Literaturwerkstatt Hennef Schlüsselerlebnisse im grauen Alltag

HENNEF · Gedichte, Romane, Reiseberichte: Autoren der Literaturwerkstatt Hennef stellten in der Meys Fabrik Auszüge aus ihren Werken vor

 Seit rund drei Jahren besteht der Autorenverbund in Hennef. In der Meys Fabrik stellten sie ihre Arbeiten vor.

Seit rund drei Jahren besteht der Autorenverbund in Hennef. In der Meys Fabrik stellten sie ihre Arbeiten vor.

Foto: Tenorth

Der große Saal in der Meys Fabrik ist gut gefüllt. Gebannt lauschen die Besucher der Kurzgeschichte "Schlüsselerlebnis" von Heinz Diedenhofen. Der Autor belebt einige Textpassagen mit geschickter Betonung, die komödiantischen Elemente der Geschichte sorgen für Schmunzeln. Die Quintessenz lautet, den mitunter grauen Alltag mit verrückten Aktionen farbenfroh zu bereichern.

Einige Autoren der Literaturwerkstatt Hennef und die 1980 in Siegburg geborene Julia Trompeter stellten am Sonntag unter dem Titel "Literatur in der Fabrik - Schlüsselerlebnisse" Auszüge aus ihren Werken vor. Musikalisch wurden sie von Schülern der Musikschule Hennef mit Klavier und Cello begleitet.

18 Mitglieder zählt die Literaturwerkstatt derzeit. "Die Altersspanne geht von knapp 30 bis zu fast 80 Jahren", sagte die Schriftstellerin Petra Klippel, die überwiegend Erzählungen in kindgerechter Sprache publiziert.

Die Kurzgeschichte "Schlüsselerlebnis" bildete den Auftakt der Lesung, die Axel Fischer moderierte. Anschließend stellte Sandra Orth-Dohdoh Auszüge ihrer Kinderkurzgeschichte "Maus und Spinne" vor, ein Werk, das von seinen zahlreichen fantasievollen Dialogen lebt.

In seinem Gedicht "Unheil" befasste sich Klaus Theis mit dem Einsatz von Drohnen. Nachdenklich griff er den Wert des Lebens, das Gewissen des Menschen und die ethische Verwerflichkeit auf. Dagegen thematisierte der Auszug "Kalavrita" aus dem Reisebericht "Auch ich war in Arkadien" von Hans-Gert Herberz ein dunkles Kapitel der deutschen Historie im Zweiten Weltkrieg.

In Kalavrita, einem Dorf in Griechenland, töteten deutsche Soldaten am 13. Dezember 1943 rund 1200 Männer, Frauen und Kinder. Der deutsche Reisende berichtet auch von einer Zeitzeugin, der er an einem Denkmal für die Opfer begegnet ist. Sie verlor bei dem Massaker ihre Eltern, ihren Bruder und ihren zukünftigen Bräutigam. Den Schlusspunkt der Lesung setzte die Schriftstellerin Julia Trompeter, die 1999 ihr Abitur in Hennef abschloss und aus ihrem ersten Roman "Die Mittlerin" vorlas.

"An dem Roman habe ich vier Jahre gearbeitet bis 2014", sagte die Autorin, die Philosophie, Germanistik und klassische Literaturwissenschaft in Köln studierte. In ihrem Roman beschreibt Trompeter, was eine Autorin unternimmt, wenn eine Literaturagentin ihr den Auftrag erteilt, einen Roman zu schreiben, sie jedoch nichts zu erzählen hat.

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