Gymnasium in Hennef Klassiker "Faust" an die Gegenwart angepasst

HENNEF · Schüler des städtischen Gymnasiums haben Johann Wolfgang von Goethes "Faust" einer Anpassung an die Gegenwart unterzogen. Am heutigen Mittwoch sowie am Donnerstag werden sie ihre Interpretation des Literatur-Klassikers in Hennef auf die Bühne bringen.

 Vielversprechende Schauspieltalente gibt es heute und morgen im Gymnasium an der Fritz-Jacobi-Straße zu sehen.

Vielversprechende Schauspieltalente gibt es heute und morgen im Gymnasium an der Fritz-Jacobi-Straße zu sehen.

Foto: Kleinert

"Das also war des Pudels Kern!" Wiebke Bartolomaeus steht die Überraschung ins Gesicht geschrieben: Gerade noch hat sie das imaginäre Schoßtierchen an einer unsichtbaren Leine in ihr Studierzimmer geführt, da entpuppt es sich plötzlich als der Teufel persönlich.

Der trägt an diesem Tag zwar kein Prada, weiß aber als von Katrin Thaler verkörperte weibliche Versuchung in High Heels und Korsage modisch ähnlich aufzufallen.

"Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft", entgegnet sie dem von Bartolomaeus gespielten Heinrich Faust auf die Frage nach ihrer Person mit Inbrunst. Umrahmt von einer Kulisse aus roten Würfeln und schwarzen Quadern stehen die jungen Frauen im Scheinwerferlicht. Beide sind Mitglieder der Theater-AG am Hennefer Gymnasium und proben an diesem Morgen die Studierzimmer-Szene aus Goethes "Faust".

Gemeinsam mit ihren Lehrern Thomas Czaja und Leonie Teubler haben sie den historischen Stoff in einen modernen Kontext gesetzt, was sich nicht nur im abstrakt gehaltenen Bühnenbild, sondern auch in einer Uminterpretation einiger Rollen äußert: So wird neben Mephistopheles, der hier seinen Geschäftspartner Faust mit sinnlicher Weiblichkeit verführt, in der Hennefer Fassung unter anderem die Hexe zur Drogendealerin, die in ihrer Hexenküche Crystal Meth für Junkies (ursprünglich "Meerkatzen") herstellt.

"Die Schüler sollten sich fragen 'Inwieweit ist der Stoff heute noch aktuell?'. Es geht nicht darum, Goethes Zeit darzustellen, sondern die Wahrnehmung der Schüler", fasst Czaja die Herangehensweise der Theatermacher zusammen.

Die halten obendrein einige vielversprechende Talente in ihren Reihen: Mit Wiebke Bartolomaeus, Philipp Hudalla, Franziska Schroeder und Henrik Wendorff teilen sich, den verschiedenen Charakterzügen der Figur entsprechend, gleich vier Darsteller die Rolle des Heinrich Faust. Auch die überzeugende Verkörperung des Gretchens durch Maria Mehl ist erwähnenswert.

Wer neugierig geworden ist, kann sich heute und am Donnerstag selbst einen Eindruck verschaffen: Jeweils ab 19.30 Uhr führt die Theater-AG den "Faust" im Pädagogischen Zentrum des Gymnasiums an der Fritz-Jacobi-Straße auf.

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