"Herr der Maden" Kriminalbiologe Mark Benecke fasziniert in Hennef

HENNEF · Am Mittwochabend entführte Benecke, der aufgrund seiner "kleinen Helferlein" auch "Herr der Maden" genannt wird, sein Publikum im Pädagogischen Zentrum des Hennefer Gymnasiums in seiner "Schreckenskammer". Beneckes Infotainment-Abende erfreuen sich großer Beliebtheit. Zum dritten Mal gastierte der Kriminalbiologe in Hennef vor ausverkauftem Haus, und der nächste Termin im März 2015 steht bereits fest.

 Kriminalbiologe Mark Benecke (links) und Kulturamtsleiter Dominique Müller-Grote.

Kriminalbiologe Mark Benecke (links) und Kulturamtsleiter Dominique Müller-Grote.

Foto: Ingo Eisner

Er wirkt eher wie ein Rockstar. Schwarze Lederkleidung, Silberschmuck, Tätowierungen. Die Mädels stehen Schlange, um ein Autogramm von ihm zu ergattern. Aber der erste Eindruck täuscht, wie auch bei vielen Fällen, die er bereits bearbeitet hat. Mark Benecke ist Kriminalbiologe, genauer gesagt öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für die Sicherung, Untersuchung und Auswertung kriminaltechnischer Spuren.

1970 in Rosenheim geboren, promovierte der Biologe, Zoologe und Psychologe an der Kölner Uni mit einer Doktorarbeit über genetische Fingerabdrücke. In den vergangenen Jahren half sein Können bei der Aufklärung einiger spektakulärer Kriminalfälle. So gelang ihm 1997/98 der entscheidende Indizienbeweis, der zur Verurteilung des niedersächsischen Pastors Klaus Geyer führte. Geyer wurde des Totschlags an seiner Frau für schuldig befunden. Zudem untersuchte Benecke als einziger Kriminologe an Ort und Stelle den Fall des kolumbianischen Serienmörders Luis Alfredo Garavito Cubillos, der mindestens 300 kleine Jungen getötet hat.

Wie bei allen Benecke-Abenden hatten die Zuschauer vorab die Möglichkeit, sich das Thema auszuwählen. Sie entschieden sich für einen Fall, bei dem eine alte Frau in einem fränkischen Dorf in ihrer Wohnung mit 50 Messerstichen ermordet wurde. Da außer der Tochter, die im Zimmer nebenan geschlafen haben will, niemand sonst in diesem "geschlossenen Raum" gewesen sein soll, wurde die Tochter des Mordes angeklagt und verurteilt. Benecke ging dem Fall an Ort und Stelle zusammen mit einigen Studenten nach. Obwohl die Tat bereits Jahre zurücklag, fiel Benecke auf, dass es sich keineswegs um einen "geschlossenen Raum" handelte.

Es ist die lockere Art, die die Zuschauer fesselt

Die Nachbarschaft ging bei der gehbehinderten Frau ein und aus, der Wohnungsschlüssel lag auf dem Fensterbrett. Und es gab weitere Möglichkeiten, mit denen sich ein Täter Zugang zu dem Haus verschaffen konnte. Viele Spuren waren unbrauchbar geworden. Einige Blutflecken, mögliche andere Tatwerkzeuge, Einbruchsmerkmale an der Kellertür, und ein Triebtäter, der es auf ältere Frauen abgesehen hatte und in der Mordnacht in Tatortnähe war - all das lässt Benecke noch heute zweifeln, ob die Tochter wirklich die Mörderin ist. Die Polizei habe laut Benecke viele Spuren nicht zur Kenntnis genommen, auch weil sie "pünktlich um 17 Uhr beim Geburtstag des dortigen Landrates sein wollte". Die Tochter will die Strafe absitzen. "Da kann ich leider nichts machen", sagt er.

Es ist die lockere Art, mit der Benecke seine Zuschauer fesselt und mit der er eine Schreckenskammer zu einem höchst unterhaltsamen Ort werden lässt. Auch am Mittwochabend waren sich alle sicher, dass jede Minute dieses dreistündigen Abends spannend war. "Annahmen taugen nichts. Der Beweis löst noch lange nicht den Fall. Man muss sich in meinem Beruf die kindliche Neugier bewahren", sagt Benecke.

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