Regionale 2010 in Königswinter Ärger über teure Wegesteine

KÖNIGSWINTER · Es hakt weiter: Auch im Jahr 2015 ist die Regionale 2010 in Königswinter immer noch nicht abgeschlossen. Das Projekt "Vermittlung von Kulturlandschaft im Raum" harrt weiter seiner Umsetzung.

Die Wegesteine im Siebengebirge dienen als Vorbild für die neuen Steine, die in den nächsten Wochen aufgestellt werden sollen.

Die Wegesteine im Siebengebirge dienen als Vorbild für die neuen Steine, die in den nächsten Wochen aufgestellt werden sollen.

Foto: Frank Homann

Die Mitteilung der Verwaltung, dass die zweite Planungsphase des Projekts rund 45 000 Euro teurer werden soll als vorgesehen, verärgerte kürzlich den Planungs- und Umweltausschuss.

Die Politik ist unter diesen Umständen nicht mehr bereit, die für die Klosterlandschaft Heisterbach bereits beschlossene Lösung mit aufgeschnittenen Steinen als Informationsträger auch im Bereich der Altstadt und des Drachenfels anzuwenden.

Bei dem Projekt mit dem sperrigen Namen gibt es zwei verschiedene Träger. Die Federführung beim Regionale-Projekt "Klosterlandschaft Heisterbach" hat der Rhein-Sieg-Kreis. Für den Bereich der "Gesamtperspektive Drachenfels" ist hingegen die Stadt Königswinter der Träger.

Bereits im Jahr 2012 hatte der Kreis die beiden Agenturen HauptwegeNebenwege und Club L 94 mit der Umsetzung des Informationssystems in der Klosterlandschaft Heisterbach beauftragt. Auf den zum Teil aufgeschnittenen Steinen, die sich an den im Siebengebirge bereits vorhandenen Wegemarkierungen orientieren, sollen in gelber Schrift Informationen geliefert werden oder auch Geschichten über die Region zu lesen sein.

Im Oktober 2013 sollte bereits alles fertig sein. Bisher wurde damit jedoch noch nicht mal angefangen. "Der nächste Schritt steht unmittelbar bevor. Das Informationssystem soll in den kommenden Wochen umgesetzt werden", erklärte gestern Dirk Kassel, der Pressesprecher des Kreises, auf Nachfrage.

Die Bezirksregierung als Fördermittelgeber hatte vor mehr als zwei Jahren großes Interesse gezeigt, dass das Trägersystem auch im Bereich der "Gesamtperspektive Drachenfels" umgesetzt wird. Daraufhin hatten die beiden Agenturen im Oktober 2012 im städtischen Planungs- und Umweltausschuss ihr Gestaltungskonzept für die Altstadt vorgestellt. Besonderheit: Neben den Steinen sollten auch Hauswände oder Betonflächen - wie zum Beispiel unter der Drachenbrücke - als Informationsträger genutzt werden. Die Politiker hatten das Konzept damals zur Kenntnis genommen und die Verwaltung aufgefordert, ein aktualisiertes Angebot für die Umsetzung einzuholen. Im Rahmen eines Gesamtbudgets von maximal 250.000 Euro sollten mindestens 20 Informationsträger geschaffen werden.

In der Ausschusssitzung 2012 war es bereits zu einem Eklat gekommen, als die Verwaltung ihrerseits der Politik einen anderen Vorschlag gemacht hatte. Man sei sich nicht sicher, ob sich der Stein aus der Klosterlandschaft auch für die Altstadt eigne, meinte damals eine Mitarbeiterin. Sie schlug stattdessen Stahltafeln vor. Die seien auch erheblich günstiger. Die Vertreter der Agenturen reagierten darauf irritiert. Die Ausschussmitglieder angesichts der überraschenden Kontroverse im Übrigen auch. Nachdem nun endlich die Kosten für das Konzept der Agenturen feststehen, ist die Politik noch mehr verärgert.

"Es ist unbedingt notwendig, hier mit Augenmaß ranzugehen. Ich halte überhaupt nichts von den teuren aufgeschnittenen Steinen", sagte beispielsweise Bernd Schlegel (FDP) - quasi stellvertretend für seine Kollegen. Wie der Ausschuss tendiert er zum Vorschlag der Verwaltung. Die bevorzugt Metallstelen als Trägersystem für die Informationen. Für 22 Standorte, darunter auch das Nachtigallental, sollen diese nur rund 80 000 Euro kosten. Die Verteuerung im Angebot der Agenturen könne "man nicht so sehr nachvollziehen", sagte Verwaltungsmitarbeiterin Cornelia Gamm. Mit dem Büro sei "es ein bisschen schwierig".

Verwaltung und Politik sind auf die Agenturen ohnehin nicht gut zu sprechen. Sie kreiden ihnen auch die Verantwortung für die Dauerbaustelle am Weingut Sülz an. Die Neugestaltung liegt nach fast fünf Monaten Bauzeit jetzt allerdings in den letzten Zügen. Es fehlt momentan noch eine neue Asphaltdecke, nachdem die Pflasterarbeiten und die Arbeiten an der Stützmauer beendet sind. "Bei normaler Witterung wären die Arbeiten in drei bis vier Tagen abgeschlossen", sagt Kassel. Dazu muss es aber einige Tage in Folge mehr als fünf Grad warm sein.

Regionale-Projekte

Die Gesamtkosten des Regionale-Projekts Klosterlandschaft Heisterbach betragen 6,8 Millionen Euro. Von den 5,8 Millionen Euro der öffentlichen Hand trägt das Land Nordrhein-Westfalen 80 Prozent aus Städtebaufördermitteln. Von den verbleibenden 20 Prozent finanzieren der Rhein-Sieg-Kreis zwei Drittel und die Stadt ein Drittel. Projektträger sind der Kreis, die Stadt und die Stiftung der Cellitinnen und die Marienborn gGmbH.

Bei der Gesamtperspektive Drachenfels, zu der die Altstadt, der Drachenfels und die sie verbindende Achse gehören, mit der Neugestaltung des Drachenfelsplateaus im Mittelpunkt trägt das Land 70 Prozent der Gesamtkosten in Höhe von 28,65 Millionen Euro. 30 Prozent werden von der Stadt finanziert.

Die Erweiterung und Neuausrichtung des Siebengebirgsmuseums kostete 3,456 Millionen Euro. Den Anteil der Stadt Königswinter übernahmen hier mehrere Stiftungen.

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