Jakob-Kaiser-Stiftung Adam-Stegerwald-Haus in Königswinter schließt

KÖNIGSWINTER · Schwerer Schlag für Königswinter: Die Jakob-Kaiser-Stiftung, der das Adam-Stegerwald-Haus an der Hauptstraße in der Altstadt gehört, wird die Einrichtung mit 60 Zimmern sowie Seminarräumen zum Jahresende schließen. 29 Mitarbeiter - darunter viele geringfügig Beschäftigte - werden ihren Arbeitsplatz verlieren.

Die Stiftung selbst will in Königswinter bleiben. Die Karl-Arnold-Stiftung, die in dem Haus Räume gemietet hat und dort ebenfalls Seminare anbietet, wird ihren Sitz hingegen nach Köln verlagern. Das Haus selbst soll verkauft werden. Der Königswinterer Bürgermeister Peter Wirtz, der telefonisch informiert worden war, bedauerte gestern die Entscheidung.

"Wir hatten keine andere Wahl", sagte Hermann Felten, Vorsitzender des Vorstands der Jakob-Kaiser-Stiftung, auf Anfrage. Ohne diesen Schnitt, der auch das Haus der Stiftung in Weimar betrifft, wäre auch die Stiftung selbst in ihrem Bestand gefährdet gewesen. Denn die Zuschüsse, die die Stiftung erhält, sind ausschließlich für die Bildungsarbeit bestimmt. Und was sie erwirtschaftet, reicht nicht aus, um das Haus zu modernisieren.

Felten: "Der Erhalt war auf Dauer nicht zu sichern, daher müssen wir die beiden Häuser verkaufen." Das bedeutet auch das Aus für das Restaurant "Auerbachs Keller". Felten überbrachte auch den Mitarbeitern des Hauses die Kündigung. "Dass so etwas keine Freude auslöst, liegt in der Natur der Sache."

Unter den Betroffenen seien viele Beschäftigte, die teils auf 400-Euro-Basis arbeiteten, eine Reihe mit befristeten Verträgen, die ohnehin ausgelaufen würden, sowie einige Teil- und auch Vollzeitkräfte. Die Stiftung wolle ihre Arbeit in Königswinter fortsetzen - wo, das stehe noch nicht fest.

Wegziehen wird hingegen die Karl-Arnold-Stiftung, die ihren Sitz als Mieter ebenfalls in den Gebäuden hatte. Deren Leiter Jürgen Clausius bedauerte ebenfalls gestern auf Anfrage des General-Anzeigers die Entwicklung. Man habe allerdings bereits länger über einen Umzug nachgedacht, da sich das Haus einfach nicht mehr in einem Zustand befinde, der wünschenswert sei.

Auch er sieht ein Problem in der mangelnden Finanzierung der politischen Bildungseinrichtungen, sie seien über Jahre hinweg alleingelassen worden. Seine Stiftung habe bereits vor Jahren das eigene Tagungshaus in Bad Godesberg schließen müssen. "Es tut uns leid, wir wären gerne in Königswinter geblieben, aber man muss das betriebswirtschaftlich sehen", so Clausius.

Die Stiftungen

Politische Bildung ist die zentrale Aufgabe der Jakob-Kaiser-Stiftung e.V. Auf der Basis christlich-demokratischer Wertvorstellungen bietet sie politische Orientierungen an und vermittelt systematisches Wissen über politische Prozesse und Zusammenhänge. Sie bietet Seminare und Workshops an.

Hierbei sollen politische Zusammenhänge erkannt, hinterfragt und verstanden werden. Die Karl-Arnold-Stiftung wurde 1959 gegründet und trägt den Namen des ersten frei gewählten Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen. Auftrag der Karl-Arnold-Stiftung ist es, Bürger für die Demokratie zu begeistern, sie mit ihren Rechten und Pflichten in Gesellschaft und Staat vertraut zu machen.

Das Adam-Stegerwald-Haus

Das Haus war ursprünglich die Villa des Kommerzienrates Barthels. Im Jahre 1924 wurden die Besitzungen von Jakob Kaiser für den Verein "Arbeiterwohl" erworben und dienten für Schulungen, Tagungen und als Erholungsheim für Mütter und ihre Kinder. Drei Jahre später entstand neben der Villa anstelle der alten Häuser ein großzügiger Neubau.

Zur Hauptstraße hin schmückt jetzt ein repräsentatives Portal das Bauensemble. Von 1933 bis 1945 wurde das Haus von den Nationalsozialisten als Landesführerschule genutzt. Im Jahr 1948 wurde es nach dem Mitbegründer der christlichen Gewerkschaften und ehemaligen Reichs- und preußischen Minister Adam Stegerwald benannt.

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