Wanderung im Rhein-Sieg-Kreis Auf Bölls Spuren im Bergischen

MUCH · Wer Heinrich Bölls Vita betrachtet, findet einige Verbindungen in das Gebiet des Rhein-Sieg-Kreises. In Bornheim-Merten verbrachte der Literatur-Nobelpreisträger seine letzten Lebensjahre.

Durch die bergische Landschaft führt der zwölf Kilometer lange Böllweg.

Durch die bergische Landschaft führt der zwölf Kilometer lange Böllweg.

Foto: Holger Arndt

Dort fand er 1985 auch seine letzte Ruhe. Als Soldat erlebte Böll das Ende des Zweiten Weltkriegs im Siegtal. Und: Zwischen 1944 und 1946 lebte er in Much. Die Gemeinde im Bergischen hat dem Schriftsteller einen Wanderweg gewidmet, der diese Lebensphase nachzeichnet.

Die Anfahrt zum Ausgangspunkt - das Fit-Hotel in Berghausen - ist relativ einfach. Wer aus Richtung Bonn kommt, fährt auf der A 560 in Siegburg ab und dann weiter über die B 56 über Seelscheid bis ins Mucher Zentrum, dessen Ortsdurchfahrt passiert werden muss. An deren Ende liegt ein Verkehrskreisel, über den man nach Berghausen gelangt. Am Fit-Hotel fehlen Parkmöglichkeiten für Wanderer. So ist man gezwungen, den Wagen am Wegesrand abzustellen - unverständlich, denn ansonsten lässt der Wanderweg keine Wünsche offen. Er ist nicht nur gut ausgeschildert, sondern er dokumentiert auch sehr anschaulich Bölls Leben und seinen Bezug zu Much. Es handelt sich um einen zwölf Kilometer langen Rundweg, den man in beiden Richtungen begehen kann.

In Köln ausgebombt, verschlug es Böll mit seiner Frau Annemarie 1944 ins Bergische. Dort fanden sie Zuflucht im Pfarrsaal von Marienfeld. In dem Ort verbrachten sie den letzten Kriegswinter; heute erinnert dort eine Gedenktafel an Böll. Als Soldat schaffte er es, seinen Heimaturlaub illegal zu verlängern, etwa durch selbst erzeugte Krankheiten. Ein Mucher Arzt stellte ihm die nötigen Dokumente aus. In Bruchhausen schließlich meldete sich Böll im März 1945 zur Truppe zurück.

Eine weitere Station ist Neßhoven. Dort fand die mittlerweile schwangere Annemarie Böll eine neue Bleibe, bevor sie 1945 im Mucher Sankt-Josefs-Haus Sohn Christoph zur Welt brachte. Wenige Wochen später starb der Säugling an den Folgen von Brechdurchfall. Er ist auf dem Marienfelder Friedhof beerdigt. Heinrich Böll geriet in den letzten Kriegswochen in britische und amerikanische Kriegsgefangenschaft. Zuletzt in einem Lager im Bonner Hofgarten festgesetzt, kam er im September 1945 frei und begab sich direkt wieder nach Much. Die unsichere, schwierige Zeit hat Böll später literarisch aufgearbeitet. "Was ich euch schildern will, ist eine kleine Odyssee", schrieb der Schriftsteller im "Brief an meine Söhne oder vier Fahrräder".

Entlang des Böllwegs, der mit einer weißen "20" auf rotem Grund ausgeschildert ist, finden Wanderer eine Reihe von Infotafeln vor, teilweise mit Audio Guide, einer Bandansage, die man auch schon mal wie ein altes Feldtelefon per Kurbel in Gang bringen muss. An den Info-Punkten fließt immer wieder Bölls literarisches Werk ein, aber auch sein Weg in die Friedensbewegung. An einer Tafel ist ein Böll-Zitat aus dem Jahr 1982 zu lesen: "Ich halte keinen, der für Aufrüstung ist, für kriegslüstern. Für den Frieden sind wir alle, die Frage ist nur, wie er sicherer wird - durch Rüstung oder Abrüstung."

Der Weg zwischen den Stationen führt durch leichtes Gelände, die Wege sind überwiegend asphaltiert. Teilweise führen sie auch über Nebenstraßen, die aber nur sporadisch befahren sind. So bleibt viel Zeit, die hügelige Landschaft zu genießen. Much hat 14 000 Einwohner, die auf 114 Orte und Weiler verteilt sind. Das macht 181 Bewohner pro Quadratkilometer. Beim Spaziergang hat man den Eindruck, dass es mehr Tiere gibt: Überall stehen weidende Kühe und grasende Pferde.

Nach gut drei Stunden erreicht man wieder den Ausgangspunkt in Berghausen. Der Böllweg ist nicht nur ein Wandererlebnis, er ist auch informativ. Abgesehen vom Leben und Wirken Bölls erfährt man, wie sich in der Kriegszeit der Alltag von Städtern auf dem Land gestaltete.

Die Tour

  • Anfahrt: Von Siegburg aus über die B 56 nach Much. Am Ende der Ortsdurchfahrt geht es über einen Kreisel hinauf nach Berghausen. Ausgangspunkt der Wandertour ist das Hotel Fit (Berghausen 30). Leider gibt es keinen ausgewiesenen Wanderparkplatz.
  • Strecke: Die Wanderung ist ein zwölf Kilometer langer Rundweg, der durch eine weiße "20" auf rotem Grund ausgewiesen ist. Unterwegs sind moderate Steigungen zu bewältigen. Der Weg ist in weiten Teilen asphaltiert und führt durch die offene Landschaft. Er ist auch für größere Kinder geeignet.
  • Einkehr: Möglichkeit zur Einkehr besteht vor allem in Much selbst, was allerdings nicht direkt an der Strecke liegt. Ansonsten gibt es unterwegs in Ortsiefen einen Anglerpark mit Gastronomie.
  • Mehr zur Tour:www.bergisches-wanderland.de
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