Podiumsdiskussion Die Einkaufsstadt Hennef

HENNEF · Bei einer Podiumsdiskussion analysieren die Teilnehmer die Einkaufssituation in Hennef. Die IHK sagt: "Die Stadt konnte im vergangenen Jahr rund 84 Prozent der Kaufkraft binden"

 In der Diskussion (v.l.): Irmgard Graef, Moderator Hans Peter Lindlar, Brigitte Fischer, Hajo Noppeney und Lothar Bolz.

In der Diskussion (v.l.): Irmgard Graef, Moderator Hans Peter Lindlar, Brigitte Fischer, Hajo Noppeney und Lothar Bolz.

Foto: Ingo Eisner

Mit Köln oder Bonn könne Hennef als Einkaufsstadt nie mithalten. Das machte Bürgermeister Klaus Pipke bei einem Vortrag klar, der als Einstieg in eine Podiumsdiskussion diente, zu der die Hennefer CDU unter dem Motto "Einkaufserlebnis Hennef?!" am Donnerstagabend in die Meys Fabrik eingeladen hatte. Mittelzentren wie Hennef hätten laut Pipke allerdings auch ihre Vorteile. Grundversorgung plus Individualität könnten demnach tatsächlich zu einem Einkaufserlebnis führen.

Bevor Moderator Hans Peter Lindlar mit Irmgard Graef, Vorsitzende der Hennefer Werbegemeinschaft, Modegeschäftsinhaberin Brigitte Fischer, Hajo Noppeney, Leiter der Curanum-Seniorenresidenzen, und Elektrofachhändler Lothar Bolz über die Vor- und Nachteile der Einkaufsstadt Hennef diskutierte, erläuterte Pipke vor zahlreichen Zuhörern, dass sich viel getan habe.

Die Ansiedlung von Müllerland und Bauhaus im Westen der Stadt, der Ausbau der Ladestraße samt Eröffnung einer Saturn-Filiale sowie die Entwicklung an der Bröltalstraße mit zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten - all das habe dazu beigetragen, den Kaufkraftabfluss in Hennef deutlich zu reduzieren. Das Nebenzentrum in Uckerath sei mittlerweile ein Paradebeispiel für eine optimale Nahversorgung entlang einer Bundesstraße. Besonders die dortige medizinische Versorgung sei in Zeiten, in denen nur wenige Ärzte ihre Praxen in ländlichen Bereichen betreiben, außerordentlich gut.

"Laut einer Statistik der Industrie- und Handelskammer konnte Hennef im vergangenen Jahr rund 84 Prozent der Kaufkraft binden. Das sind 15 Prozent mehr als 2013" sagte Pipke. "Das Ergebnis ist toll, aber noch ausbaufähig." Dafür will die Stadt künftig noch einiges tun. Nachdem das alte Parkhaus bald abgerissen werde, solle an gleicher Stelle ein neues entstehen, das im Erdgeschoss Einzelhandel beheimatet. Zudem werde an der Lindenstraße/Ecke Mozartstraße ein Wohn- und Geschäftshaus gebaut. "Falls es notwendig sein sollte, werden wir auch den Heiligenstädter Platz beplanen", sagte Pipke.

Die anschließende Podiumsdiskussion zeigte, dass es noch einiger Feinjustierungen bedarf. "Wir müssen einfach mal kommunizieren, dass es in Hennef bis auf ein oder zwei Sachen, beispielsweise Mode für Kinder, alles gibt", sagte Graef. Die Einkaufsmöglichkeiten in Nachbarkommunen wie Siegburg und Sankt Augustin sieht sie nicht als Konkurrenz. Auch dort seien Leerstände zu beobachten. "Wichtig ist doch, dass die Bürger für ihren Einkauf im Kreisgebiet bleiben", sagte Graef.

Mit Fischer war sich Graef einig, dass für ein Einkaufserlebnis mehr getan werden müsse. "Auch wenn es schwierig ist, aber der Marktplatz als Herzstück einer Stadt muss verschönert werden", so Graef. Fischer schlug vor, für eine Wohlfühlatmosphäre ein paar Pflanzenkübel aufzustellen. "Dafür würde ich auch die Patenschaft übernehmen", sagte Fischer. Schöne Cafés, die zum Verweilen einladen, könnten das Angebot abrunden.

Noppeney skizzierte das Einkaufsverhalten der älteren Menschen. "Zu uns kommen Firmen von außerhalb ins Haus, die den Senioren, die nicht mehr mobil sind, Waren anbieten. Das könnten auch Hennefer Firmen machen. Senioren, die noch mobil sind, kaufen natürlich in Hennef oder Siegburg ein. Dafür organisieren wir Busfahrten", sagte er.

Bolz bestätigte, dass die Ansiedlung von Saturn ihn zu einem Umdenken bewegt habe. "Ich habe mein Sortiment etwas umgestellt und biete Dinge an, die es bei Saturn nicht gibt. Das hat funktioniert." Sorge bereite ihm eher das Internet. "Die Menschen schauen nur nach dem Preis. Sie lassen sich von mir beraten, kaufen dann im Internet einen Fernseher und fragen mich anschließend, ob ich ihnen das Gerät einstellen kann", so Bolz.

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