Rhein-Sieg-Akademie Hennef Studenten entdecken Retro-Trend für sich

HENNEF · Von der Lochkamera bis zum Barbershop: 30 Diplomanden der Rhein-Sieg-Akademie präsentieren in Hennef ihre Abschlussarbeiten.

 Als einen Kontrast zur schnelllebigen Welt betrachtet Jule Richter ihre Lochkamera.

Als einen Kontrast zur schnelllebigen Welt betrachtet Jule Richter ihre Lochkamera.

Foto: Ingo Eisner

Sich beim Fotografieren, aber auch beim Entwickeln des Filmes Zeit nehmen und damit auf die althergebrachte analoge Philosophie der Lichtbildnerei setzen, die einst vor der digitalen Fotografie Standard war - dafür hat Jule Richter (24) mit ihrer Diplomarbeit geworben. Die 24-jährige Westerwälderin entwickelte ein Vermarktungskonzept für die Lochkamera "Loka" und brach damit eine Lanze für die "entschleunigte Fotografie".

Richter gehört zu den 30 Diplomanden der Hennefer Rhein-Sieg-Akademie, die ihr Studium abgeschlossen haben und ihre kreativen Arbeiten in dieser Woche präsentieren. Am Donnerstag eröffnete Akademie-Gründer und Leiter Heinz Lingen die Ausstellung. Heute sind sämtliche Diplom-Arbeiten in der Akademie an der Wehrstraße zu sehen.

Aus Papier hatte Richter ihre Lochkameras gebastelt, mit denen sie einige tolle Schwarz-Weiß-Fotos erzeugte, die an ihrem Diplomstand zu bewundern sind. "Ich möchte die Philosophie der klassischen, altbewährten, echten und unverfälschten Fotografie verbreiten", sagte Richter. Ihre Lochkameras sieht Richter als Kontrast zur heutigen, schnelllebigen Welt. "Diese Kameras sind eine gute Möglichkeit, sich bewusster und mit Begeisterung der Fotografie zu widmen", sagte Richter, die hofft, einmal in einer Werbeagentur zu arbeiten.

Wieder einmal war den Studenten der Rhein-Sieg-Kunstakademie bei ihren Abschlussarbeiten eine umfangreiche Themenvielfalt gelungen. Ob konzentrationsfördernde Möbel, Kinderzahnpasta mit Farbeffekt oder eine Insekten-Snackbar - der Kreativität waren keinerlei Grenzen gesetzt.

Auffallend war, dass sich einige Diplomanden angesagten Retro-Themen widmeten. Neben der Lochkamera "Loka" von Jule Richter gab es mit "Headshot" ein virtuelles Label für Kappen, das Julia Köll entwickelte. "Kopfbedeckungen sind wieder angesagt, und ich habe aus Filz geschmackvolle Kappen für jeden Anlass hergestellt, die besonders die Jugend ansprechen sollen", sagte die 25-jährige Diplomandin aus Bonn. Köll würde gerne als Art-Director in der Modebranche arbeiten und sich um die Trend-Recherche kümmern.

Aus der Zeit, als Kopfbedeckungen bei Damen und Herren mehr als nur ein modisches Accessoire waren, stammen auch die Barbershops. In einer Zeit, in der Männer wieder Bärte tragen und sich ihre Gesichtsbehaarung auch gerne mal pflegen lassen, gibt es mittlerweile sogar wieder echte Barbershops, in denen der Mann sich nicht nur frisieren, sondern auch rasieren lassen kann.

Mateusz Hirsch entwickelte für seine Diplomarbeit den virtuellen Barbershop "Barberossa Cologne". Damit liegt der Kölner derzeit voll im Trend. "Im Fokus steht natürlich die klassische Rasur mit dem Rasiermesser", sagte Hirsch. Zudem soll laut Hirsch mit einem solchen Barbershop ein klassisches Handwerk rehabilitiert werden, das fast in Vergessenheit geraten ist".

Am Samstag, 30. Mai, erhalten die Studenten um 10 Uhr aus den Händen von Akademiegründer Heinz Lingen in der Meys Fabrik ihre Diplome. Ab 13 Uhr öffnet die Akademie an der Wehrstraße ihre Ateliers für einen Tag der offenen Tür.

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