Untreue-Verdacht gegen Königswinterer Hausverwalter 85.000 Euro flossen über 13 Konten

BONN/KÖNIGSWINTER · Nachdem die Staatsanwaltschaft gegen den Hausverwalter aus Königswinter wegen des Verdachts der Untreue und der Urkundenfälschung ermittelt, sagte deren Sprecher Fred Apostel jetzt: "Die Aufklärung wird dauern, weil es viel Arbeit gibt."

Wie berichtet, fürchten Dutzende Wohnungseigentümergemeinschaften (WEGs) um ihre Rücklagen auf Treuhandkonten bei der Sparkasse KölnBonn. Der 65-Jährige beteuert unverändert seine Unschuld und erklärte am Sonntag: "Mein Unternehmen habe ich geschlossen. Ich bin jetzt im Ruhestand."

Dass die Ermittlungen gegen ihn aufwendig werden könnten, kann sich Luzia Schmitz (Name geändert) vorstellen. Die Beiratsvorsitzende einer WEG aus Kessenich hat all das schon aufgearbeitet, was manche WEG vor sich haben dürfte. Der 78-Jährigen waren vor über zehn Jahren Ungereimtheiten auf dem Treuhandkonto ihrer WEG aufgefallen.

Stutzig wurde Schmitz 2003. Als ihr Verwaltungsbeirat das Sparbuch sehen wollte, auf dem noch über 103.000 Euro hätten sein müssen, "hielt der Verwalter uns mit Ausreden hin". Nachdem die WEG insistierte, legte der Verwalter 2004 zum Staunen aller gleich fünf Sparbücher vor. Vier kannte die WEG nicht.

Zwar war das Sparbuch zu dem Mutterkonto dabei, auf dem lagen aber nur noch 18.000 Euro. Die fehlenden rund 85 000 Euro verteilten sich auf die vier unbekannten Sparbücher. "Die wurden zu unserer Beruhigung vorgelegt", vermutet Schmitz. Sie geht davon aus, dass die Sparbücher "manipuliert waren und anderen WEGs gehörten".

Die Seniorin fragte sich, wo das Geld auf dem Mutterkonto geblieben war. Sie durchforstete Umsatzausdrucke für die Jahre 2000 bis 2003 und ließ sich Kopien zu 19 Buchungen kommen. Was sie entdeckte, verschlug ihr die Sprache: Auf 13 Konten hatte der Hausverwalter Gelder vom Mutterkonto abgebucht. "Darunter waren sechs Konten fremder WEGs."

Zudem hatte der 65-Jährige Barbeträge abgehoben sowie Lastschriften auf eigene Konten gezogen, plus Buchungen auf ein internes Verwalterkonto unter seinem Namen. Dazu war der Hausverwalter "wirtschaftlich nicht berechtigt", hadert sie noch heute. In einem Schreiben hatte die WEG die Sparkasse denn auch gefragt, ob "Mittel aus der Instandhaltungsrücklage der WEG zweckentfremdet zur Reduzierung der Sollzinsen auf fremde Konten" verwendet worden sein könnten. Zu der Vermutung "können wir keine Aussage machen", schrieb die Bank am 21. Juni 2005 zurück (das Schrieben liegt dem General-Anzeiger vor).

Man bat die WEG, sich zukünftig "direkt" an den Verwalter zu wenden. Angesichts weiterer, dubioser Rück- und Abbuchungen vom Mutterkonto, wollte Schmitz 2005 die Rücklagen in Sicherheit bringen. Ihre WEG bewegte den Verwalter dazu, die Guthaben auf den vier neuen Sparkonten auf das Mutterkonto zu übertragen. Zudem erstattete Schmitz 2008 Anzeige. Doch die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren 2009 ein, auch, weil kein "Schaden vorlag", so Schmitz.

Apostel, Sprecher der Staatsanwaltschaft, bestätigte die Einstellung. "Wenn die Staatsanwaltschaft den Fall eingestellt, war da auch nichts dran", betonte der kritisierte Verwalter am Sonntag. "Der Fall hätte aber nicht eingestellt werden dürfen", urteilt Anwalt Alexander Schmitz-Elsen, der den Verein "wohnen im Eigentum" berät. Bei einer anderen Entscheidung damals, hätte das vielen WEGs Probleme erspart. Nach Informationen des General-Anzeigers handelte es sich damals nicht um die einzige Anzeige. Laut Apostel waren bereits "eine Reihe von Anzeigen" aktenkundig.

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