Flughafen Köln/Bonn Zahl der lauten Nachtflüge nimmt zu

HENNEF · "Es kann kaum einen eindeutigeren Beweis dafür geben, dass sich diverse Ankündigungen des Flughafenchefs Garvens, es werde alles Mögliche dafür getan, laute Frachtmaschinen aus dem Nachtflug in den Tagesbetrieb zu holen, bislang als ein völlig wirkungsloses Placebo entpuppten", sagt Helmut Schumacher.

Der Vorsitzende des Hennefer Ortsverbandes der Lärmschutzgemeinschaft Flughafen Köln/Bonn hat mit Hilfe der eingerichteten Messstellen die Fluglärmbelastung für das Jahr 2012 ausgewertet. Die Ergebnisse will er heute dem Umweltausschuss präsentieren. Fazit: Der Fluglärm hat in Hennef 2012 im Vergleich zum Vorjahr erneut zugenommen.

An der Messstelle der Lärmschutzgemeinschaft am Ostende der Kurhausstraße, die allerdings nur Landeüberflüge erfasst, erhöhten sich demnach die Nachtüberflüge um sieben Prozent auf insgesamt 7550 und die nächtliche Jahres-Fluglärmimmission um fünf Prozent auf 48,6 Dezibel.

An der Messstelle des Flughafens an der Realschule, die außer den Landungen auch 1300 Überflüge von gestarteten Flugzeugen registrierte, zeigte sich, dass die Lärmbelastung im westlichen Stadtgebiet in noch wesentlich größerem Maße zugenommen hat. Laut Schumacher stieg die Zahl der dort gemessenen Nachtflüge um 22 Prozent auf insgesamt 8530 an, die nächtliche Lärmimmission wuchs um 23 Prozent auf 51 Dezibel.

Sogar um 50 Prozent nahmen dort nachts die sehr lauten Flüge (zwischen 75 und 79 Dezibel) und extrem lauten Flüge (80 Dezibel und mehr) zu. Ein ähnliches Bild zeichnen laut Schumacher die Ergebnisse der Messstelle der Lärmschutzgemeinschaft in Geistingen an der Schlesischen Straße. Die hier erfassten Überflüge auf den nach Westen und Süden verlaufenden Abflugrouten nahmen um 8,5 Prozent auf 8560 zu, die nächtliche Lärmimmission stieg dort um zwölf Prozent auf 47,9 Dezibel.

Die größte Zunahme an Nachtüberflügen wurde in Hennef-Nordost registriert: Die Flughafen-Messstelle Heisterschoß erfasst den Betrieb der am stärksten frequentierten Abflugroute des Flughafens. Dort stieg die Zahl der Nachtflüge um 31 Prozent auf 4047, die durchschnittliche nächtliche Lärmimmission nahm um 23 Prozent zu auf 48,4 Dezibel.

Besonders häufig wird es im Hennefer Nordosten nachts laut: 400 sehr laute Überflüge mit 75 bis 79 Dezibel und 65 extrem laute Überflüge mit 80 Dezibel und mehr wurden hier gezählt. Das entspricht einer Zunahme von 60 Prozent gegenüber 2011. "Nirgendwo im Stadtgebiet gab es so viele extrem laute Nachtflüge", fasst Schumacher zusammen.

Für den Lärmschutzexperten hat der Nachtfluglärm in Hennef mit Dauerschallpegeln zwischen 48 und 51 Dezibel mittlerweile eine alarmierende Größenordnung erreicht. "Der vom Umweltbundesamt anerkannte Risiko-Grenzwert von 45 Dezibel wird damit um 100 bis 300 Prozent übertroffen." Besonders die extrem lauten Nachtflüge hätten im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. Das sei kein auf Heisterschoß begrenztes Phänomen.

Vielmehr hätten sich diese ganz überwiegend durch laute Frachtmaschinen erzeugten "Lärmereignisse", nach den monatlichen Fluglärmberichten des Flughafens im vergangenen Jahr allgemein um 30 Prozent auf 1974 erhöht. Umso mehr enttäusche die Hennefer Fluglärmbetroffenen die von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer ohne rechtlich fundierte Gründe verweigerte Einführung des Passagierflugverbots nachts zwischen Mitternacht und 5 Uhr, so Schumacher.

Dass jedoch die jetzige NRW-Landesregierung die fehlende rechtliche Begründung der Berliner Entscheidung nicht zum Anlass dafür nehme, sich mit Nachdruck für die Umsetzung der von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft vor der Landtagswahl gegebenen Zusage einzusetzen, werde ebenfalls sehr kritisch gesehen.

Der Ausschuss für Umweltschutz, Dorfgestaltung und Denkmalschutz des Hennefer Rates tagt heute öffentlich ab 17 Uhr im Rathaus, Frankfurter Straße 97 (Saal Hennef T3.01).

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