Luke Mockridge im Hennefer Kur-Theater Balanceakt an der Gürtellinie

HENNEF · Für die Macher des Hennefer Kur-Theaters erwies sich die Verpflichtung von Luke Mockridge als Glücksgriff: Mehr als zweieinhalb Stunden lang unterhielt der gebürtige Bonner Comedian am Freitagabend das ausverkaufte Haus und ließ keine Längen aufkommen.

 Locker aus der Hüfte: Comedian Luke Mockridge.

Locker aus der Hüfte: Comedian Luke Mockridge.

Foto: Jens Kleinert

Das lag zum einen an der frischen Art des 25-Jährigen, der immer wieder das Gespräch mit seinen Zuschauern suchte und so die Grenzen zwischen einstudiertem Programm und Improvisation gekonnt verwischen ließ.

Zu einem großen Anteil lag es aber auch an der Themenauswahl, die sich, wie Ingo Teusch vom Kur-Theater lobte, "eng am Puls der Zeit" bewegte, und ein Sammelsurium dessen bildete, was viele junge Menschen seiner Generation heutzutage beschäftigt: Vom "Langweilen auf Facebook" und panischen Elternanrufen bei Technikproblemen ("Ich habe das Internet gelöscht." - "Okay, mach erst mal das Fenster zu." - "Habe ich. Die Türe auch noch?") spannte Mockridge den Bogen über Rapper Cro und "Germany's Next Top Model" bis hin zum Flirten in der Disco und One-Night-Stand-Erfahrungen mit schlechter Musikauswahl ("Ich will der Allerbeste sein!").

Aber auch die eigene "Jugend", insbesondere seine Schulzeit sowie Familienereignisse, ließ das "Kind der Neunziger" - so bezeichnet sich der 1989 geborene Sohn von Schauspieler Bill Mockridge und Kabarettistin Margie Kinsky selbst - Revue passieren: Der Versuch, zusammen mit dem Publikum das Titellied von Disneys "Gummibärenbande" anzustimmen, glückte anfangs zwar nicht, was jedoch auch an der überraschend bunt gemischten Altersstruktur (von zwölf Jahren in Elternbegleitung bis deutlich über 60 Jahre) der Zuschauer gelegen haben dürfte.

Der guten Stimmung tat dies aber keinen Abbruch: Immer wieder wurden die Erzählungen und Gesangseinlagen Mockridges - größtenteils "locker aus der Hüfte" vorgetragen - mit Zwischenapplaus und Gelächter quittiert.

Dieses - mehr oder weniger - Spontane führte jedoch auch zu grenzwertigen Momenten: Kommentare zu Showbusiness-Kollegen wie Heidi Klum, Joko Winterscheidt oder Franck Ribéry gingen unter die Gürtellinie.

Außerdem ließ der Comedian eine seiner zahlreich angereisten jungen weiblichen Zuschauerinnen vor Scham fast im Theatersessel versinken, indem er unter Verwendung ihres vollständigen Namens zunächst ihr Facebook-Profil aufrief sowie öffentlich kommentierte, und anschließend ein Lied improvisierte, in dem er der Abiturientin auf sehr direkte und anzügliche Weise Avancen machte.

Von diesen wenigen Momenten abgesehen lieferte der Jung-Comedian jedoch eine gelungene Leistung ab.

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