Gregor von Borstel vertritt Deutschland Bornheimer beim "Science on Stage Festival"

Bornheim · Ab Mittwoch treffen sich auf dem "Science on Stage Festival" in London 400 Lehrkräfte aus 24 europäischen Ländern und Kanada. Aus Bornheim ist Gregor von Borstel mit dabei.

 Im Chemieunterricht am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium: Lehrer Gregor von Borstel (Mitte) mit den Schülern Jonathan (links) und Sebastian.

Im Chemieunterricht am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium: Lehrer Gregor von Borstel (Mitte) mit den Schülern Jonathan (links) und Sebastian.

Foto: Wolfgang Henry (Archiv)

Der Chemielehrer des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums qualifizierte sich im November beim deutschen Vorentscheid des Festivals in Berlin mit der Vorstellung seines Projekts "Experimentelle Lernaufgaben". Was ihn und seine Teamkollegen in den kommenden Tagen in London erwartet, berichtete er Marcel Dörsing.

Wie darf man sich das vorstellen, wenn sich 400 Chemielehrer zu einem Festival treffen? Wird es überall brodeln, rauchen und knallen?
Gregor von Borstel: Ich bin sehr gespannt, was uns erwartet. Beim "Science on Stage Festival" sind aber nicht nur Chemielehrer dabei, sondern auch Lehrer anderer naturwissenschaftlicher Fächer wie Physik oder Biologie. Aber es wird sicher viel Interessantes zu sehen geben. Wir werden selbst so viele Unterrichtsmaterialien dabei haben, dass wir nicht fliegen, sondern mit dem Auto nach London fahren.

Wer zählt zu Ihrem Team?
Von Borstel: Das Team "LebensNaherChemieUnterricht" ist eine gemeinsames Projekt meines Kollegen Andreas Böhm vom Peter-Joerres-Gymnasium in Bad Neuenahr und mir. Außer uns fahren aber noch neun weitere Lehrer aus Deutschland nach London, um ihre Projekte vorzustellen.

Was wird Sie bei dem Festival erwarten?
Von Borstel: Man kann sich das als eine große Messe vorstellen, auf der Lehrer aus ganz Europa zusammenkommen und sich austauschen. Die teilnehmenden Teams stellen dort an Messeständen und in Workshops ihre Unterrichtsideen vor.

Gibt es denn auch etwas zu gewinnen?
Von Borstel: Nur die Ideen und das Wissen der anderen Lehrerkollegen.

Worum geht es bei Ihrem Unterrichtsprojekt "Experimentelle Lernaufgaben"?
Von Borstel: Das Projekt haben wir 2003 gestartet. Wir haben uns gefragt, wie wir es schaffen, dass sich Schüler mit den Fachinhalten beschäftigen. Ganz sicher leidet Chemie unter seiner abstrakten Fachsprache. Daher haben wir nach klareren Kontexten gesucht, in denen sich das Wissen einfacher vermitteln lässt.

Wie sieht das konkret im Unterricht aus?
Von Borstel: Die Schüler untersuchen die Chemie, die in Alltagsprodukten steckt. Zum Beispiel gibt ein Getränkehersteller an, dass sein Wasser ein Mehr an Sauerstoff beinhaltet. Davon ausgehend gucken wir dann, was es mit der Löslichkeit von Gasen in Wasser auf sich hat. Ein anderes Beispiel sind Outdoor-Mahlzeiten, die sich nach dem Aufreißen selbstständig erhitzen. Das ist nichts anderes als ein Korrosionsvorgang. So lässt sich verstehen, was beim Rosten an der Luft passiert. Die Schüler haben dann die Aufgabe, nicht nur den Beutel zu untersuchen, sondern sich auch zu überlegen, wie sie die chemischen Prozesse zum Beispiel innerhalb einer Fernsehsendung präsentieren könnten.

Und wie kommt das bei Ihren Schülern an?
Von Borstel: Ich denke, die Reaktionen sind sehr positiv. Das merkt man auch daran, wie Schüler die Aufgaben annehmen. Kürzlich haben es Schüler in einem Grundkurs nicht dabei belassen, nur eine Fernsehsendung zu konzipieren: Sie haben Videoclips gedreht.

Videodrehs im Chemieunterricht?
Von Borstel: Natürlich. Die Unterrichtsstunden dienen natürlich dazu, Fachinformationen weiterzugeben. Darüber hinaus sollen im Chemieunterricht auch Kompetenzen vermittelt werden. Dazu zählt auch die Präsentation.

Apropos Videos: Als Chemielehrer werden Sie von Ihren Schülern, doch bestimmt oft auf die amerikanische Serie "Breaking Bad" angesprochen? (Die Serie handelt von dem Chemielehrer Walter White, der nach einer Krebsdiagnose sein Wissen dazu verwendet, um synthetische Drogen herzustellen, Anm. d.Red.)
Von Borstel: Natürlich, das kommt schon vor. Die Serie ist tatsächlich hin und wieder Thema im Unterricht. Chemie spielt darin an verschiedenen Stellen eine Rolle, etwa, wenn der "Held" einen Wohnwagen wieder zum Laufen bringt, indem er eine Batterie herstellt. Insofern ist "Breaking Bad" für den Chemieunterricht das, was früher einmal die Serie "MacGyver" war - allerdings stellen wir natürlich keine Drogen im Unterricht her (lacht).

Zur Person

Gregor von Borstel ist Lehrer für Chemie und Geschichte am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium Bornheim, Fachleiter sowie Fachmoderator Chemie. Daneben hat der 44-Jährige das Team "LebensNaherChemieUnterricht" mitbegründet. Auf der dazugehörigen Internetseite www.lncu.de präsentieren er und drei andere Lehrer Materialien und Ideen, die exemplarisch zeigen, wie die in den Bildungsstandards beschriebenen Kompetenzbereiche im Chemieunterricht vermittelt werden können.

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