Flüchtlinge in der Paul-Moor-Schule in Oberpleis Anwohner machen ihrem Ärger Luft

OBERPLEIS · Rund 200 Bürger, darunter auch Vertreter aller Ratsfraktionen, haben am Montagabend die Informationsveranstaltung der Stadt zur geplanten Unterbringung von Flüchtlingen in der Paul-Moor-Schule in Oberpleis besucht. Dabei machten vor allem die direkten Anwohner ihrem Ärger und ihren Sorgen Luft.

 Fast die komplette Verwaltungsspitze stellte sich am Montagabend den Fragen der Bürger zur geplanten Unterbringung von Flüchtlingen. FOTO: HOMANN

Fast die komplette Verwaltungsspitze stellte sich am Montagabend den Fragen der Bürger zur geplanten Unterbringung von Flüchtlingen. FOTO: HOMANN

Sie befürchten unter anderem mehr Lärm und glauben, dass die geballte Unterbringung von Flüchtlingen in der ehemaligen Schule für "sozialen Zündstoff" sorgen werde - nicht zuletzt, da die Rückzugsräume mit sieben Quadratmetern pro Asylsuchendem sehr klein seien - die Menschen würden "eingepfercht".

Oberstaatsanwalt a.D. Fred Apostel bezweifelte zudem, dass die Zahl von 80 Flüchtlingen, die dort untergebracht werden sollen, richtig sei. Er habe Akteneinsicht genommen und andere Zahlen gefunden. Auch habe die Verwaltung aus seiner Sicht längst nicht 20 bis 30 Alternativen geprüft.

Das sahen auch andere so: "Wir haben viel Geld für die Grundstücke gezahlt und werden nun vor vollendete Tatsachen gestellt", so ein weiterer Anwohner. Ein Nachbar betonte: "Als das noch eine Schule für Behinderte war, konnte man sich wenigstens freitagnachmittags oder am Wochenende von den Lärmemissionen erholen. Aber die Leute haben nichts zu tun, die werden ständig draußen sein."

Andere waren besorgt, dass, wenn man versuche, die Kinder und Jugendlichen aus der Unterkunft mithilfe der Häuser der Jugend zu integrieren, der Lärmpegel dort weiter steige. Wieder andere befürchteten einen Anstieg der Kriminalität, andere betonten, die Anwohner "müssen ausbaden, was eine verfehlte Politik verursacht hat".

Eine Anliegerin fühlte sich von der Stadt unzureichend informiert: "Sie haben uns nicht gesagt, wie wir uns juristisch dagegen wehren können." "Es geht hier um Fakten, und wir nehmen jede sachliche Kritik mit", entgegnete Bürgermeister Peter Wirtz. "Aber wir sind nicht dazu da, Rechtshinweise zu geben, wie man die Stadt verklagt." Es stehe jedem frei zu klagen, er persönlich habe dafür aber kein Verständnis. Es gab aber auch andere Stimmen.

"Es geht mir gar nicht um das ob, sondern um das wie", so ein Bürger. Er und weitere hatten auch konkrete Vorschläge, die die Verwaltung aufnahm, wie beispielsweise einen Runden Tisch aus Anwohnern, Flüchtlingen und der Stadt oder einen 24 Stunden ansprechbaren Betreuer in der Schule. Andere schlugen vor, die Werkräume für die Flüchtlinge als solche zu erhalten. Prinzipiell wurde die Idee begrüßt, die Fraktionsräume in der Schule unterzubringen. "Da kriegen die direkt mit, was läuft." Den meisten Applaus des Abends erhielt eine Anwohnerin für ihren Beitrag: "Wir haben Angst. Aber die Menschen, die zu uns kommen, haben auch Angst. Vielleicht kann diese Gemeinsamkeit eine Grundlage sein."

Paul-Moor-Schule

Derzeit leben in Königswinter 232 Flüchtlinge - davon 74 Kinder - aus 30 verschiedenen Ländern. Für das laufende Jahr rechnet die Stadt mit 214 Zuweisungen, 83 Menschen sind bereits eingetroffen. Noch gehört die Paul-Moor-Schule nicht Königswinter - Kreis und Stadt haben sich aber auf einen Kaufpreis von 1,2 Millionen Euro verständigt. Das Grundstück hat laut Verwaltung eine Größe von 7000 Quadratmetern, die Fläche des Gebäudes liegt bei 2500 Quadratmetern. Untergebracht werden sollen 80 Personen. Pro Person stünden laut Verwaltung als reiner Schlafraum (ohne Aufenthaltsräume, Flure, Küchen) jedem Flüchtling so rund sieben Quadratmeter zur Verfügung.

Auswahlkriterien

Dezernentin Heike Jüngling erklärte, bereits 2013 habe man erkannt, dass die Auslastung der Unterkunft Stieldorf nahezu erschöpft war. Favorisiert wurde eine dezentrale Unterbringung - allerdings bedeute die einen hohen Betreuungsfaktor. Es gebe einen Mangel an Wohnungen. Es gelte, das Bauordnungsrecht zu beachten - sprich Brandschutz und das Vorhandensein von Bädern und Küchen. Auch eine gute Infrastruktur ist nötig, da Flüchtlinge nicht über Autos verfügten. Man habe schnell Lösungen finden müssen - ein Neubau brauche Zeit. Die Verwaltung hofft, dass erste Flüchtlinge im August in die Schule einziehen. Die Unterbringung dort sei nur vorübergehend geplant, eine dezentrale Unterbringung und der Neubau würden weiterverfolgt.

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