Landwirte in der Region Auch im Winter geht's aufs Feld

Bornheim/Meckenheim · Was machen Landwirte im Winter, wenn ein Großteil der Ernte eingefahren ist? Was wächst jetzt überhaupt noch auf den Feldern im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis? Der General-Anzeiger hat sich bei Bauern in Voreifel und Vorgebirge umgehört.

 Grünkohl ist ein typisches Wintergemüse: Der Waldorfer Landwirt Karl-Heinz Steiger inmitten eines Kohlfeldes.

Grünkohl ist ein typisches Wintergemüse: Der Waldorfer Landwirt Karl-Heinz Steiger inmitten eines Kohlfeldes.

Foto: Axel Vogel

Von einer Erholungsphase im Winter kann bei Karl-Heinz Steiger vom gleichnamigen Gemüsehof in Bornheim-Waldorf keine Rede sein. Der Hof ist ein Ganzjahresbetrieb, der circa 30 bis 35 Kulturen anbaut. Rund eineinhalb seiner insgesamt 14 Hektar Anbauflächen kultiviert Steiger mit Wintergemüse wie Porree, Sellerie, Rosenkohl, Weißkohl und Rotkohl. Wie die verschiedenen Gemüsesorten geerntet werden, ist sehr unterschiedlich. So schlagen beispielsweise beim Rosenkohl zwei Mitarbeiter den Strunk ab und stapeln die Röschen in der Lagerhalle. Möhren und Porreestangen bleiben "im Feld stehen" und werden erst kurz vor dem Verkauf aus der Erde herausgezogen und gewaschen.

Kopf- und Krautsalat zieht Steiger bis Weihnachten im Gewächshaus. Und schon im Januar pflanzen er und seine Mitarbeiter neue Salate. Sellerie, Anfang September geschnitten, lagert den Winter über in einer "Erdmiete", einer mit Stroh abgedeckten Furche auf dem Feld, und wird erst vor dem Verkauf vom Feld geholt und gewaschen. Das Selleriefeld wurde bereits gerodet, damit im April Zuckerrüben gepflanzt werden können. "Durch den jährlichen Wechsel der Anbaukulturen zwischen Gemüse, Weizen, Kartoffeln und Zuckerrüben wird der Boden geschont", erläutert Landwirt Steiger.

[kein Linktext vorhanden]Wenn die Temperaturen in den Frostbereich absinken, werden die Möhren mit Vlies und ab minus sieben Grad obendrein mit Stroh abgedeckt. Andere Gemüsesorten wie Rosen- und Grünkohl vertragen auch ohne Abdeckung Temperaturen im Minusbereich, sagt Steiger. Der Waldorfer hofft auf frostige Temperaturen im Januar, damit der Boden gefriert und Schädlinge wie die "Weiße Fliege" nicht überleben.

Mehr Kälte wünscht sich auch Landwirt Norbert Pesch aus Brenig. Auf 130 Hektar hat er lagerungsfähigen Winterspitzkohl, Wirsing und Petersilienwurzeln angebaut und schon im September/Oktober geerntet. Rund 65 Tonnen Winterspitzkohl und 300 Tonnen Petersilienwurzeln lagern bereits in seinem Kühlhaus. "Die milden Temperaturen in diesem Jahr haben die Erntezeit bei Freiland-Spitzkohl um vier Wochen verlängert. Außerdem hat das milde Klima die Essgewohnheiten der Kunden verändert. Die Leute kochen dann anders", stellt der 52-jährige Landwirt fest.

Auf einem von Peschs Feldern wachsen noch 40.000 Wirsing-Köpfe (48 bis 50 Tonnen) heran, die im Januar per Hand geschnitten werden. Acht bis zehn Grad unter Null vertragen die "Köpfe". "Bei solchen Minusgraden werden die Temperaturen im Kühlhaus auf zwei Grad hochgestellt", erklärt Pesch. Auch sein Hof ist ein Ganzjahresbetrieb, denn Pesch kultiviert auch im Frühjahr und Sommer Gemüse wie Blumenkohl oder Romana-Salatherzen. "Auch wenn wir das ganze Jahr zu tun haben, im Winter ist mehr Ruhe", sagt der Landwirt aber.

Für Manfred Felten, der in Meckenheim Erdbeeren und Äpfel anbaut, ist mit dem Pflücken der letzten Apfelsorte Braeburn Anfang November derweil die Erntezeit vorbei. "Wir haben mit 450 Tonnen ein Drittel mehr Äpfel geerntet als 2014 und damit die beste Ernte eingefahren, die ich je hatte", freut sich der Meckenheimer. Die freie Zeit in den Wintermonaten nutzt der Landwirt für den Rückschnitt seiner Apfelbäume und für neue Baumanpflanzungen, will er doch auf lange Sicht die 23 Hektar Anbaufläche auf 30 Hektar erweitern. Und in der Zeit bis Weihnachten hat Felten Tannenbäume verkauft.

Sehr zufrieden mit der Apfelernte 2015 zeigt sich auch der Meckenheimer Demeter-Landwirt Kazim Bois, der die Steigerung seiner Ernte im Vergleich zum Vorjahr auf 20 bis 30 Prozent beziffert. Für ihn ist aber mit dem Einfahren der Obsternte die Arbeit nicht zu Ende, denn auch im Winter stehen er und seine Mitarbeiter im Feld: Dann ernten sie Rosenkohl, Radicchio, Petersilie, Grünkohl, Feld- und Endiviensalat.

Noch bei minus fünf bis zehn Grad wird die Ernte eingefahren. Wird es allerdings kälter, könnte die Ernte zerstört werden. Über mangelnde Arbeit während der kalten Jahreszeit kann sich Bois jedenfalls nicht beklagen. "Abgesehen von der Feldarbeit nutzen wir die Zeit für neue Anpflanzungen von Obstbäumen, falls dies nötig ist", erklärt der 45-Jährige.

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