Starkregen im Mühlental Auf der Suche nach dem Königsweg

DOLLENDORF · Der nächste Starkregen kommt bestimmt, und dann werden bei Claudia und Peter Trüller die Wassermassen wieder den Hang herunterkommen. Die Trüllers wohnen im obersten Haus im Oberdollendorfer Mühlental, direkt am Waldrand.

Immer häufiger steht ihr Eigentum unter Wasser. Sie sind nicht die einzigen Betroffenen. Am Mittwochabend informierte die Stadt Königswinter in einer von insgesamt sechs Veranstaltungen die Anwohner von Mühlental und Bachstraße zum Thema Starkregen.

Rund 80 Bürger nahmen das Angebot an, hörten den Ausführungen des stellvertretenden Feuerwehrleiters Michael Dahm und des Geschäftsbereichsleiters Straßen und Stadtgrün bei der Stadt, Michael Groß, zu. Sie stellten eine Menge Fragen und gaben Anregungen, wie sich das Abwasserproblem in solchen Extremsituationen möglicherweise besser in den Griff bekommen ließe. Klar machte Groß, dass die laut Statistiken durchschnittlich alle 100 Jahre vorkommenden sogenannten "Starkregenereignisse" mit 25 Litern Niederschlag pro Quadratmeter und Stunde in Königswinter alleine drei Mal 2014 vorgekommen seien. Zur Anschauung: Im Juni 2013 ergossen sich 73 Liter pro Quadratmeter und Stunde über Königswinter.

Das Bett des Mühlenbachs, der streckenweise durch Rohre verläuft, kann diese Fluten ebenso wenig bewältigen wie der Kanal, der zuerst die Bachstraße, später die B 42 quert. Der Einbau eines leistungsstärkeren Kanals sei, so Michael Groß und Königswinters Dezernent Theo Krämer, aus Kostengründen und in logistischer Hinsicht nicht realistisch. Damit beim Austritt des Wassers auf die Straße die Kanaldeckel nicht wegschwimmen, könnte man allerdings Klappdeckel installieren.

Ein Ingenieurbüro prüft, ob die Möglichkeit besteht, das Abwasser bei Starkregen nicht über den Kanal die Bundesstraße passieren zu lassen, sondern über die bestehende Brücke. Was ließe sich darüber hinaus unternehmen? Peter Trüller machte auf ein altes existierendes Drainagenetz im Wald aufmerksam. "Es könnte Wasser aufnehmen, wenn es gepflegt würde", meinte er. Theo Krämer will diese Anregung prüfen. Anwohner Michael Gewehr schilderte seinen Eindruck, dass der Mühlenbach seit seinem Einzug vor 25 Jahren ohnehin stetig mehr Wasser führe.

Ein weiterer Anwohner gab zu bedenken, dass zusätzliche Rechen an den Ein- und Ausläufen der Bachrohre sinnvoll sein könnten (einen Rechen hat die Stadt in seiner Form bereits optimiert). Auch der Vorschlag, mit einer zusätzlichen Rinne die Wassermassen von der Bergseite besser zu verteilen, wurde vorgebracht. Eine Bürgerin brachte den Bau zusätzlicher Regenrückhaltbecken ins Spiel. "Das wäre sicher der Königsweg", sagte Krämer. Allerdings erläuterte er auch die Schwierigkeiten bei einer solch teuren Investition: In der hügeligen Landschaft von Königswinter können 100 Meter darüber entscheiden, in welche Richtung sich der Starkregen seinen Weg bahnt. Möglicherweise bliebe ein Becken bei solch einem Ereignis nahezu leer.

Der Dezernent wollte aber nicht ausschließen, dass ein solches Bassin nach einer Prüfung doch gebaut werde (siehe Kasten). Einen gezielten Appell richtete er an die Anwohner, keine Mülltüten, Matratzen oder Großgegenstände wie Kinderspielzeug am Rande des Baches zu deponieren. Sie können die Rechen und damit den Abfluss verstopfen. Krämer: "Sichern Sie ihr Grundstück, so gut es geht." Die Familie Trüller hat das bereits getan und eine Ablaufrinne rund um ihr Haus angelegt.

Die Stadt informiert in einer Broschüre über "Tipps und Hinweise zum Schutz vor Überflutungen". Fragen

beantwortet die Verwaltung unter Tel. 0 22 44/88 91 19 und nach E-Mail an albert.koch@koenigswinter.de.

Dialog mit den Bürgern

Die Verwaltung informiert die Anwohner über Starkregen in sechs Bürgerveranstaltungen, die zeitnah angekündigt werden. Der Bau- und Verkehrsausschuss war einer entsprechenden Vorlage der Verwaltung gefolgt.

Die Veranstaltungen konzentrieren sich auf besonders betroffene Bereiche und dienen dazu, mit den Anwohnern über Schutzmöglichkeiten in einen Dialog zu treten. Darüber hinaus sind fünf Runde Tische geplant, bevor die Verwaltung eine Vorlage für die politischen Gremien erarbeitet. Dezernent Theo Krämer sagte am Mittwoch: "Wir sind täglich mit dem Thema beschäftigt und wollen das nicht auf die lange Bank schieben."

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