Fluglärm hat laut Interessenvertretung alarmierende Ausmaße erreicht "Wir müssen den Druck erhöhen"

HENNEF · Er hatte es bereits vor einigen Wochen während der Sitzung des Hennefer Umweltausschusses deutlich gemacht, und auch am Mittwochabend hatte Helmut Schumacher, Vorsitzender der Hennefer Ortsgruppe der Lärmschutzgemeinschaft Flughafen Köln/Bonn, keine guten Nachrichten im Gepäck. Bei einer Bürgerinformation im Kurhaus am Park referierte er über die aktuellen Zahlen zum Thema Fluglärm. Dieser hat über Hennef im Jahr 2014 wieder zugenommen.

 Im Einsatz gegen Fluglärm: Referent Helmut Schumacher (r.).

Im Einsatz gegen Fluglärm: Referent Helmut Schumacher (r.).

Foto: Ingo Eisner

Obwohl das Thema viele Hennefer betrifft, fanden sich gerade einmal 20 interessierte Bürger ein, um Schumachers Ausführungen zu lauschen. An 220 Nächten im Jahr liege der Schallpegel in weiten Teilen Hennefs über 45 Dezibel (db/A), an 130 bis 140 Nächten sogar über 50 Dezibel. Für den Lärmschutzexperten hat der Nachtfluglärm in Hennef mit Dauerschallpegeln zwischen 48 und 51 Dezibel mittlerweile eine alarmierende Größenordnung erreicht.

Überall in Hennef verzeichnet Schumacher einen Anstieg des nächtlichen Fluglärms von bis zu fünf Prozent. Besonders die extrem lauten Nachtflüge hätten im Vergleich zum Vorjahr erneut zugenommen. Der überwiegende Teil dieses Lärms werde nach wie vor durch die lauten Frachtmaschinen wie die alte MD-11 und die Boeing 747-400 erzeugt. Aber auch die nächtlichen Passagierflüge hätten kontinuierlich zugenommen.

Der von der Weltgesundheitsorganisation WHO aufgestellte Richtwert von 40 dB/A würde dabei ständig um ein Vielfaches überschritten. Wurden 1997 gerade mal 900 Passagierflüge pro Jahr zwischen 0 und 5 Uhr verzeichnet, seien es 2014 bereits 8100 und somit 22 Flüge pro Nacht.

Laut der Greiser-Studie wird es innerhalb der nächsten zehn Jahre in der Region zu 3700 zusätzlichen, von Nachtfluglärm ausgelösten Erkrankungen kommen, die die Krankenversicherungen mit 274 Millionen Euro belasten werden.

Um all dem entgegenzuwirken, hatte die Lärmschutzgemeinschaft NRW-Verkehrsminister Michael Groschek einen von einem Fachjuristen ausformulierten Antrag an die Hand gegeben, den Groschek im November 2014 für seine Forderung an das Bundesverkehrsministerium nach einem Nachtflugverbot für Passagierflugzeuge zwischen 0 und 5 Uhr hätte benutzen können. "Dieses Schreiben ist leider nicht berücksichtigt worden", sagte Schumacher.

Mit einer Resolution, die von der SPD beantragt und einstimmig vom Umweltausschuss beschlossen wurde, wollen die Hennefer Politiker der Forderung nach einem Nachtflugverbot für Passagierflugzeuge nun nochmals Nachdruck verleihen. "Wir drehen uns seit Jahren im Kreis und müssen uns fragen, was wir überhaupt noch machen können", sagte ein Bürger. "Vor allem nicht aufgeben", konterte Schumacher.

"Wir müssen den Druck auf die Politiker erhöhen. Es wäre auch nicht schlecht, wenn die Lärmschutzgemeinschaft mehr Mitglieder bekäme, damit wir unseren Forderungen mehr Nachdruck verleihen können."

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