Unterkunft in Oberpleis Anwohner wollen kein Flüchtlingsheim

OBERPLEIS · In einem Bürgerantrag wenden sich 110 Oberpleiser gegen den Neubau eines Flüchtlingswohnheims an der Herresbacher Straße in Oberpleis. Die Bürger halten den Standort für ungeeignet und fürchten eine "Beeinträchtigung der Wohnqualität". Ihr Argument: In unmittelbarer Nachbarschaft der geplanten Unterkunft wurden in den 90er Jahren Übergangsheime für Aussiedler gebaut.

Auch damals sei es unter anderem durch Polizeieinsätze und "feststellbare Grenzüberschreitungen der Bewohner", die auf die schwierige Situation der Aussiedler zurückzuführen seien, zu einer Beeinträchtigung der Wohnqualität gekommen. Dies könnte sich nun, so befürchten die Unterzeichner, wiederholen. "Durch die Vorfälle zum Beispiel in Bonn und Trier" fühle man sich in dieser Einschätzung bestärkt.

Wie berichtet, ist das Übergangsheim in Königswinter Stieldorf überbelegt. Zwar sind ein Teil der Asylbewerber dezentral in Wohnungen untergebracht, doch auch hier gibt es es keine ausreichenden Unterkünfte; einige Asylbewerber leben in Hotelzimmern. Die Stadt will daher ein weiteres Heim bauen. Da dafür aber zunächst ein Bebauungsplanverfahren notwendig ist, benötigte die Stadt eine Übergangslösung. Sie hatte daher die Paul-Moor-Schule gekauft und umgebaut, um dort Flüchtlinge übergangsweise unterzubringen. Langfristig soll das Gebäude als Verwaltungssitz genutzt werden, da die Stadt derzeit Miete für mehrere Geschäftsbereiche in verschiedenen Gebäuden zahlen muss.

"Verwaltung und Politik haben daher verschiedene Standorte geprüft. Herausgekommen sind dabei einige wenige Möglichkeiten", so der Technische Dezernent Theo Krämer. Schließlich war die Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens beschlossen worden. Allerdings, so Krämer, sei dies gewesen, bevor man in den vergangenen Wochen das ganze Ausmaß der Flüchtlingskatastrophe vor Augen geführt bekommen habe. Nun gelte es für die Stadt, einen Plan B und C zu entwickeln. Gedanken machen müsse man sich zudem, was passiere, wenn die Notunterkunft, die Königswinter derzeit für das Land betreibt, auch über den Winter aufrechterhalten werden müsse. Doch es sind die derzeit vorliegenden Pläne, die den Unterzeichnern des Bürgerantrags Sorge bereiten. "Es wird ein zweites Mal über mehrere Jahre hinweg die Wohnqualität im Bereich unserer Wohnhäuser erheblich beeinträchtigt, was wir angesichts der bereits in den früheren Jahren erlebten Belastungen nicht erneut hinnehmen möchten", heißt es in dem Antrag.

Die Unterzeichner verweisen darauf, dass die Stadt selbst für eine dezentrale Unterbringung der Asylbewerber plädiere, um die Integration der Flüchtlinge zu erleichtern. Sie befürchten, dass Königswinter durch die "benachbarte Gebäudekonzentration von Aussiedlerwohnheim, sozialem Wohnungsbaukomplex und Flüchtlingswohnheim diesem Anspruch nicht gerecht wird". Sie schlagen unter anderem eine Zweiteilung vor; die Unterkünfte könnten dann etwa auf den Grundstücken Domblick in Thomasberg und dem Ittenbacher Sportplatz entstehen, der aufgegeben werden soll. Im Rahmen eines Gleichbehandlungsgrundsatzes dürften nicht nur die Bewohner von Oberpleis und der Herresbacher Straße belastet werden. Davon abgesehen, so die Verfasser, liege der geplante Baugrund komplett im Kerngebiet des Naturschutzgroßprojekts Chance 7.

Der Bürgerantrag wird im kommenden Haupt-, Personal- und Finanzausschuss am Montag, 14. September, ab 17 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses Oberpleis beraten.

Flüchtlinge in Zahlen

Im Sozialausschuss am Dienstag hat Dezernentin Heike Jüngling die aktuellen Flüchtlingszahlen vorgestellt. Zurzeit leben 285 Asylbewerber in Königswinter, die zum großen Teil im Stieldorfer Wohnheim untergebracht sind. Flüchtlinge, die in dezentralen angemieteten Wohnungen und Hotelzimmern untergebracht sind, werden nun Schritt für Schritt in die fertiggestellte Paul-Moor-Schule umgesiedelt (siehe auch Meldung rechts). Stand Dienstag waren 33 Menschen in die frühere Förderschule umgezogen.

Laut Hildegard Walter von der Stadt stehen für die Kommunikation 24 Dolmetscher zur Verfügung. Das Forum Ehrenamt hat 15 ausgebildete ehrenamtliche Integrationslotsen, 40 Bürger habe Interesse an einer solchen Ausbildung angemeldet.

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