Lebensmittelausgabe-Stellen Wenn das Geld nicht ausreicht

BORNHEIM · Immer mehr Bornheimer und Alfterer besuchen regelmäßig die Lebensmittelausgaben der Evangelischen und Katholischen Kirchen.

 Das Team der Lebensmittelausgabe in der Versöhnungskirche in Bornheim.

Das Team der Lebensmittelausgabe in der Versöhnungskirche in Bornheim.

Foto: Wolfgang Henry

Freudestrahlend zieht Dagmar Lamprecht ihren kleinen schwarzen Einkaufsroller aus dem Gebäude der Evangelischen Versöhnungskirche in Bornheim. Der Grund für die gute Laune der 72-jährigen Rentnerin: Ein mit Kuchen, Brot, Äpfeln, Kartoffeln, Eisbergsalat und Aufschnitt gut gefüllter Trolley. Und das alles geschenkt.

Jeden Mittwoch zwischen 10.30 und 12 Uhr öffnet die Lebensmittelausgabe der Evangelischen und Katholischen Kirchen (LebEKa) in Bornheim die Pforten des Gotteshauses in der Königstraße 21 und versorgt Bedürftige aus Bornheim, Brenig und Roisdorf.

"Ich bin so unendlich dankbar, dass es so etwas gibt", sagt Dagmar Lamprecht, die aus Berlin stammt. Seit etwa zwei Jahren ist der Gang zur LebEKa ein fester Bestandteil ihres Terminkalenders. "Am Anfang hat mich das aber schon einige Überwindung gekostet." Doch ihre geringe Rente zwingt sie dazu. "Nach allen Abzügen bleiben mir gerade einmal 190 Euro zum Leben", berichtet Lamprecht, die 52 Jahre berufstätig war. So wie ihr geht es auch vielen anderen.

"Angefangen haben wir mit zehn Haushalten. Inzwischen sind es in den Ausgaben in Bornheim, Kardorf, Hersel und Oedekoven 270 Haushalte mit rund 800 Personen", erklärt Alfons Fischer-Reuter, ehrenamtlicher Koordinator. Durch die höheren Zahlen an Asylbewerbern steigt die Zahl der Kunden stetig. "Momentan befinden sich darunter viele Syrer", so der Koordinator. Zur Stammkundschaft der Lebensmittelausgabe gehören aber auch Hartz-IV-Empfänger, Geringverdiener, Rentner, Alleinerziehende und kinderreiche Familien.

"Viele gehen voll arbeiten, dennoch reicht das Geld am Ende leider nicht aus", berichtet Stefanie Schmelzer, Diplomsozialarbeiterin und Diakonin der Evangelischen Gemeinde Bornheim. Einige würden das Angebot der LebEKa aus Scham gar nicht erst in Anspruch nehmen. Wer aber die Lebensmittelspende erhalten möchte, muss sich bei Stefanie Schmelzer zunächst mit einem Einkommensnachweis oder einem Asylantrag anmelden.

Anschließend wird ein Ausweis ausgestellt, auf dem vermerkt ist, wie viele Erwachsene und Kinder im Haushalt versorgt werden müssen. Dann kann entsprechend viel von der kostenlosen Wochenration mitgenommen werden. Anhand der Anmeldungen im Vorhinein wissen die ehrenamtlichen Mitarbeiter der LebEKa das Angebot aufzuteilen. "Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür, wie viel pro Haushalt rausgegeben werden kann", sagt Schmelzer.

Die Lebensmittelspenden stammen von rund 50 Bornheimer Sponsoren, zu denen neben Lebensmittelgeschäften auch Bäckereien, Konditoreien, Landwirte, Hofläden und Großhändler zählen. Drei bis fünf Tonnen sammelt ein Großteil der 85 ehrenamtlichen Mitarbeitern wöchentlich ein. Darunter: Konserven, Molkereiprodukte, Backwaren, Obst, Gemüse und Fleisch. "Je nachdem, was gerade in den Geschäften übrig ist."

Jeden Mittwoch wird ein Teil der eingesammelten Waren ordentlich auf den Tischen in der Versöhnungskirche drapiert. "Etwa drei Stunden vor Öffnung beginnen wir mit dem Aufbau, sortieren Obst und Gemüse aus und putzen es", sagt Fischer-Reuter.

Zu den Helfern gehört auch Werner Soick. "Es ist wichtig zu helfen und nicht immer einfach nur zu meckern. Außerdem ist es ein tolles Team, mit dem es Spaß macht zusammenzuarbeiten", findet der Rentner. Bereits seit der Gründung im Jahr 2004 engagieren er und seine Frau Waltraud sich in der Lebensmittelausgabe, die bis zur Fertigstellung des neuen Gemeindezentrums im Geschwister-Imhof-Haus, ebenfalls an der Königstraße, untergebracht war.

Ohne viel zu fragen packt Soick zwei Stücke Kuchen und zwei Teilchen in den Korb einer Mutter. Man kennt sich. Dass die Ware nicht mehr tagesfrisch ist, sieht man ihr nicht an. Umso mehr sieht Fischer-Reuter Händler, aber auch Kunden gefordert, dem unkontrollierten Wegwerfen von Lebensmitteln entgegenzuwirken. Für die Zukunft wünscht er sich aber vor allem eines: "Es wäre toll, wenn weniger Menschen gezwungen sind, hier herzukommen."

Infos und Anmeldung

Stefanie Schmelzer, Büro der Sozialberatung, Königstraße 21 in Bornheim, dienstags von 14 bis 16 Uhr, Telefonnummer 02222/940444

Lebensmittelausgabe-Stellen der Evangelischen und Katholischen Kirchen

Ausgabe in Bornheim für Bornheim, Brenig und Roisdorf , Zeit und Ort: jeden Mittwoch von 10.30 bis 12 Uhr in der Evangelischen Versöhnungskirche, Königstraße 21; Anmeldung: 9.15 bis 10.15 Uhr vor der Ausgabe; Neuanmeldungen: in der Sozialberatung, Königstraße 21, dienstags 14 bis 16 Uhr.

Ausgabe in Hersel für Hersel, Uedorf und Widdig, Zeit und Ort: jeden Donnerstag von 10.30 bis 11.30 Uhr in der Evangelischen Dreieinigkeitskirche, Mertensgasse 17a; Anmeldung: eine halbe Stunde vor der Ausgabe.

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