Quarzgrube in Brenig Lebensraum nicht nur für Turteltauben

BORNHEIM · Einst wurden hier Bodenschätze abgebaut, heute ist sie Lebensraum für bedrohte Arten. Die Quarzgrube Brenig steht seit 1996 unter Naturschutz, seit 2009 kümmert sich der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) um die Pflege der etwa 18 Hektar großen Fläche.

 Ingrid Küsgens (rechts) erklärt die Geologie der Quarzgrube.

Ingrid Küsgens (rechts) erklärt die Geologie der Quarzgrube.

Foto: Tränhardt

Bei einem Infotag nahmen am vergangenen Samstag nun etwa 60 Besucher an geführten Exkursionen durch das Gelände teil. Viele von ihnen hatten die gleiche Motivation wie Kirsten Könen (43) und ihr elfjähriger Sohn Elias: "Wir möchten die Umgebung kennenlernen, schließlich laufen wir oft an der Quarzgrube vorbei. Außerdem haben uns ältere Bekannte aus dem Ort erzählt, wie sie als Kinder hier gespielt haben."

Von 1968 bis 1987 wurden in der Grube Kies, Ton und Quarzsand abgebaut, der hauptsächlich in der Glasindustrie verarbeitet wurde. "Es ist den Menschen aus der Region zu verdanken, dass wir hier heute ein Naturschutzgebiet haben", sagte Ingrid Küsgens vom BUND.

Denn als der Quarzsandabbau im Jahr 1975 intensiviert werden sollte, bildete sich eine Bürgerinitiative mit 250 Mitgliedern gegen diese Pläne. Sie war der Vorläufer des Landschafts-Schutzvereins Vorgebirge (LSV), der sich zusammen mit dem Kuratorium "Rettet das Vorgebirge!" gegen den Quarzsandabbau und später auch gegen eine Mülldeponie auf dem Gelände einsetzte.

Grund dafür war vor allem der Schwerlastverkehr rund um die Grube, erläuterte Küsgens weiter. Unter anderem kauften die Aktivisten Grundstücke in der Gegend auf, um die Transportwege zu blockieren. In den Jahren 2010 und 2011 kauften der BUND und das Vogelschutz-Komitee dann mit Unterstützung der Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege große Teile des Geländes auf. Seit dem Jahr 2010 setzen die beiden Naturschutzorganisationen mit Fördergeldern der Europäischen Union Pflegemaßnahmen in der Quarzgrube um.

Vielfältige Lebensräume zeichnen das Naturschutzgebiet aus. Im Quarzsand haben sich Sandbienen und Sandlaufkäfer angesiedelt. Das Grünland wird von Schafen und Ziegen beweidet, damit es nicht verbuscht und verwaldet. Tonteiche geben Amphibien wie dem Springfrosch und der Wechselkröte Lebensraum, Ein Waldbereich mit Eichen und Robinien gehört ebenso zum Konzept wie ein gerodetes Stück sogenanntes Offenland.

"Für viele Tiere ist das Gelände Ersatzlebensraum", erläuterte Küsgens. Ihr ursprünglicher Lebensraum sei nicht mehr vorhanden, nun siedeln sie sich in der Quarzgrube an. Nach einer Untersuchung des Bonner Museums Koenig gibt es 65 Vogelarten in dem Naturschutzgebiet, darunter auch bedrohte Arten wie Turteltauben, Mäusebussarde oder Uhus.

Eine Steilwand wird regelmäßig von Brombeerranken befreit, damit Uferschwalben heimisch werden können. Auch größere Tiere wie Wildschweine oder Rehe werden regelmäßig gesichtet.

Obwohl das Gelände in Botzdorf liegt, heißt es aus historischen Gründen "Quarzgrube Brenig". Der BUND bezeichnet es auch als "geologisches Freilichtmuseum". Denn mit Quarzsand, Braunkohle und Ton sind Ablagerungen aus dem Tertiär zu finden, Kiese, Sande und Löß stammen aus dem Quartär.

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