Aufschwung in Königswinters Problemzone "Altstadt-Aktie würde ich kaufen"

KÖNIGSWINTER · Susanne Neuhaus sieht nicht wie eine Zockerin oder Spekulantin aus. Dennoch sagt sie: "Wenn sie eine Aktie wäre, würde ich Königswinter-Altstadt jetzt kaufen, weil sie in den nächsten Jahren definitiv steigen wird." Der Standort sei genial, das Potenzial groß.

Die 51-Jährige hat vor einem Jahr das Gebäude Hauptstraße 386 in der Fußgängerzone gegenüber dem Eiscafé erworben und führt dort nach langem Leerstand einen Laden für Geschenkartikel und hochwertige Haushaltsgegenstände. Den Laden nebenan, in dem Glaswaren und Schmuck verkauft werden, hat sie gepachtet. Ein weiteres Geschäft für schottische Produkte betreibt sie in Oberdollendorf.

Neuhaus gehört zu den Menschen, die in der Altstadt investieren. Die Zahl der Leerstände ist zurückgegangen. Allein im Bereich der Fußgängerzone wies das Leerstandskataster der Stadt im Frühjahr 2013 noch 18 Leerstände auf. Gegenwärtig sind es dem Augenschein nach nur noch zehn.

Das Dach des Gebäudes an der Hauptstraße 386 hat Susanne Neuhaus komplett erneuern lassen. In den vergangenen Wochen wurde die Fassade ausgebessert und neu gestrichen. Das Haus, in dem sie in den oberen Etagen selber wohnt, soll schön sein.

Und das ist es. Das Gebäude, das teilweise aus dem 18. Jahrhundert stammt, ist ein echtes Schmuckstück geworden. Dort, wo heute das Haus Nummer 388 steht, verlief früher eine Brandgasse zwischen dem "Tubak" und dem Haus Nummer 386. Wie das "Tubak" heute noch hatte die Nummer 386 einen Giebel zur Hauptstraße hin. Bei der Sanierung bedeutete dies für Architekt und Dachdecker eine durchaus knifflige Aufgabe.

"Ich bin ein ungeduldiger Mensch. Ich kenne aber die Hintergründe, warum die Altstadtsanierung sehr lange dauert. Man kann jedoch mit kleinen und schnellen Maßnahmen die Weichen in die richtige Richtung stellen", sagt Neuhaus. Es brauche Kristallisationspunkte, an dem sich der Wandel festmachen lasse. Sie freue sich dabei über jede Kleinigkeit, wenn sie durch die Altstadt gehe. Ihre Kunden seien eine schöne Mischung aus Touristen und Leuten, die sich freuen, dass sie für ein Geschenk nicht nach Bonn fahren müssen.

"Man darf sich nicht von den beiden Enden der Fußgängerzone abschrecken lassen. Dazwischen liegen nette Geschenkeläden und kleine Boutiquen", so Neuhaus. Die Gewerbetreibenden würden sich aber in einem Dilemma befinden. "Wir müssten das Vorhandene bewerben, damit es überlebt. Zurzeit erleben die Kunden aber noch zu viele Lücken."

Neuhaus wohnt von Herzen gern in der Altstadt. "Es ist schön, hier zu leben. Die Leute sind freundlich, die Nachbarschaft ist gut und es sind Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf vorhanden." Kaiser's ist direkt gegenüber. Begrüßen würde sie den einen oder anderen türkischen Obst- und Gemüseladen. Leerstand an sich findet sie auch nicht störend.

"Nur ungepflegten Leerstand finde ich schlimm", sagt sie. Gegen ein Factory Outlet Center hätte sie auch nichts. "Jeder Ladeninhaber muss so viel Geschäftsmann sein, um zu sehen, was die Kunden wollen. Wenn die Kunden Gastronomie oder Läden mit mehr Service als Alternative zu den Geschäften im FOC haben wollen, müssen sie das anbieten.

Dafür leben wir halt in der Marktwirtschaft." Sie wünscht sich, dass im Gewerbeverein mehr "generationenübergreifend" zusammengearbeitet wird. "Die Alteingesessenen wissen, wie die Stadt tickt. Und die Neuen bringen Ideen mit. Ideal wäre es, diese Dinge zu kombinieren. Dann hätten wir eine moderne Altstadt."

Alle Infos zum Thema FOC in Königswinter im GA-Special.

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