Stoßdorfer Männer 200. Geburtstag des Junggesellenvereins Stoßdorf

HENNEF · Es ist einer Handvoll Stoßdorfer Männer zu verdanken, dass in dem Ortsteil, der heute zu Hennef gehört, 1814 ein Junggesellenverein gegründet wurde. Mit seinen 200 Jahren dürfte der Junggesellenverein (JGV) Stoßdorf in Deutschland zu den ältesten seiner Art gehören.

 Starke Männer: Mit der traditionellen Scherentechnik wird der Pfingstbaum aufgerichtet.

Starke Männer: Mit der traditionellen Scherentechnik wird der Pfingstbaum aufgerichtet.

Foto: Ingo Eisner

Das muss gebührend gefeiert werden. Nachdem die 16 Junggesellen mit Unterstützung der Männerei, zu der 20 Mitglieder zählen, am vergangenen Samstag einen 30 Meter langen Pfingstbaum auf dem Dorfplatz vor dem Bürgerhaus aufgestellt haben, wird das runde Jubiläum am Pfingstwochenende gebührend gefeiert.

Am Samstag, geht es um 15 Uhr mit einem Empfang im Stoßdorfer Bürgerhaus los. Am Abend steigt dort ab 19 Uhr eine große Mallorca-Party. Am Pfingstsonntag treffen sich die Junggesellen um 10 Uhr zum traditionellen Eiersingen. "Wir gehen dann in Stoßdorf von Haus zu Haus und singen traditionelle Lieder", verrät Thorben Wellmann, seit vier Jahren Mitglied im JGV Stoßdorf.

Als Lohn für ihren Gesang erhalten sie kleine Spenden und Eier, die als Zutat für das große, kostenlose Eierkuchenessen am Nachmittag ab 16 Uhr im Bürgerhaus dienen.

Abends steigt dann ab 19 Uhr eine Disco-Party im Bürgerhaus. Der Montag startet für die Junggesellen, wie jedes Jahr, mit einem Hochamt in der Dorfkirche und einem anschließenden Festumzug durch Stoßdorf, bei dem auch das aktuelle Maikönigspaar abgeholt wird.

Das sind diesmal der 22-jährige Servicetechniker Chris Zank und die 21-jährige Redaktionsassistentin Katja Franzkowiak, die seit fünf Jahren dem Verein angehören. Zum Abschluss der Feierlichkeiten wird ab 18 Uhr der Paias, der für alles Böse steht, vor dem Bürgerhaus begraben.

"Wir sind ein sehr traditionsbewusster Verein", sagt Thorben Wellmann, bei den Junggesellen für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. "Bei vielen Vereinen steht bereits vor der eigentlichen Mailehenversteigerung fest, wer das Maikönigspaar wird. Bei uns nicht", so Wellmann. Die Versteigerung fände zumeist an einem Abend zwischen dem Weißen Sonntag und der Nacht zum 1. Mai statt.

Auch Maigrafenpaare haben die Stoßdorfer Junggesellen nicht und der Pfingstbaum werde auf althergebrachte Art aufgestellt. "Hierbei arbeiten wir mit der traditionellen Scherentechnik, um den Baum durch die reine Muskelkraft der gesamten männlichen Dorfbevölkerung aufzurichten", sagt Wellmann.

"Diese Technik wird unseres Wissens nach nur noch von uns gepflegt." Zwölf weibliche Mitglieder zählt der Verein und 16 junge Männer, die sich für den Verein und die Brauchtumspflege engagieren. Ältestes Mitglied ist Vorsitzender Bastian Schneider (32), seit sieben Jahren in dieser Funktion. In den Verein eintreten kann man bereits mit 16 Jahren. Die Hierarchie ist klar strukturiert: Das Maikönigspaar herrscht, der Vorsitzende wird Schultheiß genannt.

Martin Schröer bekleidet die Stellung eines sogenannten Schöffen und ist somit Stellvertreter des Schultheiß. "Als Mitglied lernt man neue Menschen und auch das Dorf, in dem man lebt, viel besser kennen", sagt Wellmann, der vor vier Jahren über einen Arbeitskollegen seines Vaters dazustieß. Dokumente über die 200-jährige Geschichte gibt es nicht viele. Beim Pfingstfest wird aber Ehrenfähnrich Thomas Dalmus eine 100 Jahre alte Vereinsfahne schwenken.

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