Prozessauftakt im Bonner Landgericht Mordversuch mit vergiftetem Mettbrötchen

EITORF/BONN · Als die 53-jährige Angeklagte von Justizwachtmeistern in den Gerichtssaal gebracht wird, versteckt sie sich sofort vor den Kameras, die auf sie gerichtet sind.

Die medizinisch-technische Assistentin, die seit fast acht Monaten in U-Haft sitzt, und nun sorgfältig geschminkt neben ihrer Anwältin Platz nimmt, soll versucht haben, die demente Mutter ihres Freunden mit einem vergifteten Mettbrötchen zu töten.

Mordversuch aus Heimtücke und zur Verdeckung von zuvor begangenen Straftaten wirft ihr die Staatsanwaltschaft vor, denn sie soll den Tötungsversuch deshalb begangen haben, weil sie laut Anklage eineinhalb Jahre lang das Konto der 76-jährigen Seniorin mit der gefälschten Unterschrift des Freundes 39 Mal um 14 500 Euro geplündert hatte und dieser Betrug nun aufzufliegen drohte.

Denn ihrem als Betreuer seiner Mutter eingesetzten Freund, der auch Bankvollmacht hatte, sollte die Betreuung wegen weiterer hoher Fehlbeträge entzogen werden. Und laut Anklage hatte die bereits vorbestrafte 53-Jährige nicht nur Angst, als Betrügerin entlarvt zu werden, sondern sie wollte auch verhindern, dass ihr Freund die Kontrolle über das Vermögen seiner Mutter in Höhe von 100.000 Euro verliert. Und am Abend des 24. März besuchte sie laut Anklage mit ihrem Freund die 76-Jährige, die bei einer Pflegerin in Eitorf wohnte, mit Mettbrötchen.

Und in einem Brötchen soll die gelernte Arzthelferin mehrere Tabletten versteckt haben, mit denen sie die demente Frau töten wollte. Nachdem die Angeklagte die Seniorin gefüttert hatte, fiel die auch tatsächlich in einen Dämmerzustand. Am nächsten Tag schaffte die Pflegerin die nicht mehr ansprechbare Frau ins Krankenhaus, wo sie allerdings nach drei Tagen wieder zu sich kam. Ins Visier der Ermittler geriet die Angeklagte nicht nur durch die Ergebnisse einer Blutprobe, die erhöhte Werte des starken Medikaments aufwies.

Sondern es wurde auch eine Tablette in einer Halsfalte der Seniorin entdeckt, desselben Medikaments, das Ermittler in der Wohnung der Angeklagten und ihres Freundes in Hennef fanden. Beide wurden schließlich festgenommen, doch der Sohn des Opfers kam schon am nächsten Tag mangels dringenden Tatverdachts frei. Gegen ihn wird dennoch ermittelt. Es steht im Raum, dass weitere 40.000 Euro vom Konto seiner Mutter fehlen. Laut Anklage liegt das Motiv für die Tat der arbeitslosen Angeklagten in ihrer finanziellen Situation.

Und die Ermittler sind sicher: Sie war es auch, die vier Tage nach dem gescheiterten Mordanschlag und vor ihrer Verhaftung bei der Rettungsstelle des Kreises mit einem Bombenanschlag drohte. Der Grund: Ihr Freund hatte einen Termin beim Amtsgericht, das ihm die Betreuung entziehen wollte. Und das wollte sie verhindern.

Im Ermittlungsverfahren bestritt die 53-Jährige alle Vorwürfe. Gestern schwieg sie, obwohl ihr Kammervorsitzender Josef Janßen klar machte: Eine frühzeitige Aussage zahle sich aus im Fall einer Verurteilung. Und die drohe ihr.

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