dazu gehört, dass man sich über die Arbeit eines Detektivs oder der Polizei schlau macht. Genau wie über alles andere, über das man schreibt. Für das aktuelle Buch habe ich mir beispielsweise von kompetenter Seite zeigen lassen, wie man eine Grabplatte bewegt.

Arbeiten Sie bereits am dritten Siegtalkrimi?

Küpper: Privatdetektivin Johanna Schiller hat ziemlich viel zu tun. Der Laden brummt, sozusagen. Gut möglich, dass ein neuer Fall sie bald wieder an ihre Grenzen bringt. Und das muss natürlich erzählt werden.

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