Rafael Fuchsgruber aus Hennef Nach einem wüsten Leben in die Wüsten der Welt

HENNEF · Rafael Fuchsgruber kam 2007 als veränderter Mensch aus der Sahara zurück - und ist seither Extremläufer aus Leidenschaft.

 Kürzlich im australischen Outback: Nach neun Tagen und 520 Kilometern erreichte Rafael Fuchsgruber (l.) beim längsten Traillauf der Welt Platz vier.

Kürzlich im australischen Outback: Nach neun Tagen und 520 Kilometern erreichte Rafael Fuchsgruber (l.) beim längsten Traillauf der Welt Platz vier.

Foto: Lux Musik Hennef

Idyllisch ist es in Niederhalberg. Auf einer Koppel glänzen die Felle zweier Araberpferde in der Sonne, von der gegenüberliegenden Hofanlage kommt einem ein zutraulicher Hund entgegengelaufen. Der Hausherr sitzt an seinem Schreibtisch. Kräftiger Händedruck, kantiges, mit einem Drei-Tage-Bart verziertes Gesicht, drahtiger Körperbau und wache, neugierige Augen. Auf den ersten Blick wirkt Rafael Fuchsgruber wie der typische Sportler. Seinen Läufen unter extremen Bedingungen durch die Wüsten der Welt ging allerdings ein wüstes Leben voraus, von dem Fuchsgruber in seinem kürzlich erschienenen Buch "Running Wild" mit geradezu entwaffnender Ehrlichkeit erzählt.

"Ich bin ein trockener Alkoholiker" ist eines seiner Bekenntnisse, das wie in Stein gemeißelt wirkt. Man mag es kaum glauben, aber dieser willensstarke Mensch stand bereits am Rande des Abgrundes. Der heute 54-Jährige Vater von zwei Töchtern hatte bereits während seiner Schulzeit im Saarland professionell Theateraufführungen organisiert. Später, während seiner Studienzeit, verdingte er sich als Discjockey in einem angesagten Kölner Club und legte den Grundstein für sein späteres berufliches Leben: Er wurde Konzertveranstalter und bereitete die Bühne für solch namhafte Künstler wie Rio Reiser, Nena oder Billy Idol. Während die Musik-Szene heutzutage sehr gediegen ist, war in den 80er Jahren Party angesagt.

Auch Fuchsgruber geriet in einen Strudel aus Arbeit, zu wenig Schlaf und reichlich Alkohol. "Da trank damals keiner Tee." Die Tatsache, dass er als unehelicher Sohn eines katholischen Pfarrers das Licht der Welt erblickte und sich bereits in seiner Kindheit mit dem zu Alkoholismus und häuslicher Gewalt neigenden Vater auseinandersetzen musste, dürfte es ihm nicht einfacher gemacht haben, seinen Süchten zu widerstehen. Das wilde Partyleben in Köln, das Fuchsgruber mit Sicherheit auch ein wenig zur Verdrängung der traumatischen Erlebnisse seiner Kindheit diente, forderte aber irgendwann seinen Tribut. Mit 30 ist er Alkoholiker, mit 40 ein Wrack. "Es ging gar nichts mehr", sagt Fuchsgruber. Nachdem er 2002 mit Verdacht auf Herzinfarkt, der sich schließlich als Herz-Muskel-Entzündung aufgrund einer verschleppten Viruserkrankung herausstellte, im Krankenhaus gelegen hatte, änderte er sein Leben. Fuchsgruber schwor Alkohol und Zigaretten ab und begann zu laufen.

"Der erste Versuch, den ich zusammen mit meinem Freund Jochen unternahm, endete nach drei Kilometern mit einer Gehpause und hochrotem Kopf." Im Herbst 2002 nahm er bereits am Köln-Marathon teil. "Ich habe damals fast fünf Stunden gebraucht, aber ich kam an." Fuchsgruber steigerte sich und entdeckte sein Interesse für Wüsten-Läufe. Beim "Marathon des Sables" läuft Fuchsgruber 2007 in Etappen mehr als 200 Kilometer durch die Sahara und kommt als anderer Mensch zurück. "Die Wüste verändert tatsächlich." Seitdem lief Fuchsgruber durch die Wüsten Jordaniens, Libyens und Kameruns, landete bei all seinen Läufen unter den ersten fünf und gewann 2013 sogar den "Desert Ultra Namibia", bei dem er 250 Kilometer in fünf Etappen bewältigte. 2014 war dann aber noch mal ein schwieriges Jahr. Eine Knieverletzung zwang ihn, sieben Monate auf das Laufen zu verzichten. Im April feierte Fuchsgruber sein Comeback.

Er beendete in Australien den weltweit längsten Etappenlauf in Eigenversorgung, den er zugunsten der Stiftung "Viva con Agua", die sich um den Brunnenbau in Afrika kümmert, sowie zugunsten des Vereins "Watoto", der in Kenia eine Schule gebaut hat, absolvierte. Nach neun Tagen und 520 Kilometern landete er auf dem vierten Platz. Fuchsgruber, der das Klischee "Vom Säufer zum Läufer" eigentlich nicht mag, will sich für den Rest des Jahres um seine Arbeit und seine Familie kümmern. "Mal schauen, ob es im Dezember irgendwo auf der Welt einen interessanten Lauf gibt", sagt Fuchsgruber.

Mehr über Rafael Fuchsgruber gibt es unter hier sowie in seinem Buch "Running Wild", das im Delius Klasing Verlag erschienen ist.

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