Fall Sigrid Paulus 52-jähriger Ehemann wegen Totschlags angeklagt

KÖNIGSWINTER/BONN · Wieso eskalierte am 14. Februar 2008 ein Streit im Badezimmer eines Reihenhauses in Königswinter-Ittenbach so sehr, dass der heute 52-jährige Ehemann seine Frau Sigrid Paulus erwürgte? Mit dieser Frage wird sich demnächst die Schwurgerichtskammer des Bonner Landgerichts befassen müssen.

Wie Karen Essig, Sprecherin der Bonner Staatsanwaltschaft, am Montag mitteilte, wurde der in Untersuchungshaft sitzende Aushilfskellner jetzt wegen Totschlags an der Mutter von zwei gemeinsamen Kindern angeklagt.

Den Angaben des geständigen Ehemannes folgend, geht die Anklage davon aus, dass es am Morgen des Tattages zunächst zu einem verbalen Streit im Badezimmer des Hauses kam.

Die Eheleute sollen sich gegenseitig hin und her geschoben haben, bis die 40-Jährige ausrutschte und mit dem Kopf auf den Badewannenrand aufschlug, so Essig. Dabei zog sich das Opfer offenbar eine Platzwunde zu. Sie soll sich dann jedoch wieder aufgerichtet und ihren Mann verärgert angeschrien haben.

Als die 40-Jährige den Angeklagten an den Oberarmen griff und schüttelte, soll dieser sich aus dem Griff befreit und seine Hände um den Hals seiner Frau gelegt haben. "Dann hat er sie gewürgt, bis sie verstarb", so die Staatsanwältin. Die Obduktionsergebnisse der erst im vergangenen Oktober gefundenen Leiche passen laut Essig zu dieser Schilderung. Es gebe keinen Anhaltspunkt dafür, dass die 40-Jährige eiskalt ermordet wurde.

Nach der Tat hatte der Angeklagte jahrelang die von ihm erfundene Lügengeschichte aufrecht erhalten, dass seine Ehefrau die Familie freiwillig verlassen habe. Demnach sei Sigrid Paulus im Februar 2008 mit Kisten voller Habseligkeiten aus der Wohnung gestürmt. Mit zwei Männern eines Umzugsunternehmens sei sie weggefahren.

[kein Linktext vorhanden]Seitdem habe sie sich nicht mehr gemeldet. Es war wohl vor allem die inzwischen erwachsene Tochter des Paares, die die Suche nach der verschwundenen Mutter nicht aufgeben wollte. Sie scheint die treibende Kraft gewesen zu sein, der es zu verdanken ist, dass ihr Vater das Versteck der Leiche doch noch preisgab.

Im Dezember 2012 war es zur Erstattung einer Vermisstenanzeige und der Berichterstattung in den Medien gekommen. Im Januar 2013 beteuerte der 52-Jährige unter Tränen in einem Fernsehinterview, dass er sich nicht erklären könne, wo seine Frau sei. Kurz vor dem Auffinden der Leiche wurde der Fall sogar in der Sendung "Aktenzeichen XY" ausgestrahlt.

Dann der Schock: Nach Hinweisen aus dem Familienkreis über Veränderungen im Garten nach dem Verschwinden der 40-Jährigen rückte die Kriminalpolizei am 30. Oktober 2013 an. An diesem Tag brach es dann doch aus dem Angeklagten heraus: Er soll die Ermittler zu der Stelle im Keller geführt haben, an der er die in einem Müllsack steckende Leiche in einer mehrere Tage andauernden Aktion einbetoniert hatte. Auf diesem Podest soll er ein Weinregal aufgebaut haben. Wann der Prozess beginnt, steht noch nicht fest.

Eine Chronik der Ereignisse

  • 14. Februar 2008: Der heute 52-Jährige erwürgt seine Ehefrau Sigrid Paulus nach einem Streit im Badezimmer ihres Reihenhauses in Ittenbach. Die Leiche betoniert er an den darauffolgenden Tagen im Keller ein. Den Kindern erzählt er, die Mutter sei mit Hab und Gut ausgezogen und habe die Familie verlassen.
  • Dezember 2012: Anscheinend auf Drängen der inzwischen erwachsenen Tochter wird eine Vermisstenanzeige erstattet. Die Polizeiermittler sehen Anhaltspunkte für ein Tötungsdelikt, da Sigrid Paulus sich überhaupt nicht mehr gemeldet hat. Erstmals berichten auch die Medien über den Fall.
  • Januar 2013: In einem Fernseh- Interview mimt der Aushilfskellner den Ahnungslosen.
  • 16. Oktober 2013: Gleiches gilt bei seinem Auftritt in der Sendung "Aktenzeichen XY", wo der Fall der vermissten Sigrid Paulus vorgestellt wird.
  • 30. Oktober 2013: Bei einer Hausdurchsuchung zeigt der Angeklagte den Polizeiermittlern die Stelle im Keller des Wohnhauses, an der er die Leiche seiner Frau einbetoniert hat. Er wird vorläufig festgenommen.
  • 31. Oktober 2013: Das Bonner Amtsgericht erlässt einen Haftbefehl wegen Totschlags. Seitdem sitzt der 52-Jährige in Untersuchungshaft.
  • 14. November 2013: Auf dem Friedhof in Königswinter-Ittenbach wird Sigrid Paulus unter großer Anteilnahme der Bevökerung beigesetzt.
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